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Chemie-Katastrophe in LeverkusenZweiter Expertenbericht stützt Explosionsthese

Lesezeit 28 Minuten
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Die Anlage nach der Explosion

  • In einer Sondermüll-Verbrennungsanlage in Leverkusen ist es zu einer Explosion gekommen.
  • Dieser Beitrag wird laufend aktualisiert.

Leverkusen – In der Sondermüll-Verbrennungsanlage des Chempark-Betreibers Currenta in Leverkusen ist es am 27. Juli zu einer Explosion und danach einem Großbrand gekommen.

Dienstag, 21. September

17:50 Uhr: Ein Druckanstieg wegen zunehmender Erhitzung ist nach weiteren Experimenten offenbar die Ursache für die Explosion am Giftmüllofen in Bürrig. Am Dienstag machte die Bezirksregierung den zweiten Zwischenbericht des von ihr beauftragten Sachverständigen öffentlich. Er enthält weitere Hinweise darauf, dass eine chemische Reaktion des Abfalls mit zunehmender Temperatur zu einem rapide ansteigenden Überdruck in Tank 3 geführt hat. Es habe eine „sich selbst beschleunigende Reaktion“ gegeben, die in der  letzten Viertelsekunde in einer Explosion mündete.  Damit wäre bestätigt, dass der Abfall  oberhalb der Selbsterwärmungstemperatur gelagert und so die Reaktion in Gang gesetzt wurde. 

Die Kölner Aufsichtsbehörde weist aber darauf hin, dass weitere Experimente erforderlich sind, um die Ursache der Katstrophe, bei der sieben Menschen ums Leben kamen und 231 verletzt wurden, erforderlich sind.

Montag, 30. August

15.48 Uhr: Gutachter der Bezirksregierung legt ersten Bericht vor

Der mit der Untersuchung der Explosion beauftragte Sachverständige hat einen ersten Zwischenbericht vorgelegt, der sich ausschließlich mit der Ermittlung der Brand- und Explosionsursache befasst. Das teilt die Bezirksregierung am Montag mit. Demnach hat vermutlich eine chemische Reaktion des Abfalls mit zunehmender Temperatur zu einem rapide ansteigenden Überdruck im Lagertank geführt, der trotz der vorhandenen Sicherheitssysteme des Tanks nicht mehr abgebaut werden konnte.

"Dem Zerplatzen des Tanks folgte dann wahrscheinlich eine Zündung der entstandenen Explosionswolke und dadurch der anschließende Brand im Entsorgungszentrum", heißt es.

Die Bezirksregierung Köln hatte nach dem Ereignis eine sicherheitstechnische Prüfung angeordnet. Bevor endgültige Schlussfolgerungen gezogen werden können, müssten aber weitere Untersuchungen des Sachverständigen abgewartet werden. Zur Möglichkeit der Veröffentlichung des Zwischenberichts laufen laut Bezirksregierung Abstimmungen mit der Staatsanwaltschaft (zum laufenden Verfahren) sowie mit der Firma Currenta (in Hinblick auf die Betriebs- und Geschäftsgeheimnisse).

Donnerstag, 26. August

Ergebnisse des Bio-Monitorings sind da

15.36 Uhr: Allen 460 Einsatzkräften bei der Explosion am Müllofen wurden Blut- und Urinproben abgenommen worden. Am Donnerstag machte Currenta die Ergebnisse öffentlich. Insgesamt habe es rund 23.000 Untersuchungen gegeben. Das Ergebnis: 55 Personen hätten Konzentrationen aufgewiesen, die nahe oder oberhalb der zulässigen arbeitsmedizinischen Grenzwerte lagen.

In vier Proben seien Konzentrationen des Lösungsmittels Aceton nachgewiesen worden. 13 Proben hätten Kresolwerte im Warnbereich oder darüber aufgewiesen. Das bedeute: Der kritische Grenzwert wurde zu mindestens 75 Prozent erreicht. Die Lösungsmittel 1-Propanol und 2-Propanol seien ebenfalls in 13 Proben gefunden worden, zwölf hätten Konzentrationen von PAKs im Warnbereich oder darüber enthalten. Bei 18 Proben seien zudem Benzol-Konzentrationen festgestellt worden. Der Stoff ist auf die Dauer krebserregend.

Prof. Hans Drexler, Direktor des Instituts und der Poliklinik für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, habe die  Befunde so eingeordnet: „Im Vergleich zu am Arbeitsplatz üblicherweise vorliegenden Belastungen sind die gefunden Werte natürlich hoch. Da es sich aber um ein einmaliges Ereignis gehandelt hat, sind die Befunde anders zu bewerten." Denn die vom Ausschuss für Gefahrstoffe erarbeiteten Grenzwerte basierten auf einer dauerhaften Exposition über das gesamte Arbeitsleben. Im Vergleich dazu sei die nach der Explosion festgestellte Belastung „sehr gering“.

Alle Einsatzkräfte seien von Currenta über ihre Ergebnisse informiert worden. Probanden mit erhöhten Werten seien ergänzende medizinische Beratungen sowie Folgeuntersuchungen angeboten worden, hieß es am Donnerstag.

Freitag, 20 August

Bürgergespräche, nur mit Anmeldung

13.23 Uhr: In der kommenden Woche bietet Hans Gennen an drei Terminen Sprechstunden für Bürgerinnen und Bürger an. Currentas Technischer Geschäftsführer steht am Dienstag, 24. August, zwischen 13 und 14.30 Uhr, am Mittwoch, 25. August, zwischen 10 und 12 Uhr sowie am Donnerstag, 26. August, zwischen 11.30 und 12.30 Uhr im Nachbarschaftsbüro „Chempunkt“ in der Friedrich-Ebert-Straße 102 zur Verfügung. Für die Sprechstunden muss ein Termin vereinbart werden: Das ist möglich über die Internetseite, die Currenta inzwischen für den Chemie-Unfall eingerichtet hat. Dort sollen Interessenten mitteilen, an welchem Tag sie in die Sprechstunde kommen wollen. Currenta benötige außerdem die Kontaktdaten der Bürgerinnen und Bürger sowie eine Telefonnummer für Rückfragen und die exakte Terminvergabe. www.currenta-info-buerrig.de Das Nachbarschaftsbüro in Wiesdorf werde sich dann mit genügend Vorlaufszeit für den genauen Besuchszeitraum zurückmelden, heißt es.Für den Besuch der Sprechstunden gilt die 3-G-Regel: Wer geimpft, von einer Corona-Infektion genesen oder getestet ist, kann kommen. Außerdem muss im Gespräch eine medizinische Mund-Nasen-Bedeckung getragen werden. 

