Die Kinderarmut in der Stadt ist so hoch wie nie zuvor

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Die Kinderarmut in Leverkusen ist auf den höchsten Stand seit zehn Jahren gestiegen. Mehr als jedes fünfte Kind oder Jugendlicher unter 18 Jahren (22,9 Prozent) hat 2017 in einem Haushalt gelebt, der auf finanzielle Hilfe wie beispielsweise Hartz IV angewiesen ist. Insgesamt 6386 Kinder und Jugendliche leben somit in Armut – zehn Jahre zuvor waren es lediglich 4865.

Die Zahlen gehen aus einer kleinen Anfrage der Leverkusener Landtagsabgeordneten Eva Lux von der SPD hervor. „Erschütternd“, betont Lux in einer Pressemitteilung. „Gerade vor dem Hintergrund der letzten Wachstumsjahre empfinde ich es als Skandal, dass so viele Kinder unverschuldet in Armut aufwachsen.“

Dass die Zahlen in den vergangenen Jahren so stark angestiegen sind, „überrascht niemanden“, sagt Helmut Ring, Leiter des Kinderschutzbundes in Leverkusen. Einer der vielen Gründe sind für ihn die rasant gestiegenen Mieten. Die Stadt könne sicherlich mehr gegen Kinderarmut tun, sagt Ring, räumt aber ein: „Leverkusen hält sich an die gesetzlichen Vorgaben.“ Letztendlich könnten die Kommunen alleine nicht viel bewirken, sagt er und plädiert für eine Art „Grundeinkommen für Kinder“: Eine Grundsicherung von 628 Euro soll jedem Kind Teilhabe an der Gesellschaft garantieren. Aktuell würden vor allem „Kinder aus gutbürgerlichen Familien doppelt und dreifach profitieren“, beispielsweise durch die Kinderfreibeträge.

Unterschiedliche Programme, die vom Land NRW mitfinanziert werden, sollen helfen, die Kinderarmut zu bekämpfen. Beispielsweise nimmt Leverkusen seit 2017 als eine von 40 Modellkommunen am Programm „Kommunale Präventionsketten“ (ehemals „Kein Kind zurücklassen“) teil. Auch bei „Kein Abschluss ohne Abschluss“ ist die Stadt dabei, hier wird Jugendlichen nach Beendigung der Ausbildung beim Übergang in den Beruf geholfen.

Nicht alle Landesmittel werden von der Stadtverwaltung aber tatsächlich abgerufen, heißt es in der Antwort auf die Kleine Anfrage. Am Aufruf für das Förderprogramm „Starke Quartiere - starke Menschen“ habe Leverkusen bislang nicht teilgenommen, heißt es aus dem Sozialministerium in Düsseldorf. „Wir nehmen sehr viele Möglichkeiten wahr“, betont Julia Trick, Pressesprecherin der Stadt Leverkusen, und verweist darauf, dass die Stadt bei „Kein Abschluss ohne Abschluss“teilnimmt, das als Fördergegenstand Teil des Programms „Starke Quartiere - starke Menschen“ ist.

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