70 Jahre ist Ferdinand Schinke bereits in der Gewerkschaft der Eisenbahn Deutschlands, der heutigen Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG). Seine Mitgliedskarte, ein kleines ausgeblichenes Dokument, das er mit 18 Jahren erhielt, hatte er zur Ehrung seines Jubiläums mitgenommen.
Auch Johannes Schneider ist seit 1949 Mitglied. Seine Ausbildung begann er im ersten Lehrjahr nach dem Krieg, 1948. Doch angemessene Arbeit bekam er nicht direkt – Wagen in Siegen musste er putzen. Erst 1952, als die Gleise massiv ausgebaut wurden, durfte er als Handwerker an Oberbau-Großgeräten wieder in Leverkusen arbeiten.
Die Ehrung der EVG fand in der neuen Bahnstadt Opladen statt. Durch das neue Viertel spaziert Werner Godau heute gerne mit seinem Hund. 1954 aber begann er seine Lehre im Ausbesserungswerk Opladen. Kleinere Loks und E-Loks bediente er hier sein Leben lang und auch den kurzfristigen Hungerstreik unterstützte er mit seinem eigenen Leib. Doch „man hat aus dieser Brachstelle wirklich etwas gemacht“, sagt er heute. In der Bundesbahnsiedlung wohnt Godau noch heute und feiert nun sein 65-jähriges Gewerkschaftsjubiläum.
Der Vorsitzende der EVG Wupper – Rhein – Berg, Kuno Dreschmann, erinnerte zum Jubiläum an die Privatisierung der Bahn: „Die Bahn fährt in eine Zukunft“, habe es bei Politikern damals geheißen, heute behauptet er, „25 Jahre später fahren wir vor den Prellbock.“
Bissige Parolen
Mit bissigen Parolen wie diesen wehrte er sich auch an der Feier gegen „unfähige Bahnchefs“ und die „Turbulenzen“ unserer Zeit: „Diese Leute haben die Bahn nicht geliebt, sondern kaputtgespart“. Der Beifall war ihm sicher. Dennoch sprach er hoffnungsvoll von den Entscheidungen der vergangenen Wochen, neue Investitionen und Einstellungen zu fördern.
Auch die weiteren Jubilare mit 25, 40, 50 und 60 Jahren Mitgliedschaft erinnerten sich noch alle an die Privatisierung der Bahn 1994. Das solle nicht mit noch weiteren Bereichen der öffentlichen Arbeit passieren, fordern sie.