Jens Spahn in LeverkusenEin Kurzbesuch inklusive Bewerbungsrede

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Jens Spahn kommt im Klinikum an.

Jens Spahn kommt im Klinikum an.

Leverkusen – Was wünscht sich Jens Spahn in diesen Tagen? Den CDU-Vorsitz, das Kanzleramt, in Ruhe weiter seine Aufgaben als Gesundheitsminister verfolgen? Nein, es ist der Karnevalsorden der KG Klinikum Leverkusen, den er am Ende seines Kurzbesuches in eben jenem überreicht bekommt. „Was könnte man sich in diesen Tagen mehr wünschen“, fragt der Gesundheitsminister bei der Übergabe und bekommt dafür reichlich Gelächter. Das ist durchaus beabsichtigt. Bei seinem einstündigen Auftritt vor der politischen und medizinischen Prominenz der Stadt präsentiert sich Spahn als Fachmann, der ein offenes Ohr für die Anliegen der Kliniken hat. Der aber es aber auch versteht, die Lacher auf seine Seite zu ziehen.

Festgelegte Fragen zur Gesundheitspolitik

Das Programm sieht vor, dass verschiedene Verantwortliche aus Klinikum und Umfeld ihre vorher festgelegten Fragen stellen dürfen, die sich rein um das Gesundheitswesen drehen. Natürlich weiß Spahn, dass viele im Raum interessiert, wie er zum angekündigten Rücktritt von Annegret Kramp-Karrenbauer als CDU-Vorsitzende steht – und vor allem zur Frage ihrer Nachfolge. „Wie Sie wissen, ist im Moment etwas mehr los, als zu dem Zeitpunkt, als der Termin ausgemacht wurde“, entschuldigt Spahn seinen um eine halbe Stunde verkürzten Besuch. Konkret äußert er sich nicht zu seinen Ambitionen, bevor allerdings die Fragerunde beginnt, referiert er kurz über die Probleme in Thüringen, die er mit einem massiven Vertrauensverlust in die Volksparteien begründet.

Das Leben da draußen verstehen

Und liefert direkt die Antwort mit, wie dem zu begegnen sei: mehr gut geführte Debatten und daraus resultierende, konkrete Entscheidungen, die nicht auf Jahrzehnte hinausgeschoben werden. Und die den Menschen deutlich machen: Wir verstehen das Leben da draußen. Man kann die einführenden Worte durchaus als Bewerbungsrede verstehen.

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Außerdem präsentiert sich Spahn als ein Mann der digitalen Zukunft. Er befürwortet Online-Sprechstunden, Gesundheits-Apps auf Rezept und elektronische Patientenakten – letztere nennt er den „Berliner Flughafen der Gesundheitspolitik.“ Zum 1. Januar nächsten Jahres sollen sie an den Start gehen, wenn auch noch nicht in der Vollversion, die er sich vorstellt. „Meine Mitarbeiter sagen mir: Herr Minister, geben Sie uns noch drei Jahre, dann ist es perfekt“, berichtet Spahn. Seine Antwort: „Deswegen passiert in Deutschland nichts, weil wir alles erst machen, wenn es perfekt ist.“ Spahn, der Macher.

Leverkusen ist mit Kritik nicht gemeint

Wenn Spahn Kritik an Krankenhäusern äußert, oder gar die Daseinsberechtigung in Frage stellt, schließt er Leverkusen immer aus: „Sie sind damit natürlich nicht gemeint!“ Vorbildlich findet Spahn, dass hier eine zentrale Notfallversorgung eingerichtet wird. „Das wollen wir auch stärker fördern.“ Man müsse aber eine Balance finden, damit eine gute Ambulanz nicht noch mehr Menschen anzieht, die gar keine Notfälle sind. Und von denen gibt es in Leverkusen reichlich. Laut Dr. Thomas Eusterholz (Kassenärztliche Vereinigung) geben 26 Prozent aller Patienten, die in der Ambulanz ankommen, zu, dass sie sich gar nicht erst um einen Termin beim Facharzt bemühen.

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