Europawahl 2019In Leverkusen ist es auch nicht anders als im Bund

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Die Grünen sind schon früh in Partylaune. Klaus Wolf (rechts) klatscht im Ratssaal seine Parteifreunde ab. Danach geht es in die Fußgängerzone zum Feiern.

Die Grünen sind schon früh in Partylaune. Klaus Wolf (rechts) klatscht im Ratssaal seine Parteifreunde ab. Danach geht es in die Fußgängerzone zum Feiern.

Leverkusen  – Die Analyse ist schnell gemacht. „Katastrophe“, sagt Aylin Doĝan im Ratssaal. Die SPD-Chefin muss dramatische Verluste verdauen. Von 33,7 Prozent sind nicht mal 20 übrig geblieben. Das tut weh. Ungefähr halb so groß ist das Minus für die CDU. Sie fällt von 33,1 auf 26,1 Prozent. Auch dort gibt es am Sonntagabend lange Gesichter. Allerdings zeigt sich kaum ein halbwegs bekannter Christdemokrat im Rathaus.

Grüne feiern im Ratssaal

Dort kosten die Grünen knapp zwei Stunden lang ihr großartiges Ergebnis aus. Als OB Uwe Richrath um 21.23 Uhr das vorläufige Endergebnis verkündet, sind sie schon Feiern. Sie haben ihren Stimmanteil mehr als verdoppelt und liegen deutlich vor der SPD. Aus 9,5 sind 22,7 Prozent geworden. „Dass ich das noch mal erleben darf“, sagt Klaus Wolf. Dabei war der Mann immerhin mal erster grüner Bürgermeister im Land.

Die FDP gehört ebenfalls zu den Gewinnern des Abends. Sie hat sich von vier auf 6,7 Prozent verbessert, die AfD hat aus 6,6 9,4 Prozent gemacht. Die Linke dagegen erlitt leiichte Verluste: 4,3 statt 4,9 Prozent.

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Alles anders in Manfort

Das Wahllokal in der Pestalozzischule ist anders. Die SPD bekommt 102 von 382 gültigen Stimmen und ist mit Abstand stärkste Kraft, es folgen Grüne (76), CDU (64) und die AfD mit 50 Stimmen. In Manfort hat sich viel Prominenz versammelt – jedenfalls, was Wahlen angeht.

Alfred Zündorf, der frühere Chef des Bürgerbüros, sein Kollege Udo Reudenbach und Richard Meyer gehören zum sechsköpfigen Team. Meyer hat viele Wahlen als Organisator hinter den Kulissen absolviert; die an diesem Sonntag ist bei weitem nicht die schlimmste, was das Ringen mit den Zahlen angeht.

„1994, da wurden Bundestag und Stadtrat gemeinsam gewählt“, erinnert er sich. „Danach wurden in Köln die Wahlautomaten angeschafft. Schneller wurden die damit aber nicht.“

An diesem Abend in Manfort kommt die Technik dem Ex-Wahlorganisator auch nicht so schrecklich hilfreich vor: Auf seinem Smartphone hat er eine Excel-Tabelle angelegt, in die er später die Ergebnisse eintragen will. „Besonders benutzerfreundlich ist Android nicht.“ Nun ja, man muss halt 40 Parteien berücksichtigen.

Ein Zettel, 40 Parteien

Diese hohe Zahl macht dem Sechser-Team beim Auszählen tatsächlich das Leben unerwartet schwer. Für CDU, SPD, Grüne, FDP, AfD und Linke ist jeweils ein Tisch aufgestellt, auf den später die fast einen Meter langen Wahlzettel gelegt werden. Aber für die anderen 34 ist kein Platz im Wahlraum. Und so ist es schließlich doch 18.43 Uhr, als Meyer seine Schnellmeldung durchgeben kann. Bis dahin sind 386 Stimmen ausgezählt. Vier waren ungültig, befindet der Wahlvorstand. Für die Partei „Liebe“ hat niemand im Stimmbezirk 133 votiert.

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Das Rennen um die schnellste Auszählung hat das Manforter Team damit nicht für sich entschieden. Es war auch ein bisschen langsamer als Meyer sich vorgenommen hatte. Als er die Schnellmeldung telefonisch durchgibt, zieht sich auch das. Die Kollegin ringt mit der Software. „Nehmen Sie PC-Wahl“, rät der alte Fahrensmann Meyer. Aber diese Wahl hat die Kollegin an diesem Abend nicht.

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