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EM 2018Deutsche Meisterin Djamila Böhm finanziert ihren Traum via Crowdfunding

Lesezeit 4 Minuten
Djamila Böhm (Mitte) gewann über 400 -Meter-Hürden der Frauen den Titel bei den Deutschen Meisterschaften im Steigerwaldstadion in Erfurt (Thüringen).

Djamila Böhm (Mitte) gewann über 400 -Meter-Hürden der Frauen den Titel bei den Deutschen Meisterschaften im Steigerwaldstadion in Erfurt (Thüringen).

Leverkusen/Köln – Hartes Training, Disziplin und Verzicht. Wer es im Leistungssport zu etwas bringen will, der muss hart arbeiten und viel Zeit auf seinen Traum verwenden. Für Djamila Böhm (23) hat sich in diesem Sommer die harte Arbeit ausgezahlt.

Die Dellbrückerin und journalistische Mitarbeiterin des „Leverkusener Anzeiger“ wurde Deutsche Meisterin im 400 Meter Hürdenlauf. Ihren persönlichen Zenit hat sie damit aber noch nicht erreicht, sie will mehr und sie will besser werden. Die Europameisterschaft 2018 in Berlin ist ihr Ziel.

Der Wille alleine reicht hier aber nicht aus. Damit Djamila im kommenden Jahr an den Europameisterschaften teilnehmen kann, muss Geld her – für die Vorbereitung, die Anreise und Verpflegung. Als Studentin mit einem athletischen „Vollzeit-Hobby“ ist das allerdings schwer. Und so hat Djamila kurzerhand eine Crowdfunding-Aktion ins Leben gerufen.

Und die lief am Dienstagabend aus, erfolgreich: Mehr als 8000 Euro sind für ihren Traum zusammengekommen. „Einfach der absolute Wahnsinn“, schreibt sie auf ihrer Facebook-Seite.

Start mit Basketball

Djamilas Weg auf das Siegerpodest ist keine Geschichte von frühen Erfolgen, aber eine mit einem Happy End. Bevor es sie auf die Tartanbahn zieht, spielt Djamila erst einmal Basketball beim TV Bensberg. Erst als sie 14 Jahre alt ist wechselt sie zur Leichtathletik – für ihr Alter ist sie damit relativ spät dran.

Sie beginnt ihr Training, fängt beim TuS Köln rechtsrheinisch an und verliert ihr Herz direkt an das Hürdenlaufen. Ein Durchstarter ist sie aber nicht. „Ich war zwar nie schlecht und wäre auch fast in den Bundeskader gekommen, aber für ganz vorne hat es nie gereicht.“

Das lag vor allem an ihren Beschwerden. In dieser Zeit musste sich Djamila nach dem Training und nach Wettkämpfen, auch wenn sie nicht an ihre Grenzen gestoßen ist, übergeben. „Keiner wusste so recht, was genau los ist und es hat mich total frustriert.“ 2013 zieht sie für ihr Studium nach Düsseldorf und legt den Sport erst einmal auf Eis. „Für mich war klar, dass ich aufhören werde.“ Ein Jahr lang pausiert sie, bis sie merkt, wie sehr ihr der Sport fehlt.

Ihr alter Trainer reicht sie an Sven Timmermann weiter, der schnell herausfindet, dass Djamila an einer Nahrungsunverträglichkeit leidet und sich nicht übergeben muss, weil sie dem Druck den Wettkampfes nicht gewachsen ist, wie viele in der Zeit vermuten.

Mit der Nahrungsumstellung kommt auch der Erfolg. Djamila läuft bei Timmermann die 400 Meter in 58,99 Sekunden und ist somit zwei Sekunden schneller als zuvor. „Zwei Sekunden sind in der Leichtathletik eine Welt.“ Jedes Jahr kann sie sich deutlich steigern und kann im Sommer 2017 mit einer Bestzeit von 56,92 Sekunden den deutschen Meistertitel holen. Heute trainiert sie bis zu neunmal in der Woche.

Nun aber will Djamila weiter, oder besser gesagt: schneller werden. Ihr Ziel ist die Qualifikation für die Leichtathletik EM in Berlin 2018.

Dafür muss sie eine gewisse Norm erreichen, also eine Zeit bei einem Wettkampf laufen, die sie berechtigt, in Berlin zu starten. Weil aber eine gute Zeit nur durch gute Konkurrenz erzielt werden kann und Djamila nicht überall starten kann, muss Djamila für ihre Wettkämpfe reisen.

Ein hoher Kostenaufwand. Ebenso möchte sie an zwei Trainingslagern teilnehmen, um sich besser vorbereiten zu können. Auch die Kosten viel Geld, dass Djamila von ihrem Verein nicht gestellt bekommt. Kurzum lässt sich zusammenfassen: Wenn Djamila erfolgreich werden möchte, dann muss sie tief in die eigene Tasche greifen – also „dispotfinanzierten Leistungssport“ betreiben.

Was ist Crowdfunding?

Crowdfunding kann als eine Art Spendensammlung beschrieben werden, mit der Projekte, Produkte oder Unternehmen finanziert werden können. Diejenigen, die Unterstützung benötigen, erstellen eine Internetseite, über die das Geld gesammelt werden kann. Oft wird eine Mindestsumme angegeben. (hel)

Werbung mit Video

Für ihr Crowdfunding-Projekt drehte sie zusammen mit einem Freund ein Video. Auf der Plattform sind dann unterschiedliche Dinge für Geld zu erwerben, wie zum Beispiel ein Lauftraining mit Djamila oder eine Autogrammkarte. „Kleine Gesten“, wie Djamila es nennt. 

Berufsziel Auslandsreporterin

Nach der EM hat Djamila natürlich auch wieder Ziele – sportliche und akademische. Die Teilnahme an den Olympischen Spielen ist ihr großes Ziel, auf das sie nach der EM hinarbeiten möchte. Was die Uni angeht, schreibt Djamila erst einmal ihre Bachelorarbeit und pausiert danach ein Jahr, um sich auf die EM vorzubereiten. Danach möchte sie gerne ihren Master machen und später als Auslandkorrespondentin arbeiten.

www.fairplaid.org/#!mission-em-berlin-2018

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