  Montag, 16. August

Auch Currenta hat nichts Gefährliches gefunden

13.29 Uhr: Currenta veröffentlicht neue Ergebnisse. Soeben hat der Chempark-Betreiber eine eigene Internetseite freigeschaltet, auf der die Analysen nachgelesen werden können: www.currenta-info-buerrig.de Die Seite gliedert sich in die drei Bereiche: „Was passiert ist“ - „Was wir tun“ - „Wie es weiter geht“. Die zur Verfügung gestellten Informationen würden fortlaufend überprüft und aktualisiert.

Nach Unternehmensangaben wurden bislang 63 Proben genommen und von der eigenen Analytik untersucht. 43 waren Luft-, 20 waren Feststoff- und Wischproben aus der Nachbarschaft der Entsorgungsanlage in Bürrig. Bei keiner der Proben seien gesundheitsgefährdende Konzentrationen gemessen worden. 

Für die Luftproben seien zwei unterschiedliche Verfahren zum Einsatz gekommen, um ein größeres Analysespektrum abzudecken. Insgesamt seien die Proben auf 250 Stoffe analysiert worden. Mit einem Gaschromatographie-Screening seien Spuren zahlreicher weiterer Stoffe untersucht worden; vier Proben hätten Werte oberhalb der Bestimmungsgrenze aufgewiesen. Bei zwei dieser vier Proben seien sehr niedrige Konzentrationen an Toluol festgestellt worden - ein Lösungsmittel, das unter anderem in Kraftstoffen sowie Farben und Lacken enthalten ist. Bei einer dieser Proben habe man zudem geringfügige Konzentrationen für die Stoffe Methanol und Methylcyclohexan festgestellt. In allen Fällen sei die Konzentration aber unterhalb der als gesundheitlich bedenklich eingestuften Grenzwerte geblieben.

Die Feststoff- und Wischproben seien auf den Grundstücken von Anwohnern unter anderem in Gärten, auf Balkonen und Terrassen, von Autos sowie auf einem öffentlichen Spielplatz und einer Rasenfläche genommen worden. Bei elf dieser 20 Feststoff- und Wischproben seien geringe Konzentrationen von Dioxin und Polycyclischen Aromatischen Kohlenwasserstoffen (PAK) nachgewiesen worden. Aber mit Werten unter einem Nanogramm pro Quadratmeter seien diese Funde als gesundheitlich unbedenklich einzustufen, heißt es bei Currenta. Sieben Proben seien gezielt auf Phosphorsäureester untersucht worden, die den Inhalten des explodierten Tanks 3 zuzuordnen waren. In keiner dieser Proben habe man Phosphorsäureester nachgewiesen.

Lanuv-These gestützt

Mit Blick auf die Proben des Landesamts für Natur-, Umwelt- und Verbraucherschutz sieht man bei Currenta die Ergebnisse bestätigt. Die eigenen Proben stützten die vom Lanuv aufgestellte These, dass die Bestandteile der Chemikalien durch den unmittelbar nach der Explosion einsetzenden Brand fast vollständig zerstört oder durch die Thermik in größere Höhen getragen und dabei stark verdünnt wurden.

Currenta unterstütze weiterhin umfassend bei der Reinigung von öffentlichen sowie privaten Flächen und kümmere sich um die Säuberung von Kraftfahrzeugen, auch wenn keine der Proben gesundheitsgefährdende Stoffkonzentrationen erkennen lasse und gegen Reinigungsmaßnahmen durch die Anwohner keine Bedenken beständen.

  • Freitag, 13. August

Greenpeace kritisiert Aufklärung

18.30 Uhr: Die Verschmutzung durch die Explosion am Sondermüllofen von Currenta ist nach Meinung von Greenpeace nicht gründlich genug aufgeklärt. Viola Wohlgemuth, eine Chemikerin der Organisation, hat am Freitag weitere Proben in Bürrig genommen: „Wir haben noch einmal Erdproben und jetzt auch Wasserproben aus Regentonnen genommen“, sagte sie. Die Anzahl der Proben, die Lanuv, Currenta und Greenpeace bisher analysiert haben, sei höchstens als Stichprobe zu bezeichnen. Die Spannweite der Dioxinwerte dieser Analysen sei viel zu weit, als dass man sich schon damit zufrieden geben könne, sagte sie.

Untersucht werden jetzt auch die Rußproben, die der Bürriger Peter Odenthal am Unglückstag gesammelt hatte. Zu ungenau sei außerdem die von Currenta veröffentlichte Liste der verbrannten Stoffe. Viola Wohlgemuth fordert mehr Transparenz: „Entweder, die wissen wirklich nicht, was genau in den Tanks war, oder sie verkaufen uns alle für dumm.“ Currenta hatte Inhalte von Tanks genannt, aber nur im Groben.

Klar beurteilte das Grünen-Gründungsmitglied, der promovierte Chemiker Rainer Welte die von Currenta veröffentlichten Tabellen der Tank-Inhalte: Die dort aufgeführten Stoffe seien Chemikalien, die viel Geld kosteten, sagte er, aber sie seien ja mit weiteren Chemikalien verunreinigt, sonst müsse man sie nicht verbrennen. Diese Verunreinigungen seien aber in den Tabellen nicht genannt worden.

Letzter vermisster Mitarbeiter tot geborgen

13.22 Uhr: Rund zweieinhalb Wochen nach der Explosion in einer Sondermüllverbrennungsanlage in Leverkusen ist der letzte Vermisste gefunden worden. Feuerwehr und Polizei hätten den 50-jährigen Mitarbeiter tot geborgen und identifiziert, teilte die Kölner Polizei mit. Die Suche nach Vermissten sei damit abgeschlossen, die Aufräumarbeiten und Spurensicherung der Brandermittler am Explosionsort gehe aber weiter, so die Mitteilung.

Damit steigt die Zahl der Todesopfer bei dem Unglück vom 27. Juli auf sieben. 31 Menschen erlitten zum Teil schwere Verletzungen. Die Staatsanwaltschaft Köln hat ein Ermittlungsverfahren gegen unbekannt wegen des Verdachts auf fahrlässige Tötung und fahrlässiges Herbeiführen einer Explosion eingeleitet. Sie will herausfinden, ob menschliche Fehler zu der Katastrophe geführt haben.

  • Mittwoch, 11. August

Stoffliste ist jetzt öffentlich

14.10 Uhr: Soeben hat der Chempark-Betreiber Currenta das Versprechen erfüllt, das Landesumweltministerin Ursula Heinen-Esser am Montag im Landtag gegeben hatte: Die Stoffe, die in den Tanks waren, sind für alle Behälter aufgelistet. Folgen sollen die detaillierten Ergebnisse der eigenen Luft-, Pflanzen- und Bodenproben, die seit dem Ereignis im direkten Umfeld der Anlage genommen wurden. Auch hier hätten alle Proben keine erhöhten Werte gezeigt, heißt es.

