GGS am FriedensparkSchüler trainieren gewaltfreies Lernen

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Die größere Sirin (rechts) hat es dem kleinen Joudi erst nicht zugetraut, aber er schafft es, den Reifen über sie zu führen.

Die größere Sirin (rechts) hat es dem kleinen Joudi erst nicht zugetraut, aber er schafft es, den Reifen über sie zu führen.

Leverkusen – Sirin und Joudi sind beide sechs Jahre alt. Doch Sirin ist einen Kopf größer als ihr Partner, also schnappt sie sich wie selbstverständlich den Reifen für die erste Übung. Geschickt lässt sie den Reifen über den kleineren Jungen gleiten, ohne dass er seinen Körper berührt. Als sie gefragt wird, ob sie nicht mal tauschen wollen, sagt Sirin: „Der kann das doch noch nicht.“ Doch kann er. Ganz vorsichtig führt der kleine Junge den Reifen über das größere Mädchen. Beide lachen – das Eis ist gebrochen.

In der Anleitung lässt Coach Christian Rickers den Sinn der Übung erkennen: „Wir geben schön aufeinander acht, dass der Reifen den Körper nicht berührt und niemand gegeneinander stößt.“ Aufeinander achten, einen Sinn für die Bedürfnisse des Gegenübers entwickeln, das ist eine der ersten Fähigkeiten, die Rickers den Schülern der GGS am Friedenspark im Rahmen des Programms „Gewaltfrei lernen“ vermittelt.

Vom Erfolg überzeugt

An diesem Mittwoch ist „Norwegen“ dran. Alle Klassen in der neugegründeten Schule, die aus einem Zusammenschluss der Löwenzahnschule und der Sternenschule entstanden ist, tragen Ländernamen. Gelernt wird hier in gemischten Gruppen der Klassenstufe eins bis vier. „Wir haben »Gewaltfrei lernen« früher in der Sternenschule schon einmal gemacht und waren absolut überzeugt davon“, sagt Schulleiterin Ilona Veverka. Noch lange Zeit nach der Schulung, in die neben den Kindern auch Lehrer und Eltern eingebunden sind, hätte sie von Lehrern gehört, dass das Gelernte auch nachhaltig gefruchtet habe. „Gerade der Spruch: »Stopp, ich will das nicht«, setzt sich im Kopf fest“, berichtet Veverka.

Schikane und Ausgrenzung

Gerade in Zeiten, in denen sich Protagonisten im Vorabendprogramm des Fernsehen vornehmlich anschreien und schlagen und gegenseitiger Respekt in der Erziehung vieler Familien nicht mehr der höchste Stellenwert eingeräumt wird, brauchen Kinder Anleitung im Konfliktmanagement – so die Grundidee des Programms. Auch wenn es im Kern um Themen wie Schikanen, Wutausbrüche und Beleidigungen geht, ist es Trainer Christian Rickers wichtig, den Kindern ein positives Grundgefühl zu vermitteln. „Ich bin euer Trainer für Freundschaft, ich zeige Euch, wie ihr neue Freunde findet“, sagt Rickers zu Beginn. Und: „Ich mache Euch stark: In den Armen, im Kopf und im Herzen.“ Bei den Kindern kommt das gut an. Sie sind mit Armen, Kopf und Herzen bei der Sache.

DAS PROGRAMM

„Gewaltfrei Lernen“ wurde von Sibylle Wanders, Diplomsportlehrerin der Deutschen Sporthochschule Köln, entwickelt. Im Jahr 2007 gründete sie den Förderverein „Gewaltfrei Lernen“, der die Schulungen durchführt.

Mehr als 170 Schulen in NRW haben seitdem an dem Programm teilgenommen, viele davon auch in Leverkusen. Finanzielle Unterstützung gibt die Stiftung Kunst Kultur und Soziales der Sparda-Bank, viele davon auch in Leverkusen. Das Team besteht mittlerweile aus mehr als 25 Mitarbeitern.

Die Besonderheit des Programmes ist, dass neben den Schülern, auch Lehrer und Eltern geschult werden. (stes)

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