Jubiläum der SchwefelsäureBetrieb im Chempark feiert 125-jähriges Bestehen

Lesezeit 3 Minuten
Hubert Fink, Oberbürgermeister Uwe Richrath, Michael Ertl und Thomas Hellmich (v. links) schauen beim Umfüllen von Schwefelsäure zu.

Hubert Fink, Oberbürgermeister Uwe Richrath, Michael Ertl und Thomas Hellmich (v. links) schauen beim Umfüllen von Schwefelsäure zu.

Leverkusen – Ein Jubiläum feiert am heutigen Freitag der Lanxess-Schwefelsäurebetrieb im Chempark. Seit 125 Jahren werden an diesem Standort Chemikalien hergestellt, die bis heute in vielen Produktions- und Lebensbereichen verwendet werden. Der Schwefelsäurebetrieb ist einer der ältesten des früheren Bayerwerks und die älteste Anlage von Lanxess. „Leverkusen ist für uns der größte Standort, wir beschäftigen hier 3200 Mitarbeiter. Wir haben vor, 150 Millionen Euro zu investieren. Das ist ein klares Bekenntnis zum Standort“, sagte Produktionsvorstand Hubert Fink.

Schwieriger Start

Auch Oberbürgermeister Uwe Richrath unterstrich die Bedeutung des Betriebs für die Stadt, besonders weil „viele Industrien in Deutschland wegfallen. Wir reden hier von 3200 sicheren Arbeitsplätzen. Wir müssen wieder verstehen, dass es ein hohes Gut ist, einen Arbeitsplatz zu haben.“ Richrath begrüßte die erheblichen Investitionen, die Lanxess in Leverkusen plant. Auch er sprach von einem „klaren Bekenntnis“ zur Stadt.

Der Schwefelsäurebetrieb blickt auf eine lange Geschichte zurück, die 1894 begann. Steigende Preise seien für Bayer damals der Grund für die Entscheidung gewesen, eine eigene Säureherstellung zu gründen, erklärte Produktionsleiter Thomas Hellmich. Die ersten beiden Jahre seien sehr schwierig gewesen. Dann aber habe der Betrieb ein Patent für eine Kontaktanlage angemeldet.

Alles zum Thema Uwe Richrath

Maximum eine Million Tonnen pro Jahr

Nach dem Zweiten Weltkrieg wuchs der Schwefelsäurebetrieb weiter. Höhepunkt der Innovationen, sagte Hellmann, sei 1964 die erste Doppelkontaktanlage gewesen. Noch heute sei diese Art der Produktion Industriestandard. Drei Jahre später wurden die zweite und dritte Doppelkontaktanlage in Betrieb genommen. 1973 erreichte die Schwefelsäure-Produktion mit einer Million Tonnen jährlich das Maximum.

„Der Anspruch war es, den wachsenden Bedarf an Schwefelsäure immer begleiten zu können“, sagte Hellmann. In den 80er-Jahren entkoppelte sich der Betrieb vom Wirtschaftswachstum. Die Konzentration liegt seitdem nicht mehr auf Mengen, sondern auf der Spezialchemie von anorganischen Säuren. Seit 2002 gibt es in Leverkusen eine vierte Doppelkontaktanlage, die nach Angaben des Betriebs zu den modernsten in ganz Europa gehört. Die Jahreskapazität an Schwefelsäure liegt inzwischen bei 220 000 Tonnen 100-prozentiger Schwefelsäure.

Einsatz in Lebensmitteln

Michael Ertl, Leiter des Geschäftsbereichs, gab einen Einblick in die vielfältigen Verwendungsmöglichkeiten der Leverkusener Schwefelsäure. Sie reichen von Batteriezellen für Elektroautos über Reinigungsmittel für technische Apparaturen bis hin zum Einsatz als Säuerungsmittel in der Lebensmittelindustrie, zum Beispiel in Molkereien oder Zuckerbetrieben. Dort taucht die Schwefelsäure in stark verdünnter Form als E 513 auf und darf auch in Bio-Produkten verwendet werden.

Das wichtigste Qualitätsmerkmal der Schwefelsäure aus dem Chempark Leverkusen sei ihre Reinheit, sagten die Verantwortlichen. Um zu verdeutlichen, wie rein das Produkt sein müsse, um etwa in der Chip-Industrie verwendet werden zu können, nannte Ertl ein Beispiel: Die Konzentration der Verunreinigung dürfe so hoch sein, wie die Konzentration an Zucker wäre, würde man einen Zuckerwürfel in eine große Talsperre werfen.

Das könnte Sie auch interessieren:

Die Schwefelsäure aus dem Leverkusener Betrieb findet nicht nur als Endprodukt Verwendung, sondern auch als Vorprodukt. Nahezu alle Mitglieder des Chempark seien Kunden, sagte Ertl. Auch der Dampf, der bei der Produktion entstehe, werde weiterverwendet. Aus gebrauchter Schwefelsäure werde durch Verbrennung letztlich wieder Schwefeldioxid gewonnen. Auf diese Weise könne man Abfallprodukte größtenteils vermeiden.

KStA abonnieren