  • Donnerstag, 5. August

Umweltamt findet keine Chemie im Boden

16:18 Uhr: Die Warnungen für Leverkusens Bürger wurden aufgehoben. Am Nachmittag teilte die Stadtverwaltung unter Berufung auf das Landesamt für Agrar, Umwelt und Verbraucherschutz mit, dass weitere Pflanzen- und Bodenproben "keine relevanten Konzentrationen und keinerlei Grenzwertüberschreitungen" ergeben hätten. Die Proben seien auf über 450 verschiedene Bestandteile von Agrarchemikalien untersucht worden. Deshalb gehe das Lanuv derzeit davon aus, dass außerhalb der Sondermüllverbrennungsanlage keine chemischen Stoffe niedergegangen sind, jedenfalls "mit hoher Wahrscheinlichkeit". 

Für die Bürgerinnen und Bürger der betroffenen Stadtteile, die in der Windrichtung der Explosionswolke lagen (Bürrig, Opladen, Küppersteg, Quettingen, Lützenkirchen und Rheindorf) bedeuten die Ergebnisse, dass die bisher dort geltenden Vorsichtsmaßnahmen aufgehoben werden. Trotzdem sollten sie Obst und Gemüse aus dem Garten vor dem Verzehr gut abwaschen oder schälen. Das Wasser aus Regentonnen sollten sie lieber in den Abwasserkanal kippen, Wasser aus Swimmingpools austauschen oder filtern. Verschmutzte Gegenstände und Flächen in den Außenbereichen könnten mit viel Wasser und einem haushaltsüblichen Spülmittel selbst gereinigt werden. Dabei bitte Handschuhe (z.B. Einmalhandschuhe) tragen, da die Rußpartikel sehr sauer waren. Diese sowie Reinigungstücher könnten anschließend über den Restmüll entsorgt werden.

Die Stadtverwaltung hat nach eigenen Angaben ihre Spielplätze sowohl in den öffentlichen Anlagen als auch in Kindergärten, sowie die Außenanlagen von Schulen kontrolliert. Verunreinigungen durch Ruß seien an Currenta gemeldet worden. Der Chempark-Betreiber wolle die Flächen begutachten und je nachdem den Sand austauschen. Auch die Spielgeräte würden gesäubert. Spielplätze, die vorsorglich gesperrt wurden, wo aber keine Rußniederschläge gefunden wurden, würden wieder geöffnet.

  • Dienstag, 3. August

Sechstes Todesopfer gefunden

18.20 Uhr: Eine Woche nach der Explosion und dem Brand in einer Leverkusener Sondermüllverbrennungsanlage ist im Bereich des Unglücks ein weiterer Toter gefunden worden. Das Opfer sei identifiziert worden, bestätigte am Dienstag eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft Köln. Durch die gewaltige Detonation kamen damit mindestens sechs Menschen ums Leben - nach Angaben der Kölner Polizei gilt ein Mensch noch als vermisst.

Auf dem großen Gelände des Chemparks in Leverkusen dauern die Ermittlungen der Kölner Polizei weiter an. Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen unbekannt wegen des Verdachts auf fahrlässige Tötung und fahrlässiges Herbeiführen einer Explosion. Die Aufräum- und Bergungsarbeiten werden nach Einschätzung des Chempark-Betreibers Currenta noch längere Zeit dauern. Zunächst hatte der WDR berichtet.

  • Sonntag, 1. August

In explodierten Tanks waren Chemikalien für Landwirtschaft

15.30 Uhr: Mehrere Tage nach der Explosion in einer Leverkusener Sondermüllverbrennungsanlage gibt es mehr Klarheit über die bei der Detonation involvierten Substanzen: Nach Angaben der Kölner Bezirksregierung und des Betreibers befanden sich Reste aus der Agro-Chemie-Produktion in dem Abfalltanklager. „Bei den Abfällen handelte es sich um flüssige Reststoffe aus der Produktion von Chemikalien für die Landwirtschaft deren Hauptbestandstandteil phosphor- und schwefelhaltige Chemikalien sind“, teilte die Bezirksregierung mit. Noch sei aber die Frage offen, ob durch die Detonation möglicherweise gesundheitsgefährdende Stoffe freigesetzt worden seien. Es würden weitere Proben genommen.

Der Betreiber Currenta erklärte ebenfalls, dass infolge der Detonation „phosphor- und schwefelhaltige Substanzen“ in Brand geraten seien. Durch die explosionsartige Freisetzung des Lösungsmittels und der anschließenden „Durchzündung“ sei zwar davon auszugehen, dass der Großteil des Abfallstoffs verbrannt sei. „Dennoch ist nicht mit Sicherheit auszuschließen, dass in nächster Umgebung der Unglücksstelle noch unverbrannte Partikel niedergegangen sind.“ Das nordrhein-westfälische Landesumweltamt (LANUV) und Currenta selbst würden daher weiterhin Proben auswerten.

Der genaue Inhalt der Tanks in der Müllverbrennungsanlage war zuvor nicht öffentlich bekannt gewesen. Das Landesumweltamt kündigte zugleich an, mit dem nun vorhandenen Wissen über die genaue Befüllung der Tanks weitere Untersuchungen anstellen zu wollen. Es handle sich dabei um eine Vorsichtsmaßnahme. Bis zu einer abschließenden Klärung sollen die Handlungsempfehlungen für Anwohner daher noch aufrechterhalten werden. Dazu zählt etwa, kein Obst oder Gemüse aus dem Garten zu essen oder verunreinigte Flächen anzufassen.

Nach der Detonation waren mindestens fünf Menschen umgekommen, zwei gelten weiterhin als vermisst. 31 Menschen wurden verletzt. Die Ursache für das Unglück ist noch nicht bekannt. Die Staatsanwaltschaft ermittelt in dem Fall gegen unbekannt wegen des Verdachts auf fahrlässige Tötung und fahrlässiges Herbeiführen einer Explosion.

  • Samstag, 31. Juli

Heinen-Esser fordert Aufklärung

13.28 Uhr: Nach der schweren Explosion in einer Leverkusener Sondermüllverbrennungsanlage hat NRW-Umweltministerin Ursula Heinen-Esser (CDU) den Unglücksort besucht und Aufklärung gefordert. „Jetzt müssen vor allem die Ursachen genau aufgeklärt und aufgearbeitet werden. Schnellstmöglich sind alle erforderlichen Maßnahmen einzuleiten, damit sich künftig ein derartig schlimmes Unglück nicht wiederholt“, erklärte die Politikerin am Samstag.

