Fast 30.000 Fans in der BayArenaNach 589 Tagen war das Stadion wieder voll

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Frank Hutter (links) ist seit 33 Jahren Besitzer einer Bayer-04-Dauerkarte, mit Michael Monjau besucht er das Spiel gegen die Bayern.

Leverkusen – Am 7. März 2020 besuchten 30 210 Menschen das Heimspiel von Bayer 04 Leverkusen gegen Eintracht Frankfurt, 4:0 stand es am Ende für die Heimmannschaft. Wohl niemand ahnte: Es sollte für mehr als ein Jahr und sieben Monate das letzte Mal die ganz große Kulisse sein. Das Coronavirus überkam Leverkusen und die Welt – der Rest ist Geschichte.

Spitze ist im Spitzenspiel nur die Auswärtsmannschaft

589 Tage nach dem 4:0 setzt es am Sonntag ein deftiges 1:5. Spitze ist im Spitzenspiel nur die Auswärtsmannschaft, Tabellenführer und Rekordmeister Bayern München. Aber das wissen die Bayer-Fans vor Anpfiff ja zum Glück noch nicht. Vor dem Spiel freuen sie sich vor allem über das: Zum ersten Mal seit langer Zeit wieder eine volle Hütte, ausverkauft, knapp 30 000 Menschen im Stadion, die ganz große Kulisse.

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Frank Hutter (links) ist seit 33 Jahren Besitzer einer Bayer-04-Dauerkarte, mit Michael Monjau besucht er das Spiel gegen die Bayern.

„Mir hat das hinten und vorne gefehlt. Das war nicht schön“, sagt Frank Hutter über die erst zuschauerfreie und dann zuschauerarme Zeit in der Bundesliga. Hutter ist 63 Jahre alt, 33 davon ist er schon Dauerkartenbesitzer. Hutter und sein Freund Michael Monjau scheinen kaum fassen zu können, dass es endlich wieder rund geht in der Bayarena, haben sich in Trikot und Fanschal geworfen – ein feierliches Outfit für das anstehende Fußballfest.

Bayer-Fan, seit Schuster da war

Benjamin Kappelhoff ist mit seinem Vater Karl zur BayArena gefahren. Benjamin ist so alt wie Frank Hutters Dauerkarte, Karl ist 78, die sieht man ihm aber nicht an. „Ich wurde Bayer-Fan, da war Bernd Schuster noch da“. sagt er. Seinen Sohn nahm er das erste Mal mit ins Stadion, als Rudi Völler mit einem Freundschaftsspiel gegen die Nationalmannschaft seine Karriere verabschiedete. „Jetzt wohne ich in Berlin und schaffe es nicht mehr so oft ins Stadion“, sagt Benjamin Kappelhoff. Die Dauerkarte hatte er während Corona pausiert, gegen die Bayern ist er zum ersten Mal seit März 2020 wieder in der BayArena. „Die Atmosphäre ist ganz besonders, wenn das Stadion ausverkauft ist“, sagt er.

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Karl und Benjamin Kappelhoff gehen regelmäßig zusammen ins Stadion.

Ob Holger, der gar nicht so heißt, aber seinen richtigen Namen nicht in der Zeitung lesen will, überhaupt ins Stadion kommt, ist knapp zwei Stunden vor Spielbeginn noch unsicher. Mit einem Zettel suchen er und ein gutes Dutzend andere rund ums Stadion nach Last-Minute-Eintrittskarten in letzter Minute. „40 Euro will ich höchstens zahlen. Ich habe leider keine Dauerkarte, das ist sehr nervig“, sagt Holger, blickt sich suchend um und ruft: „Bayer packt das heute.“

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Holger, der gar nicht so heißt, seinen richtigen Namen aber nicht nennen möchte, ist auf der Suche nach einer Karte für das Spiel gegen Bayern München.

Die Familie Ergat ist da deutlich entspannter und hat längst ihre Tickets. Vater Selcuk und Mutter Betül haben mit ihren zehn- und siebenjährigen Söhnen Berk und Mert während der Corona-Pandemie erst die Liebe zu Bayer 04 entdeckt, berichten sie. Die junge Familie kommt aus Mechernich, ist inzwischen ständig in der BayArena: „Ich finde es super hier“, sagt Selcuk. „Total familiär und entspannt.“

Abstandsregeln – was war das noch gleich?

Benjamin Gebel ist zum ersten Mal seit langer Zeit wieder am Stadion in Leverkusen. Er hat 100 Meter vom Stadion entfernt einen kleinen Stand mit Fanschals aufgebaut, verkauft sie für zehn Euro das Stück. „Endlich ist das Stadion wieder voll“, sagt der Mann aus Moers. „Die letzten Spiele haben sich für mich nicht gelohnt.“

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Blickt man in die Kneipen und Biergärten rund um das Stadion, erinnern bloß noch Impfpasskontrollen und Masken an die Pandemie. Sonst ist fast wieder alles normal: Es wird gedrängelt, mit Fremden in der Einlassschlange geklönt, das Bier fließt, die Bratwurst schmeckt gut, Abstandsregeln – was war das noch gleich?

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Selcuk (von links), Mert, Berk und Betül Ergat haben vor Kurzem ihre Liebe zu Bayer 04 entdeckt.

Holger hat derweil eine Karte gefunden, für 30 Euro – zehn Euro unter Nennwert. Minuten später hält er trotzdem sein Schild wieder hoch: „Suche Karte“. „Ich hab ja nicht nur für mich gesucht“, erklärt er. „Wir wollen alle ins Stadion.“

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