DFB-PokalfinaleEin Gefühl fast wie bei einer WM

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Abpfiff im Notenschlüssel: Hände vors Gesicht und an den Kopf.

  • Die Fans mussten das DFB-Pokalfinale statt in Berlin im Stadion zu Hause in Leverkusen gucken.
  • Viele Kneipen zeigten das frei empfangbare Spiel.
  • Lesen Sie die Eindrücke eines wichtigen Fußballabends in Zeiten von Corona.

Leverkusen – Finale in Berlin – und die meisten Fans mussten in der Stadt bleiben. Überall klebten Plakate, hingen Flaggen. Auch der Versorger EVL, der sonst unter den eingefärbten Stromkästen leidet, hatte tief in die Tasche gegriffen und den Standfuß des Wasserturms mit einer Plane in rot-schwarz verziert, die auf das DFB-Finale hinwies. Man ist ja Sponsor von Bayer 04.

Kneipen füllten sich

Schon am frühen Samstagabend füllten sich Kneipen mit Fans. Ein paar Polizisten standen vorm Stadion, aber weder dort noch auf der Bismarckstraße am Stadion-Eck spielte sich irgendetwas ab.

Die ganz harten Jungs versammelten sich an der Rathenaustraße, in der Mietkneipe Dax und nebenan in der Gaststätte Zum Stadtpark, im Vereinslokal der Fan-Gruppe „Schwarze Wölfe“. Auf der Rathenaustraße gab es nach dem Spiel einen Polizei-Einsatz.

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Fangesänge

Im Scala in Opladen konnten 100 Fans kostenlos unter Gleichgesinnten Fußball gucken. Eine ganz zuversichtliche Stimmung herrschte dort zu Beginn. Das erste Bayern-Tor nach 16 Minuten nahm man zwar entgeistert hin, doch noch war nichts verloren.

Weitgehend aufgehoben schienen am Samstagabend die geltenden Corona-Abstands-Regeln. Der Pokal hat seine eigenen Gesetze, heißt es, in Leverkusen wurden von vielen die geltenden Corona-Verordnungen außer Kraft gesetzt: Fangesänge in geschlossenen Räumen, lautes Rufen, später verzweifeltes Brüllen und eng stehende und sitzende Fans. Der Pokalabend könnte als ein Vortest für Karneval dienen.

Biergärten

Gut waren die Zuschauer in den Biergärten dran. Da wehte ein Lüftchen. Wie im Vorgarten im Manforter Treff, fast gegenüber der Polizei. In der vor allem bei Nachbarn geschätzten Eckkneipe mit der alten Ganser-Reklame („Für schlanke Leute“) an der Fassade durfte sogar jemand mit einem Bayern-München-Trikot zugucken – vom Bürgersteig aus, auf den der Wirt Tische gestellt hatte.

Das Wiesdorfer Trend in der Fußgängerzone hatte seine große Freiluft-Fernsehstube quer über die nach dem Widerständler Pfarrer Schmitz neu benannten Straße aufgebaut. Es gab genug Platz und viele Stehplätze.

Vier Fernseher für 17 Gäste

Wenige Meter weiter im Notenschlüssel: 17 Gäste. Mehr dürfen dort nämlich zur Zeit nicht rein, fünf Biersorten vom Fass und vier Fernseher in der verwinkelten Kneipe – und eine hohe Frauenquote. Die Siegerehrung mochten dort nicht mehr alle sehen.

Mit ihrem Frust konnten die Gäste im Notenschlüssel umgehen, im Gegensatz zu einigen auf der Rathenaustraße. Dort flogen Flaschen auf die Straße, eine Rauchpratone und Feuerwerk wurde gezündet, Polizisten beleidigt, die zwar Präsenz mit vielen Wagen zeigte, sich aber zurückhielt, nicht einschritt und sich schließlich zurückzog.

Die Runde durch die Leverkusener Fußball-Kneipen fühlte sich ein bisschen an wie bei der WM. Nur der Autokorso am Schluss hat gefehlt.

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