Nach der Detonation am Dienstagmorgen am Chempark waren mindestens fünf Menschen gestorben, zwei gelten weiterhin als vermisst. „Unsere Gedanken sind bei den Angehörigen“, sagte Heinen-Esser. „Zugleich gilt der Dank allen Einsatzkräften, die Tag und Nacht um das Leben der Kolleginnen und Kollegen gekämpft haben und noch kämpfen und eine weitere Ausweitung des Brandes verhindert haben.“

Die Ursache für das Unglück ist noch nicht bekannt. Die Staatsanwaltschaft ermittelt in dem Fall wegen des Verdachts auf fahrlässige Tötung und fahrlässiges Herbeiführen einer Explosion gegen Unbekannt. Sie will herausfinden, ob menschliche Fehler zur Katastrophe führten.

Nach der Explosion war es zudem zu einem Großbrand gekommen. Viele kleine Rußpartikel gingen über benachbarte Ortschaften nieder. Das NRW-Landesumweltamt (LANUV) hat in diesen bislang keine Rückstände von Dioxin nachweisen können, von Polychlorierten Biphenylen (PCB) und Polyzyklischen Aromatischen Kohlenwasserstoffen (PAK) seien nur sehr geringe Werte gemessen worden. Für Anwohner, die giftige Substanzen befürchtet hatten, bedeutete das eine erste Entwarnung. Allerdings soll es noch weitere Analysen geben. Nach Angaben des Umweltministeriums von Samstag wurde „für die Analytik der Brandrückstände“ eigens eine „Task Force vereinbart“.

  • Freitag, 30. Juli

Weiterhin kein Gemüse aus dem Garten essen – LANUV will auch Boden und Pflanzen untersuchen

Die Untersuchungen der Ruß- und Staubrückstände, die nach dem Brand in der Müllverbrennung des Chemieparks Leverkusen in den umliegenden Wohngebieten niedergingen, haben nach Angaben des Landesumweltamtes nur eine geringe Schadstoffbelastung ergeben. Es seien keine Rückstände von Dioxin und dioxinähnlichen Stoffen in den Rußpartikeln festgestellt worden, teilte das Landesamt am Freitag mit. Bei den Polychlorierten Biphenylen (PCB) und den Polyzyklischen Aromatischen Kohlenwasserstoffen (PAK) seien sehr geringe Werte gemessen worden, die die Bewertungsgrenzen unterschritten.

Die Ergebnisse deuteten darauf hin, dass die am Brandereignis beteiligten Stoffe nur ein geringes Dioxin-Bildungspotential gehabt hätten. Die Ermittlungen, welche weiteren Stoffe bei dem Unfall beteiligt waren, dauerten noch an. 

Das Landesamt für Umwelt empfiehlt die bisher geltendem Maßnahmen der Gesundheitsvorsorge aufrecht zu erhalten. Auf den Verzehr von Obst und Gemüse sollte daher weiterhin verzichtet werden, durch Ruß verunreinigte Flächen sollen nicht angefasst und nicht selbst gereinigt werden. Das gilt für das betroffene Stadtgebiet Leverkusen und die unmittelbar angrenzenden Bereiche der Städte Leichlingen und Opladen.

Neben der Untersuchung der Rußpartikel hat das Landesamt begonnen, ein Screening-Programm zu erarbeiten, das auch Boden- und Pflanzenproben beinhalten wird. 

Warten auf Analyse der Rußpartikel – Suche nach den Vermissten geht weiter

Das mit der Untersuchung betraute nordrhein-westfälische Landesumweltamt (LANUV) hat einen entsprechenden Bericht für „voraussichtlich Ende der Woche” in Aussicht gestellt.

Nach der Detonation hatten am Dienstag im Leverkusener Chempark – einem Gelände mit Chemie-Unternehmen – Tanks gebrannt, in denen nach Angaben der Betreiberfirma Currenta „organische Lösungsmittel” lagerten. „Das ist eine Klasse an Lösungsmitteln, die in der Chemie einfach als Reststoffe dann anfällt”, hatte Chempark-Leiter Lars Friedrich erklärt.

Nach dem Brand waren in Leverkusen viele kleine Rußpartikel niedergegangen. Die Stadt riet ihren Bürgern unter anderem, kein Obst oder Gemüse aus dem Garten zu essen, wenn sich entsprechender Staub darauf angesammelt habe. In einer ersten Einschätzung war das LANUV davon ausgegangen, dass es sich um „Dioxin-, PCB- und Furanverbindungen” gehandelt haben könnte, die über die Rauchwolke in umliegende Wohngebiete getragen wurden. Grundsätzlich sei es so, dass Dioxine bei jedem Brandereignis in mehr oder weniger hohen Konzentrationen entstünden.

„Dioxin-, PCB- und Furanverbindungen werden durchaus in Zusammenhang gebracht mit Missbildungen bei Neugeborenen von Tieren, weniger beim Menschen, als Umweltöstrogene oder auch Krebs erregende Substanzen beim Menschen”, erklärte Experte Daniel Dietrich von der Uni Konstanz. „Aber, nur in hohen Konzentrationen.” Nach seiner Einschätzung bestehe keine akute Gefahr für die Bevölkerung, wenn sie sich an die Handlungsempfehlungen halte.

Nach der Explosion wurden bislang vier Menschen tot aufgefunden. Ein Schwerverletzter starb zudem im Krankenhaus. Die Ermittler gehen noch von zwei Vermissten aus. Die Hoffnung, sie noch lebend zu finden, ist allerdings verschwindend gering. „Die Suche geht heute weiter“, sagte ein Polizeisprecher am Freitagmorgen.

Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen des Verdachts auf fahrlässige Tötung und fahrlässiges Herbeiführen einer Sprengstoffexplosion gegen unbekannt. 

  • Donnerstag, 29. Juli

Drei weitere Tote geborgen

Drei weitere Personen sind aus den Trümmern des Tanklagers tot geborgen worden. Das haben Polizei und Staatsanwaltschaft am Donnerstagnachmittag bekanntgegeben. Zur Identität würden keine Angaben gemacht, hieß es.

Polizei will bei Vermisstensuche mit DNA-Proben arbeiten

Bei der Suche der nach der Explosion in Leverkusen noch vermissten Menschen könnten auch DNA-Proben von Angehörigen zum Einsatz kommen. Die Polizei beabsichtigte, „von Angehörigen der Vermissten vorsorglich DNA-Proben zu entnehmen“, um gegebenenfalls „eine Identifizierung zu erleichtern“, erklärte ein Sprecher der Kölner Staatsanwaltschaft am Donnerstag.

Der Betreiber des von der Detonation erschütterten Leverkusener Chemparks geht davon aus, dass alle der noch fünf vermissten Arbeiter tot sind. Auch mehrere Tage nach der Detonation waren sie noch nicht in den Ruinen der Anlage gefunden worden.

