Abo

Freizeit trotz CoronaKinder genießen, dass mal wieder was los ist

Lesezeit 3 Minuten
Viel Spaß bei Sprayern und BMX-Fahrern.

Viel Spaß bei Sprayern und BMX-Fahrern.

Leverkusen – Am Samstagnachmittag hieß es im Haus der Jugend in Opladen wieder: Brennpunktjam! Ab 13 Uhr konnten Kinder von zehn bis 14 Jahren sich hier im Graffiti ausprobieren, an einem BMX-Contest teilnehmen oder einfach nur genießen, dass mal wieder etwas los ist. „Man merkt total, dass die Kinder das vermisst haben“, erzählt Rüdiger Porsch, Leiter des Haus der Jugend. „Deshalb war es uns auch sehr wichtig, jetzt in den Ferien etwas anzubieten.“

Spitznamen auf Leinwand

Und dafür hat sich das Team viel Mühe gegeben: Um die Abstandsregelungen und Hygienevorschriften einhalten zu können wird ein Pavillon aufgebaut, sodass auch der Graffiti-Workshop im Freien stattfinden kann. Chiara und Pia machen mit und fangen damit an, ihre Spitznamen in Blockschrift auf ein Blatt Papier zu malen: „Cicki“ und „Pichen“ werden dann im Anschluss auf selbstgebastelte Leinwände, die aus Dachlatten und ausrangierten Tüchern bestehen, gesprüht. Moritz, der den Kindern die Graffiti-Basics beibringt, hat den Kids sogar eine Stelle an der gegenüberliegenden Mauer überstrichen, an der sie das Geübte dann anschließend ausprobieren können.

Deprimiert nach Schließzeit

Der Rest der Mauer wird am Samstag den erfahrenen Graffiti-Sprayern überlassen. Um die zehn Künstler sprühten dort über sechs Stunden lang neue Schriftzüge auf. Porsch bricht eine Lanze für die Hobbykünstler: „Noch vor 20 Jahren war die Stadt sehr kritisch, was die Sprüher angeht. Oft wird damit nur Lärm und Schmiererei verbunden. Durch viele positive Erfahrungen hat sich dieses Bild mittlerweile aber zum Glück überholt.“

Alles zum Thema Opladen

Porsch und sein Team vermitteln heute freie Flächen, etwa von der Stadt oder der Bahn, an die Künstler. Diese Kooperation ist für alle Beteiligten von Vorteil: Die Graffiti-Künstler freuen sich über eine Möglichkeit, ihrer Kreativität auf dem legalen Weg freien Lauf zu lassen und die Besitzer der Flächen müssen sich keine Gedanken um unschönes Geschmiere machen. „Wir planen aktuell, eine Vorlage für eine solche Vermittlung bei der Stadtverwaltung einzureichen“, berichtet Porsch.

Das könnte Sie auch interessieren:

Deutlich mehr beschäftigt den Leiter aktuell allerdings der Gemütszustand der Kinder und Jugendlichen, die das Haus der Jugend regelmäßig besuchen. „Als wir Anfang des Jahres für einige Wochen schließen mussten, hat man im Anschluss total gemerkt, dass die Kinder sehr deprimiert waren. Es hat bestimmt drei oder vier Wochen gedauert, bis die wieder so richtig Spaß hatten,“ sorgt sich Porsch. „Besonders jetzt in den Ferien ist es uns wichtig, den Kindern etwas bieten zu können, die keine anderen Möglichkeiten haben. Familien mit genügend Geld können einen Ausflug in die Stadt machen, um einmal rauszukommen. Andere haben nur ihre kleine Wohnung.“

Disziplinierter, als Erwachsene

Und dass die Kinder sich über das Angebot freuen, merkt man: Auf BMX-Rädern düsen sie gut gelaunt über den Platz. Die Kälte macht ihnen dabei genau so wenig aus, wie die Hygieneauflagen. Seit der vergangenen Woche muss auch im Haus der Jugend eine Maske getragen werden. In dieser Hinsicht seien die Kinder aber sehr diszipliniert. „Das machen die Kleinen besser als manch Erwachsener im Supermarkt,“ schmunzelt Porsch.

KStA abonnieren