ForumAnastacia bei den Jazztagen – Die Blaupause einer Pop-Show

Lesezeit 3 Minuten
Anastacia wird umschwärmt von Tänzerinnen und trägt Sonnenbrille, wie es sich für einen Star gehört.

Anastacia wird umschwärmt von Tänzerinnen und trägt Sonnenbrille, wie es sich für einen Star gehört.

Wie sollte es auch anders sein? Ein Podest ragt auf auf der Bühne in die Höhe, eines mit Treppe. Dort oben steht sie dann und singt gleich zu Beginn ihren vielleicht größten Hit von so einigen: „Left Outside Alone“. Der fette Sound der Band um sie herum drückt all das vor die Wand, was sich frontal vor den Musikern befindet. Die Treppe tanzt sie dann selbstverständlich hinunter. Und das alles zeigt: Wer Anastacia einlädt, der bekommt nicht weniger als die perfekte Inszenierung. Der bekommt im Terrassensaal ein Gefühl von Arena, obwohl das hier ja gar keine Arena ist.

Anastacia bastelt sie sich einfach, 19 Songs und gut 105 Minuten lang. Bis zur letzten Choreografie, an deren Ende sich ihre Begleittänzerinnen auf die Knie fallend um sie scharen. Dazwischen gibt es die Blaupause einer Pop-Show. Von A bis Z: Von „Anastacia auf dem Podest“ bis „Zugabe“. Von „Anfangen“ bis „Zumachen, den Sack“ – und das Publikum jubelnd in den kalten Spätabend entlassen.

Es knallt und rockt

Beim Auftritt des US-Stars knallt und rockt es an allen Ecken und Enden. Wenn gerade kein Song dröhnt, dann wird die Zeit anderweitig genutzt. Mal eher sinnfrei mit Schlagzeugsolos oder einen T-Shirt-Weitwurf ins Publikum hinein. Mal sehr sinnvoll, anrührend und anderen Menschen Mut zusprechend, wenn Anastacia von ihrer Krebserkrankung spricht, die sie vor einigen Jahren traf und die sie 2013 Knall auf Fall von der Bühne holte und eine komplette Europatournee absagen ließ.

Alles zum Thema Musik

Gerade, so erzählt sie, habe sie damals noch überlegt, welche Songs von AC/DC oder Led Zeppelin sie bei den geplanten Konzerten ins Programm aufnehmen solle, um das Leben mit ein wenig Rock’n’Roll zu feiern. Dann kam die Diagnose und das Aus. „You Can’t Always Get What You Want“ singt sie im Anschluss an diese Worte, „Du kannst nicht immer alles erreichen, was du willst“. Eine alte Rolling-Stones-Weisheit, die indes weitergeht mit der Zeile: „Aber wenn du es versuchst, dann findest du manchmal immerhin heraus, was du brauchst.“ Bei Anastacia ist das die Musik, das lässt sie ihr Publikum jederzeit spüren. Auch als Pop-Ikone, die bei für sie genrefremden Jazztagen auftritt.

Hauch von Glitzerwelt

Ihre Anwesenheit haben bereits in den Stunden zuvor alle rund ums Forum gespürt. Wenn eine wie Anastacia kommt, ist eben Startum angesagt und ein Hauch von Glitzer- und Sternchenwelt – was nicht ausschließlich schön ist. Die Sängerin und ihr Tross sind mit zwei Nightliner-Bussen angereist. Zutritt zum Forum haben nur Personen, die den offiziellen Anastacia-Crew-Pass tragen. Sogar die verdienten und erfahrenen ehrenamtlichen Mitarbeiter vor Ort haben sich dem beugen müssen – was einen wie Wolfgang Broda vom Verein „Leverkusener Jazztage“ ärgert: „Wir kennen uns hier am besten aus und machen das seit Jahren“, sagt er. Plötzlich aber liefen dann Leute durchs Haus, die niemand kenne und die all das für selbstverständlich erachteten.

Das könnte Sie auch interessieren:

Hinzu kommt: Anastacia – von einigen Fans seit den Morgenstunden vor dem Eingang sehnsüchtig erwartet – lässt sich nur zur Show selbst blicken. Es gibt keinen Soundcheck, keinen Rundgang vorab durch die Konzerthalle. Sie ist gleich rein in die Garderobe. Zum Auftritt raus. Und tschüss. Und: All das stets bewacht von Security-Männern, die an jeder Ecke auf dem Weg vom Bus zur Bühne postiert stehen. Ein Popstar eben. Und ein in jeder Hinsicht denkwürdiges Konzert für die Stadt eben.

KStA abonnieren