Die gewaltige Explosion hatte sich am Dienstagmorgen in einer Müllverbrennungsanlage des Chemparks ereignet und ein Trümmerfeld hinterlassen. Mindestens zwei Menschen verloren ihr Leben, 31 wurden nach Angaben der Betreiberfirma Currenta verletzt.

Nach Explosion im Chempark Leverkusen: Suche nach Vermissten eingestellt

Nach der schweren Explosion in einer Leverkusener Müllverbrennungsanlage konzentrieren sich die Einsatzkräfte vor Ort nach Unternehmensangaben nun in Abstimmung mit den Ermittlern auf die Vorbereitung der Aufräum- und Bergungsarbeiten. Zuvor war die Hoffnung, Überlebende zu finden, immer weiter gesunken.

„Wir haben keine Hoffnung mehr, jemanden lebend zu finden“, sagte ein Sprecher der Chempark-Betreiberfirma Currenta am Donnerstagmorgen der Deutschen Presse-Agentur. Die Behörden würden jetzt die Ermittlungen zur Ursache der Detonation aufnehmen.

Bei der Kölner Polizei wurde eine Ermittlungsgruppe eingerichtet. Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen des Verdachts auf fahrlässige Tötung und fahrlässiges Herbeiführen einer Sprengstoffexplosion gegen Unbekannt.

Bei der Explosion in einer Müllverbrennungsanlage des Chemparks am Dienstagmorgen waren mindestens zwei Menschen getötet worden. 31 wurden laut Currenta verletzt. Fünf Menschen werden vermisst. Es handle sich demnach um vier Mitarbeiter des Unternehmens und einen Mitarbeiter einer externen Firma. (dpa)

  • Mittwoch, 28.Juli

Staatsanwaltschaft schließt menschliches Versagen nicht aus

Nach der Explosion in Leverkusen hat die Polizei Köln unter der Leitung der Staatsanwaltschaft Köln eine Ermittlungsgruppe eingerichtet. Es wurde ein Ermittlungsverfahren wegen des Anfangsverdachts des fahrlässigen Herbeiführens eine Sprengstoffexplosion und fahrlässiger Tötung aufgenommen. Das Verfahren richtet sich gegen Unbekannt. „Menschliches Versagen kann nicht ausgeschlossen werden“, sagte Oberstaatsanwalt Ulrich Bremer dieser Zeitung. Ob es zu dem schwierigen Vorfall bei Arbeiten auf dem Werk kam, könne noch nicht gesagt werden. 

Rauchwolke enthielt giftige Stoffe – Untersuchungen dauern aber noch an

Das nordrhein-westfälische Landesumweltamt (LANUV) teilte mit, man gehe „derzeit“ davon aus, dass über die freigesetzte Rauchwolke „Dioxin,- PCB- und Furanverbindungen“ in die umliegende Wohngebiete getragen worden seien. Die Betreiber-Firma des von der Detonation erschütterten Chemparks erklärte derweil, dass sie vom Tod der noch vermissten fünf Mitarbeiter ausgehe. Die Explosion hatte mindestens zwei Menschen getötet, 31 wurden nach Angaben des Betreibers Currenta verletzt. Die Ursache für die Detonation ist noch unklar.

Nach dem Unglück hatten Tanks gebrannt, in denen nach Angaben von Currenta „organische Lösungsmittel“ gelagert waren. Anschließend stieg eine riesige Rauchwolke auf, Rußpartikel gingen auf nahe gelegene Ortschaften nieder. Unklar war zunächst, welche Stoffe sich genau im Rauch befunden hatten. Die Stadt Leverkusen empfahl ihren Einwohnern unter anderem, kein Obst- oder Gemüse aus dem Garten zu essen, auf dem sich Partikel abgelagert hatten.

Das LANUV erklärte, nach seinen Informationen seien in den betroffenen Tanks unter anderem chlorierte Lösungsmittel gelagert worden. „Die besondere Problematik bei Stoffen, die Chlor beinhalten, ist, dass bei einem Verbrennungsprozess Chlorverbindungen zu Dioxin- oder PCB-Verbindungen werden können“, erläuterte ein Sprecher. In welcher Konzentration dies tatsächlich geschehen sei, werde aktuell noch in einem eigenen Dioxinlabor untersucht. „Diese Untersuchungen sind recht aufwendig, daher werden die Ergebnisse nicht vor Ende dieser Woche vorliegen.“

Die Frage nach der Konzentration ist entscheidend. „Dioxin,- PCB- und Furanverbindungen werden durchaus in Zusammenhang gebracht mit Missbildungen bei Neugeborenen von Tieren, weniger beim Menschen, als Umweltöstrogene oder auch Krebs erregende Substanzen beim Menschen“, sagte Daniel Dietrich, Leiter der Arbeitsgruppe Human- und Umwelttoxikologie an der Universität Konstanz, der Deutschen Presse-Agentur. „Aber – und das ist das große Aber – nur in hohen Konzentrationen. Und die liegen nicht vor, wenn das entsprechende Gebiet im Laufe der Zeit gereinigt und dekontaminiert wird.“

Die Stoffe klebten an Oberflächen, sagte er. „Sie springen einen nicht an, man müsste sie schon aktiv in den Körper transportieren – etwa, wenn man sich nach der Arbeit im Garten die Hände abschleckt.“ Selbst wenn man von oben bis unten mit den Partikeln bedeckt wäre, könnte man diese ohne Gefahr mit Seife abwaschen. „Nach meiner Einschätzung besteht also keine akute Gefahr für die Bevölkerung, wenn sie sich an die Handlungsempfehlungen des Landesumweltamtes und der anderen involvierten Behörden hält“, sagte Dietrich.

Da die endgültige Analyse zunächst noch ausstand, hielt die Stadt Leverkusen ihre Empfehlungen an die Bürger aufrecht. Der Ruß sollte nicht in die Wohnung getragen werden. Neben Obst und Gemüse seien in den betroffenen Arealen etwa auch Gartenmöbel oder Pools zu meiden. Wer dringend im Garten arbeiten müsse, sollte dabei vorsorglich Handschuhe tragen. Die Spielplätze in den - nahe am Explosionsort gelegenen - Stadtteilen Bürrig und Opladen blieben vorerst gesperrt. Bereits am Dienstag hatte die Kommune erklärt, Currenta werde „zeitnah die Straßen, Gehwege und Hauseingänge reinigen“. 

Betreiber Currenta hat keine Hoffnung mehr, die Vermissten lebend zu finden

Bei den zwei geborgenen Opfern der Explosion im Leverkusener Chempark handelt es sich um einen Currenta-Mitarbeiter und einen externern Mitarbeiter. Das haben Vertreter des Unternehmens am Mittwoch bei einer Pressekonferenz bekanntgegeben. „Wir müssen leider davon ausgehen, dass wir die fünf weiteren Vermissten nicht finden werden“, sagte Frank Hyldmar, Geschäftsführer bei Currenta. Vier der vermissten Mitarbeiter seien bei Currenta selbst angestellt, der fünfte sei ein externer Mitarbeiter. Das Unternehmen sprach den Angehörigen und Familien sein Beileid aus.

