Flut, CoronaLeverkusener Kinder erholen sich beim Malteser Bundesjugendlager

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Der Eröffnungsgottesdienst

Leverkusen/Mechernich – Es waren schwierige Jahre, auch und vor allem für Kinder: die unerwartete Pandemie, die das komplette Leben aller Kinder und Jugendlichen auf den Kopf stellte, die Flutkatastrophe mit all ihren Opfern und Verlusten und schließlich der Ausbruch des Krieges.

Grund genug für die Malteser, den diesjährigen Beitrag für das Bundesjugendlager für Teilnehmer aus Flut betroffenen Gegenden entfallen zu lassen. Drei Kinder aus Leverkusen haben das Angebot in Anspruch genommen und waren dabei. „Dieses Jahr gab es 489 Anmeldungen“, sagt Daniela Egger, Pressereferentin der Malteser. „Hinzu kommen 80 Maltesermitglieder, die schon vor knapp vier Jahren mit den Planungen des diesjährigen Bundesjugendlagers angefangen haben. Doch dann kam Corona und das Ganze wurde um zwei Jahre nach hinten verschoben.“

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Frank Waldschmidt ist psychosozialer Notfallberater.

„Es war einmal, es wird einmal“, hieß das diesjährige Motto des 38. Bundesjugendlager der Malteser. Passend zum Thema trafen sich die Kinder und Jugendlichen in Mechernich bei Burg Satzvey, um vom 31. Juli bis 6. August eine unvergessliche Ferienwoche zu erleben. In dieser Zeit sei von Märchen, Prinzessinnen und Prinzen erzählt worden, zur Bewältigung von Krisen ermutigt und über Helden der heutigen Zeit gesprochen werden, so Egger.

Man solle Kinder nicht zu Opfern machen

„Der Sicherheitsverlust der eigenen Heimat und nahestehender Menschen ist das schlimmste an der Flut gewesen“, sagt Frank Waldschmidt, Leiter der psychosozialen Unterstützung der Malteser in Nordrhein-Westfalen.

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Seit dem 18. Juni des letzten Jahres begleitet er die Bevölkerung in ihrem Schockzustand nach der Flut. „Die Flut war anders als andere Katastrophen. Der Wiederaufbau hat mehrere Monate gedauert. Die Menschen hatten teilweise keinen Rückzugsort, an dem sie trauern konnten, da sie ihr Zuhause verloren haben“, erklärt der psychosoziale Notfallberater.

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Laura Wallace (links) Annika Schäfer (rechts) waren dabei.

In den Fluthilfebüros seien zwar spezielle Ansprechpartner für die Opfer gewesen, doch das habe nicht ausgereicht. „Im Weiteren haben wir vor allem für Erwachsene psychosoziale therapeutische Unterstützung angeboten und versucht in Hilfszentren einen sicheren warmen Ort zu kreieren“, so Frank Waldschmidt.

Jugendlichen hilft man anders

Für den Umgang mit betroffenen Kindern und Jugendlichen, sehe die Betreuung und Hilfe jedoch anders aus. „Kinder wollen vor allem Ablenkung. Die wollen nicht, wie Erwachsene, immer wieder darüber reden“, erklärt Waldschmidt. Außerdem seien sie hochflexibel und könnten sich auf neue Situationen einstellen. „Das wichtigste sind jedoch emotional stabile Bezugspersonen. Kinder reagieren sehr stark auf instabile Eltern. Das war für einige nicht leicht nach der Flutkatastrophe“, so der psychosoziale Notfallberater.

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In Mechernich fand das Jugendlager statt.

Jetzt sei es wichtig, dass man solche Kinder nicht wieder zu Opfern mache und denke, dass man sie mit jeder Kleinigkeit etwas triggern könne, erklärt Waldschmidt. Kinder würden sich vor allem nach Normalität sehnen. „Einige Betreuer haben sich hier Gedanken gemacht, ob die Kinder zum Beispiel schwimmen gehen möchten. Doch für die war das keine Frage. Schwimmen? Ja! Da haben wir Lust drauf“, sagt Waldschmidt. Kinder bräuchten Spaß und würden nach vorne gucken wollen. Deshalb seien Gemeinschaftsveranstaltungen wie das Bundesjugendlager bedeutsamer als „Zwangsseelsorge“, erklärt Frank Waldschmidt.

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