Gedenken in LeverkusenSchüler erinnern an Holocaust-Opfer und polieren Stolpersteine

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Holocaust Gedenktag Leverkusen

Schüler des Landrat-Lucas-Gymnasiums säubern in Opladen am 27. Januar 2022 Stolpersteine in Gedenken an Opfer des Holocaust.

Leverkusen – Der Text, den Kassandra Kneifel in ihren zittrigen Händen hält, geht ihr sichtlich nahe. Er handelt von den Schwestern Antonie, Helene und Emma Benjamin, die in der Kölner Straße in Opladen ein Geschäft betrieben und von allen als nett und freundlich geschätzt wurden. Bis sie im Nationalsozialismus zunächst versuchten, in Köln unterzutauchen und schließlich doch in das Vernichtungslager Chelmno deportiert wurden.

Während Kassandra mit stockender Stimme das Schicksal der Frauen verliest, reinigen drei Mitschüler ihres Geschichts-Leistungskurses die entsprechenden Stolpersteine mit Messing-Kupfer-Politur, bis sie wieder golden glänzen.

2016 hat Lehrerin Iris Baumann die Stolperstein-Partnerschaft des Landrat-Lucas-Gymnasium initiiert, seitdem ist es Tradition, dass die Schülerinnen und Schüler des Geschichts-LKs am 27. Januar, dem Internationaler Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust, durch Opladen ziehen und an vier Stationen Steine reinigen, die Schicksale der Ermordeten erzählen und geschichtliche Informationen zur NS-Zeit in Leverkusen vortragen.

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Schülerin: „Unvorstellbar, dass es solche Zeiten gab“

„Die Geschichten der Ermordeten haben wir von unserem Lehrer bekommen, die allgemeinen Informationen haben wir aus einer Doktorarbeit zu dem Thema zusammengestellt“, sagt Kejal Caparogullari. „Für mich ist es unvorstellbar, dass es einmal solche Zeiten gab“, sagt die Schülerin. „Das trifft einen schon, so etwas zu hören.“

Lehrer Jonas Berghaus sagt, dass es bei den Schülern ein relativ breites Vorwissen zum Holocaust gibt. „Wenn man in die Tiefe geht, stellt man aber schon fest, dass es einige Lücken gibt. Zum Beispiel weiß nur ein geringer Prozentsatz, wie viele Juden tatsächlicher ermordet wurden.“ Rund sechs Millionen sind es. „Und deswegen ist es wichtig, dass wir uns jedes Jahr wieder damit beschäftigen und die Aktion durchführen“, sagt Berghaus.

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Das findet auch Kassandra Kneifel. „Wir machen das gegen das Vergessen“, sagt die Schülerin, die viel reist und auch schon an vielen Orten Stolpersteine gesehen hat. „Die Steine kennt so ziemlich jeder, aber wenn man mit Menschen spricht, merkt man aber oft, dass sie gar nicht wirklich wissen, was dahinter steckt.“ Und das sei heute so relevant wie am 27. Januar 1945, als das Vernichtungslager Auschwitz von sowjetischen Soldaten befreit wurde.

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