Ferngasleitung in LeverkusenWie das Rohr unter der A 3 her kommt

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In einem „Mikrotunnel“ von knapp zwei Meter Durchmesser wird die Ferngasleitung bei Opladen unter  der A 3 verlegt.

Leverkusen – Mit der Baugrube am Rhein, die Currenta vor fünf Jahren unter dem Bayer-Kreuz ausgehoben hat für den neuen Düker, kann sich das Loch im Westen von A 3 und L 288 nicht messen. Soll es auch nicht. Je weniger Platz die Netzgesellschaft Open Grid Europe braucht, desto besser. Die Verlegung der neuen 100-Bar-Gasleitung durch die Stadt macht schon genug Kummer. Da ist jeder Quadratmeter weniger Bauplatz ein relativer Gewinn.

Aber für die Unterquerung der Autobahn und der daneben liegenden, auch nicht schmalen Landesstraße im Norden von Opladen hat der Bauherr dann doch eine Tunnelbohrmaschine auf den Acker bringen und eingraben lassen. Wegen des Geländeprofils ist die Grube im Westen viereinhalb, im Osten aber neun Meter tief. Das Betonrohr, das auf 360 Meter Länge durchs Erdreich getrieben werden muss, hat 1,95 Meter Durchmesser, ist also gut einen Meter dicker als die eigentliche Gas-Pipeline.

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Die Tunnelbohrmaschine kommt natürlich vom Weltmarktführer Herrenknecht aus Lahr.

Für genügend Luft nach oben müsse es unter der Autobahn sogar 14 Meter in die Tiefe gehen, sagt John Abert. Der Technische Leiter des Pipeline-Projekts führt am Donnerstag über den Abschnitt, der für die Essener zu den spannenderen auf der rund 23,6 Kilometer langen Trasse rund um Leverkusen gehört. Für den „Mikrotunnel“, so heißt er im Leitungsbauer-Sprech, soll die Bohrmaschine 24 Tage brauchen, ist die Kalkulation. Dafür wird der Bohrkopf mit maximal 40 Tonnen Druck durchs Erdreich gepresst.

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Der eigentlichen Bohrung in diesen Wochen seien aber aufwendige Erkundungen vorausgegangen, erläutert der Ingenieur: Um das Gebiet nach Kampfmitteln aus dem Zweiten Weltkrieg abzusuchen, habe man schon drei horizontale Bohrungen durch das Gelände an der A 3 getrieben. Damit das besser flutscht, benutzten die Spezialisten eine Art Schmierfilm aus Betonit. Und zwischen A 3 und L 288 sei der Boden dermaßen locker gewesen, dass dieses Beton-Wasser-Gemisch sich nach oben gedrückt habe. „Wir haben Straßen NRW Bescheid gesagt und das weggemacht“, sagt Abert.

Vor der Kampfmittel-Sondierung, die im Gegensatz zum Umfeld der A 1 an der A 3 nichts Aufregendes erbracht habe, müssen auch Archäologen die Gasleitungstrasse untersuchen. Auch sie hätten bislang keine Sensationen aufgetan, sagt der Projektleiter. Nicht so weit vom Mikrotunnel seien die Bodendenkmalkundler indes vier Wochen lang beschäftigt gewesen. Das sind Verzögerungen, die jeder Pipeline-Bauer auf dem Schirm hat.

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Auf der Strecke verschwindet das 90 Zentimeter dicke Hochdruck-Gasrohr einen Meter unter der Erde.

Spannender sind da schon Aufgaben wie das Umsiedeln von Pferden. Ganz in der Nähe der Autobahnquerung hätten vier Tiere umziehen müssen, berichtet Abert. Die Aktion auf dem Hof von Georg Hummelsheim mit an die 100 Tieren hat eine ganz andere Dimension. Dass man sich mit dem Landwirt noch nicht habe einigen können, liege nicht nur an seinem Unternehmen, so Abert. Die Kostenaufstellungen von Hummelsheim seien teils nicht nachvollziehbar. „Das müssen sie aber“, betont Abert: „Wir werden schließlich geprüft.“ Im Vergleich ist der Mikrotunnel ein kleines Problem.

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