Heimat-CheckWie Bergisch Neukirchen es mit Äpfeln und Birnen zu Wohlstand brachte

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Apfelkraut wurde hier hergestellt: Die Presse der Familie Wirtz steht bis heute. In den 50er Jahren wurde sie geschlossen.

Apfelkraut wurde hier hergestellt: Die Presse der Familie Wirtz steht bis heute. In den 50er Jahren wurde sie geschlossen.

Leverkusen – 2,5 Kilogramm feinstes Rheinisches Apfelkraut, mit Kristallzucker gesüßt, für 3,50 D-Mark – das konnte man im Herbst 1950 bei der Firma Wirtz kaufen. Ihre Krautpresse ist eine der ältesten im Dorf und in ganz Nordrhein-Westfalen.

Bergisch Neukirchen gilt als Teil der „Bergischen Obstkammer“, so wird der fruchtbare Landstrich zwischen der Dhünn im Süden, der Wupper im Norden, dem Bergischen Land im Osten und dem Rhein im Westen grob umrissen. Schon früh haben die Menschen gemerkt, dass die Lößböden um Bergisch Neukirchen herum Obst besonders gut gedeihen lassen. Die ersten, die darauf kamen, waren Mönche Ende des 12. Jahrhunderts. Über die Jahrhunderte entwickelte sich ein reger Anbau, der den Landwirten durchaus zu Wohlstand verhalf.

In den 1920er Jahren erlebte der Obstanbau eine Hochzeit: Landrat Lucas ließ die Absatzwege modernisieren, er führte das Amt des Kreisgärtners und des Obstbaumwartes ein, um die Erzeuger zu unterstützen. Ein wichtiger Teil der Produktionskette waren die Obstpressen und Krautfabriken, deren Geschichte bis ins 17. Jahrhundert zurückreicht.

Erste Presse im 19. Jahrhundert

1811 baute Johann Wirtz eine der erste Pressen und entwickelte die Technik weiter. Das Haus von Wirtz mit der Aufschrift „Älteste rheinische Apfelkraut-Fabrik“ steht heute noch in Bergisch Neukirchen.

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Anette Hölzer ist eine Nachfahrin von Johann Wirtz und lebt in sechster Generation in Bergisch Neukirchen. Sie besitzt noch Erbstücke wie eine alte Preisliste, eine Aufbewahrungsbox, in ihrem Haus steht das alte Schreibkontor, an dem früher Rechnungen geschrieben worden sind.

Hölzer erinnert sich an die Familiengeschichte: „Die Fabrik existierte noch bis in die 50er Jahre.“ Neben dem Gebäude gab es das Zuckerlager, die Stallungen, einen Backofen. Zu Hochzeiten wurde das Apfelkraut sogar bis nach Russland und in die USA geliefert. Die Obstbäume standen auf Wiesen, Streuobstwiesen – „das waren keine Plantagen, so wie heute häufig.“

Nach einem rasanten Rückgang der Streuobstwiesen in den 60er und 70ern entdeckt man heutzutage den ökologischen Wert der Streuobstwiesen wieder. Der Naturschutzbund Leverkusen (Nabu) hilft beispielsweise dabei, neue Bäume anzupflanzen, um Streuobstwiesen zu erhalten, beispielsweise am Claashäuschen.

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