31 Menschen wurden bei dem Unglück am Dienstag verletzt. Ein Mitarbeiter sei schwer verletzt, über den Zustand der anderen könne Hyldmar nichts sagen. Er bedankt sich bei den Rettungskräften, der Stadt Leverkusen und Kollegen der Currenta, die sich eingesetzt haben.

Die Luft in Leverkusen und der Umgebung werde weiterhin auf Verschmutzungen überprüft. Da es sich um eine Einsatzstelle handele, könne man wenig weitere Informationen geben. Man diese alsbald möglich nachreichen. 

„Im Moment ist ein wesentlicher Einsatzschwerpunkt die Suche nach den vermissten Personen. Dazu setzen wir auch hochauflösende Drohnen ein", sagte Stephan Hummel, Leiter der Werksfeuerwehr. Zudem sichere man die Einsatzstelle in enger Koordination mit der Berufsfeuerwehr.

Leverkusener sollen wegen Ruß nach Explosion vorsichtig bleiben

Die Stadt Leverkusen hält ihre Bürger wegen niedergegangenen Rußpartikeln weiterhin zur Vorsicht an. Die Empfehlungen vom Vortag seien nach wie vor aktuell, sagte eine Sprecherin am Mittwoch. Noch gebe es keine genauen Analyseergebnisse des Landesumweltamtes (LANUV) zu den beobachteten Stoffen.

An Orten, an denen nach dem Unglück Rußniederschläge zu verzeichnen waren, sollen Leverkusener demnach vorsorglich kein Obst oder Gemüse aus dem Garten essen. Auch betroffene Gartenmöbel oder Pools seien besser zu meiden. Wer dringend im Garten arbeiten müsse, sollte dabei vorsorglich Handschuhe tragen. „Bitte keinen Ruß mit in die Wohnung tragen, das heißt die Schuhe ausziehen und vor der Haustür lassen“, hieß es in dem Aufruf der Stadt.

Nach Angaben der Stadt waren nach der Detonation und der anschließenden Rauchwolke „cent- bis eurogroße Partikel“ mit einer öligen Konsistenz registriert worden - vor allem im nahen Stadtteil Bürrig. Das Landesumweltamt (LANUV) habe die Niederschläge begutachtet und sei in der Analyse. Ergebnisse seien allerdings nicht vor Donnerstag zu erwarten. Daher bleiben auch weiterhin die Spielplätze in den - nahe am Explosionsort gelegenen - Stadtteilen Bürrig und Opladen gesperrt, wie die Stadtsprecherin sagte. Fenster könnten aber wieder geöffnet werden. Die Warnung sei aufgehoben.

Zweiter Toter ist zugeordnet

Bei dem zweiten, am Dienstagabend von Currenta gemeldeten Todesopfer der Explosion handelt es sich um den Mitarbeiter, der mit schwersten Verbrennungen in die Klinik in Köln-Merheim geflogen worden war. Das wurde aus dem Umfeld des Unternehmens bestätigt. 

Polizei will am Donnerstag Explosionsort in Leverkusen untersuchen

Nach der Explosion in einer Müllverbrennungsanlage in Leverkusen will die Polizei am Donnerstag mit Untersuchungen am Unglücksort beginnen. Geplant sei eine erste Begehung zusammen mit einem Sachverständigen und Verantwortlichen des betroffenen Leverkusener Chemparks, sagte ein Polizeisprecher am Mittwoch. Aktuell stehe noch die Suche nach vermissten Mitarbeitern im Vordergrund. 

Suche nach Vermissten kann länger dauern

Die Suche nach den fünf Vermissten im Chempark Leverkusen kann nach Einschätzung der Feuerwehr noch länger dauern. „Es ist die ganze Nacht gesucht worden und nachgelöscht worden und das wird heute im Laufe des Tages fortgesetzt“, sagte der Leiter der Leverkusener Feuerwehr, Hermann Greven, in einem Interview von WDR2 am Mittwochmorgen.

„Bis da endgültig Klarheit herrscht, wird es noch dauern“, fügte er hinzu. Von der Einsatzstelle gehe im Moment keine Gefahr aus. Rund 360 Einsatzkräfte seien nach der Explosion und dem Brand im Laufe des Tages im Einsatz gewesen.

Die gewaltige Explosion und der Brand hatten sich am Dienstagvormittag im Tanklager eines Entsorgungszentrums im Chempark Leverkusen ereignet. Die Ursache ist bisher noch nicht bekannt.

Suche nach Vermissten nach Explosion in Leverkusen geht weiter

Nach der Explosion in einer Müllverbrennungsanlage in Leverkusen geht die Suche nach den Vermissten weiter. Wie schon am Vorabend würden im Chempark noch immer fünf Menschen vermisst, sagte ein Sprecher der Deutschen am frühen Mittwochmorgen. Die Nachlöscharbeiten liefen ebenfalls weiter.

„Da gibt es keine neue Entwicklung.“ Bei dem Unglück am Vortag sind nach Angaben von Chempark-Leiter Lars Friedrich vom Dienstagabend mindestens zwei Menschen gestorben. Die Zahl der Verletzten beträgt aktuell 31. Davon schwebt ein Mensch den Angaben zufolge in Lebensgefahr.

Die Hoffnung, die Vermissten noch lebend zu finden, werde immer geringer, hatte Friedrich am Abend gesagt. Die gewaltige Explosion, die nach Zeugenberichten im Umkreis von vielen Kilometern zu hören war, ereignete sich demnach im Tanklager des Entsorgungszentrums Bürrig.

Die Ursache für die Explosion ist weiter unklar. Das Unternehmen rechnet damit, dass es noch einige Zeit dauern könnte, bis es erste Erkenntnisse gibt.

Aktuell gelten für Anwohner folgende Handlungsempfehlungen:

  • Nahrungsmittel aus dem Garten vorsorglich nicht verzehren.
  • Vorsorglich keine Spielplätze, Spielgeräte, Gartenmöbel, Pools etc. nutzen, auf denen Ruß niedergegangen ist.
  • Vorsorglich keine Reinigung der verschmutzten Gegenstände vornehmen, da eine erhöhte Schadstoffkonzentration bislang nicht ausgeschlossen werden kann.
  • Bei nicht aufschiebbaren Arbeiten im Garten vorsorglich Handschuhe tragen.

