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HochwassertourismusFeuchtkaltes Wetter verhinderte den Menschenauflauf am Rhein

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Auf der Hochwassermauer.

Leverkusen – Man muss auch mal Glück haben, mag man sich im Gesundheitsamt gedacht haben, als die Wetteraussichten fürs Wochenende immer weiter in Richtung Regen und für Sonntag sogar zu Eisregen tendierten. Denn: Hochwasser zieht Menschen und vor allem viele Familien magisch an.

Aber das Wetter war mies. So ging es an der Hochwassermauer und an den geschlossenen Fluttoren am Rhein um den Hitdorfer Hafen am Samstagnachmittag zwar nicht zu wie auf der Kölner Hohestraße, trotzdem war es so voll, dass sich zu Ausweichschritten gezwungen sah, wer den gebotenen Mindestabstand einhalten wollte.

Spazieren im Landesinneren

Anwohner Stefan Altenbach erinnerte sich, dass der Rheinuferweg am letzten Wochenende bei schönem Wetter und noch vergleichsweise unspektakulärem Wasserstand „schwarz vor Leuten“ gewesen sei.

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Seine bittere Konsequenz als Rhein-Anlieger: Er und seine Frau gingen an solchen Tagen mit viel Ausflugsverkehr nur noch im Landesinneren spazieren, sagt er.

Die Schaulustigen kommen aus vielen Gegenden des Landes, man kann es an den Autokennzeichen sehen: GL, D und K, obwohl die, könnte man denken, doch ihr eigenes Rheinufer haben. Selbst ein großer dunkler SUV-Fahrer aus Essen hat sich mit Blick auf den Hafen hingestellt, sitzt mit einer Frau ungerührt mit laufendem Motor im Auto, vermutlich wegen der allzu kühlen Luft draußen.

ls ein mutiger Spaziergänger, fragt: „Haben Sie keinen Zündschlüssel?“, schaltet er die Maschine sogar aus.

Betreten Verboten

Das Betreten der Hochwasserschutzmauer ist zwar verboten, steht auf Hinweisschildern. Dennoch reizt gerade die bessere Aussicht von der Mauer auf die pickenden Möwen, die Enten, das sich langsam vorbeischiebende Wasser und die dümpelnden Boote. Geschenkt, dass die Kinder meist nicht ohne Hilfe ihre Eltern auf die verbotene Mauer klettern können.

Die Baumaschinen auf der Kaimauer-Baustelle stehen sicher auf einem Ponton. Nur ein Dixi-Klo versinkt langsam. Hinten auf den Stegen der Yachtklubs schiebt ein Mann mit langer Stange und Enterhaken das Treibgut von den Anlagen weg, damit der Druck des Stroms die Verankerungen nicht herausreißt.

Dort kämpft noch jemand gegen das Wasser, vor 2010 war jedes Hochwasser in Hitdorf eine große Aufgabe: Jedes Fenster, jede Tür und die Durchgänge ins Hinterland mussten einzeln verrammelt werden. Gekachelte Garagen wurden leer geräumt, die ließ man volllaufen. Hinterher gab es viel zu reinigen.

Radweg unter Wasser

Die 2010 vollendete Hochwasserwand in Hitdorf und das häufige Aufbauen der Fluttore war zwar nicht billig, aber aus Sicht der Menschen am Rhein war das jeden Euro wert.

Ortswechsel nach Wiesdorf: An der Wacht am Rhein tummeln sich ein paar Ausflügler, Parkplatzprobleme hatten sie aber nicht.

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Die Autobahnbrücke steht tief im Wasser. Hätte Porr die Baustelle nicht längst nach dem China-Stahl-Debakel selbst geräumt, jetzt wäre es Zeit für einen Abbau. Der Radweg liegt auch metertief unter Wasser.

Das Wetter am Sonntag war, wie angesagt, noch nasser, noch kälter. Im Bergischen Land, woher die Ausflügler oft kommen, lag Schnee: Die Massen blieben am Wochenende also aus.

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