Sollten Rückstände und Rußniederschlage auf den Grundstücken und Straßen entdeckt werden, bitte an die Bürgerhotline melden: 0214-4063333

  • Dienstag, 27. Juli

Zweites Todesopfer geborgen

Rettungskräfte haben ein zweites Todesopfer geborgen. Das hat der Chempark am Abend bekanntgegeben. „Meine Gedanken sind bei den Verletzten und Angehörigen. Die Suche nach den Vermissten läuft weiter auf Hochdruck. Leider schwindet die Hoffnung, sie lebend zu finden zusehends”, so Chempark-Leiter Lars Friedrich.

Fünf weitere Menschen werden derzeit noch vermisst.

Entwarnung auch für Stadtteil Bürrig

Nachdem die Stadt am Nachmittag bereits Entwarnung für die übrigen Stadtteile gegeben hatte, ist nun auch die Warnung für den Stadtteil Bürrig aufgehoben. Fenster und Türen müssen nun nicht mehr geschlossen gehalten werden.

Laschet dankt Helfern nach Explosion in Leverkusen

Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) hat nach der Explosion im Chempark Leverkusen Familien und Mitarbeitern sein Mitgefühl ausgesprochen. Zugleich dankte er am Dienstag den Rettungskräften, „die durch ihren mutigen Einsatz Schlimmeres verhindert“ hätten und weiter unter Hochdruck nach Vermissten suchten, wie die Staatskanzlei mitteilte.

Leverkusen gibt fast überall Entwarnung

Nach der Explosion in einem Tanklager des Chemparks Leverkusen sollen Bürgerinnen und Bürger nur noch im besonders betroffenen Stadtteil Bürrig Fenster und Türen geschlossen halten. Für das übrige Stadtgebiet hob die Stadt diese Warnung am Dienstagnachmittag auf.

Die Luftqualität werde durch ein Messfahrzeug des Landesumweltamtes (LANUV) weiter kontinuierlich überwacht. Aktuell seien keine erhöhten Schadstoffbelastungen in der Luft messbar. Der Chempark erklärte auf Twitter, in Leverkusen würden Sirenen mit einem Dauerton auf die Entwarnung aufmerksam machen.

Rettungskräfte weiter im Einsatz – Straßensperrungen aufgehoben

Die Arbeiten im Gefahrenbereich dauern aktuell noch an. Feuerwehr, Rettungskräfte und Polizei sind weiter im Einsatz. Erst wenn diese abgeschlossen sind, werden Brandspezialisten der Kriminalpolizei die Ermittlungen zur Ursache der Explosion aufnehmen.

Laut derzeitigem Stand (16 Uhr) werden 31 verletzte Mitarbeiter medizinisch versorgt, fünf von ihnen erlitten schwere Verletzungen und werden intensivmedizinisch behandelt.

Vier weitere Menschen gelten aktuell als vermisst. Ein Mitarbeiter konnte nur noch tot geborgen werden. Aussagen zur Identität, Alter und den Todesumständen wird die Polizei zum Schutz der Angehörigen nicht veröffentlichen.

Alle Straßensperrungen um den Gefahrenbereich sind aufgehoben worden.

Warnung vor Rauchgasen im Oberbergischen Kreis aufgehoben

Der Oberbergische Kreis hat die Warnung vor Ausbreitung der Rauchgase am Nachmittag aufgehoben. Auch die Bürgerhotline, die der Kreis eingerichtet hatte, ist nicht mehr besetzt.

Warnung vor Rauchwolke aus Leverkusen sogar in Dortmund

Die Feuerwehr in Dortmund hat nach der Explosion im weit entfernten Chempark Leverkusen vor Geruchsbelästigungen in Teilen der Ruhrgebietsstadt gewarnt. „Gesundheitliche Beeinträchtigungen können nicht ausgeschlossen werden“, schrieb die Feuerwehr einige Stunden nach der Explosion am Dienstag auf Twitter. Fenster und Türen sollten geschlossen bleiben. Nach der Explosion hatte sich eine starke Rauchwolke gebildet, die weit über die Stadt hinwegzog. Leverkusen und Dortmund liegen rund 60 Kilometer Luftlinie voneinander entfernt. 

Anwohner sollen nach Explosion nichts aus dem Garten essen

Nach der Explosion in einer Müllverbrennungsanlage im Chempark Leverkusen sollen Anwohner in den nahen Stadtteilen Bürrig und Opladen vorerst kein Gemüse oder Obst aus dem Garten essen. Eine Einschätzung, ob in den Niederschlägen nach dem Brand „relevante Stoffe“ zu finden seien, sei nach Auskunft des Landesumweltamtes (LANUV) noch nicht möglich, erklärte die Stadt am Dienstag.

„Das Gesundheitsamt der Stadt Leverkusen weist daher vor diesem Hintergrund darauf hin, dass Bewohnerinnen und Bewohner der Stadtteile Bürrig und Opladen Nahrungsmittel aus dem Garten vorsorglich nicht verzehren und bei nicht aufschiebbaren Arbeiten im Garten ebenfalls vorsorglich Handschuhe tragen sollten.“ Dazu rät auch NRW-Umweltministerin Ursula Heinen-Esser. Nach Angaben der Stadt hatte nach der Explosion am Dienstagmorgen ein Tank mit Lösungsmitteln gebrannt. 

Weiter Unklarheit über Giftigkeit des Brandqualms

Nach der Explosion im Chempark Leverkusen mit einem Toten ist noch nicht klar, ob bei dem Brand giftige Substanzen freigesetzt worden sind. Die Analyse laufe noch, sagte der Leiter des Chemparks, Lars Friedrich, am Dienstag bei einer Pressekonferenz. Deshalb schließe er nichts aus. Die Warnlage sei noch nicht komplett zurückgenommen worden. Die Menschen im Umfeld des Chemparks seien weiter zur Vorsicht aufgerufen.

Friedrich bestätigte, dass ein Tank mit Lösemitteln gebrannt hat. Löschwasser habe nicht das Betriebsgelände verlassen. Es sei aufgefangen worden. Zur Ursache der Explosion könne er noch nichts sagen, da der Rettungseinsatz noch laufe, sagte Friedrich.

Erschütterung der Explosion kilometerweit zu spüren – Messgeräte schlugen aus

Die Erschütterung bei der schweren Explosion im Leverkusener Chempark ist am Dienstag auch noch viele Kilometer entfernt zu spüren gewesen. Mehrere Stationen des Geologischen Dienstes Nordrhein-Westfalen hätten die Explosion gemessen, sagte ein Seismologe am Dienstag. Unter anderem sei sie auch an einer Station im Hespertal, rund 40 Kilometer nördlich von Leverkusen, registriert worden.

Norbert Walter-Borjans drückt Mitgefühl aus

Der SPD-Parteivorsitzender Norbert Walter-Borjans hat den Betroffenen der Explosion in Leverkusen sein Mitgefühl ausgesprochen.

"Die Nachrichten aus Leverkusen sind alarmierend. Meine Gedanken sind bei den Verletzten und Vermissten, ihren Angehörigen und denen des Todesopfers", so Borjans. Alle Hoffnung richte sich darauf, dass die noch Vermissten sich In Sicherheit bringen konnten. "Mein Dank gilt den Feuerwehrleuten, den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern bei der Stadt Leverkusen und allen anderen Helfenden, die gerade mit der Eindämmung der Explosionsfolgen kämpfen. Das ist besonders in Zeiten anhaltender Hiobsbotschaften ein weiterer schwerer Schlag für die Chemiestadt Leverkusen."

Feuerwehr in Köln untersucht Luft auf Schadstoffe

Die Löschgruppe Widdersdorf der freiwilligen Feuerwehr der Stadt Köln untersucht die Luft in der Paulinenhofstraße in Flittard auf Schadstoffe. Nach einer Explosion in Leverkusen ist unklar, ob Schadstoffe in die Luft gelangt sind. Es werden Messfahrten und Schadstoffmessungen durchgeführt.

Ein Schwerstverletzter befindet sich in Lebensgefahr 

Ein Schwerstverletzter befindet sich nach der Explosion mit schwersten Brandverletzungen im Krankenhaus in Merheim, es besteht Lebensgefahr. Zur Identität des Verstorbenen gibt es aktuell keine Angaben.

Ruß-Niederschläge: Zwei Spielplätze vorsorglich gesperrt – Bürgerhotlines eingerichtet

Eine Einschätzung, ob in den Niederschlägen relevante Stoffe zu finden sind, ist nach Auskunft des Landesamtes für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (LANUV) noch nicht möglich. Die Spielplätze in Bürrig und Opladen werden temporär als Vorsichtsmaßnahme bis auf Weiteres geschlossen. Die Messwerte seien aktuell im „grünen Bereich".

Als Vorsichtsmaßnahmen gilt: Nahrungsmittel im Garten abwaschen. Sollten Rückstände und Ruß-Niederschlag auf den Grundstücken und Straßen entdeckt werden, bitte an die Bürgerhotline unter 0214 406-33333 wenden. Auch der Oberbergische Kreis hat ein Bürgertelefon eingerichtet, es ist unter 02281 88-3888 erreichbar.

Sperrung der A1 aufgehoben

Die Sperrung der A1 am Autobahnkreuz Leverkusen-West ist aufgehoben. Die innerstädtischen Verkehrssperrungen bleiben vorerst bestehen, wie die Polizei mitteilt.

Ein Vermisster tot geborgen

Rettungskräfte der Werkfeuerwehr Chempark haben einen vermissten Mitarbeiter nur noch tot bergen können.

„Wir sind tief betroffen über diesen tragischen Unfall und den Tod eines Mitarbeiters. Unser besonderes Mitgefühl gilt vor allem den Angehörigen, aber auch den Kollegen, die mit ihm zusammengearbeitet haben“, erklärte der Chempark-Leiter Lars Friedrich.

Aufgrund der temporär nicht gesicherten Stromversorgung des Standortes wurden alle administrativ tätigen Mitarbeiter vorsorglich gebeten, den Standort zu verlassen. Die Betriebe im Chempark wurden in einen sicheren Zustand gebracht.

Warnung vor Rauchgasen im Oberbergischen Kreis

Die Behörden warnen nach der Explosion vor der Ausbreitung von Rauchgasen In Hückeswagen, Radevormwald und Wipperführt. Anwohner werden gebeten, sich in geschlossene Räume zu begeben.

Brand nach Explosion gelöscht

Der Brand auf dem Gelände des Chemparks konnte gelöscht werden. Nun suchen Einsatzkräfte nach Angabe des Unternehmens weiter mit Hochdruck nach Vermissten.

Krankenhaus in Opladen in Alarmbereitschaft

Das St. Remigius Krankenhaus in Opladen ist nach der Explosion im Chempark in Alarmbereitschaft gesetzt worden, wie der Kaufmännische Leiter der Klinik Thomas Karls erklärt. Demnach bereitet sich das Krankenhaus auf einen möglichen sogenannten MANV vor: einen Massenanfall von Verletzten.

Hotline eingerichtet

Für die Bevölkerung wurde eine Hotline eingerichtet, die unter folgender Telefonnummer zu erreichen ist: Leverkusen 0214-2605 99333.

Feuer drohte sich auszuweiten

Dem Chemparks zufolge ist durch die Explosion gegen 9.30 Uhr am Dienstag ein Tanklager mit Lösungsmitteln in Brand geraten. Die Löscharbeiten mussten zunächst warten, bis eine Stromleitung vom Netz getrennt war. Nach Informationen des „Kölner Stadt-Anzeiger“ drohte das Feuer auf ein weiteres Tanklager überzugreifen. Demnach wurden Anwohner vor einer möglichen zweiten Explosion gewarnt. Kursierenden Meldungen über Evakuierungsmaßnahmen widerspricht die Stadt Leverkusen. Es werde nicht evakuiert, sagt eine Sprecherin der Stadt.

Werkfeuerwehr und Luftmesswagen sind im Einsatz. Feuerwehren aus dem weiten Umland sind ebenfalls am Einsatz beteiligt. Leverkusen hat einen Krisenstab einberufen.

Rauch zieht Richtung Burscheid, Leichlingen und Opladen

Laut Warnapp Nina zieht die Rauchwolke in Richtung Burscheid, Leichlingen und Opladen. Anwohner werden gebeten, geschlossene Räume aufzusuchen sowie Türen und Fenster geschlossen zu halten. Der Großraum Leverkusen soll weiträumig gemieden werden.

Aktuell keine Gefahr für Köln

Für das Stadtgebiet Köln besteht laut Feuerwehr aktuell keine Gefahr. In den Stadtteilen werden jedoch Luftmessungen durchgeführt, die Feuerwehr hat eine vorsorgliche Warnung ausgesprochen.

Mehrere Autobahnen gesperrt

Das Autobahnkreuz Leverkusen-West ist vollgesperrt, ebenso die A1 zwischen dem Autobahnkreuz Leverkusen und Köln-Nord, die A59 ab dem Kreuz Monheim-Süd bis Leverkusen-West und die A3 zwischen Leverkusener Kreuz und dem Kreuz Langenfeld. Gesperrt ist auch der Westring in Leverkusen, der an der brennenden Anlage verbeiführt. 

Die Arbeiten an der Baustelle der Leverkusener Rheinbrücke wurden eingestellt. Alle Mitarbeiter der Baufirmen hätten die Baustellen verlassen, hieß es nach Angaben von Straßen.NRW. Im Bereich der Autobahnen seien aber keine Personen zu Schaden gekommen. (red)

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