Junges Theater im KAWDer (Alb-)Traum von ewiger Jugend

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Jede Menge Zeit haben die Reichen und Schönen im Theaterstück „Time Out“, das im Opladener Kulturausbesserungswerk aufgeführt wird.

Jede Menge Zeit haben die Reichen und Schönen im Theaterstück „Time Out“, das im Opladener Kulturausbesserungswerk aufgeführt wird.

Leverkusen –  Von ewigem Leben und ewiger Jugend träumt die Menschheit wohl seit Anbeginn der Zeit – welchen Preis aber ist sie bereit, dafür zu zahlen? Was macht es mit dem Einzelnen, wenn Lebenszeit käuflich ist – und mit der Gesellschaft? Mit „Time out“, einer dystopischen Science-Fiction-Parabel, geht das Junge Theater Leverkusen in Zusammenarbeit mit dem W.erk-Theater diesen Fragen nach.

In der Zukunft ist es der Menschheit gelungen, den Alterungsprozess zu stoppen – dies hat freilich seinen Preis. Denn Zeit ist ganz wörtlich Geld geworden, dient als alltägliches Zahlungsmittel – und muss verdient werden. Während eine abgeschottet lebende Upper Class gedankenlos ihren Traum von der ewigen Jugend lebt, ist der Großteil der Menschheit dazu verdammt, unerlässlich für einen weiteren Tag Lebenszeit zu schuften. Timekeeper wachen über das System.

Auch Justin de Lorean gehört zum Zeitprekariat – bis er eines Tages eine geheimnisvolle Unbekannte vor einer Bande Zeitdiebe rettet. Zum Dank überträgt sie Justin ihre gesamte Lebenszeit – mehr als ein ganzes Jahrhundert. Zunächst berauscht von dem sich ihm nun bietenden Möglichkeiten, verschlägt es Justin in die exklusiven Stadtviertel der Reichen. Schon bald offenbart sich ihm hier zwischen Champagner und aufgesetztem Lächeln die ganze Grausamkeit des Systems. Justin ist da schon längst im Visier der Timekeeper – und versucht, die unbarmherzigen Spielregeln dieser schönen neuen Welt auszuhebeln.

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Das Stück beruht lose auf dem Film „In Time“ mit Justin Timberlake und Amanda Seyfried aus dem Jahr 2011, dem Text von Kilian Kuhlendahl gelingt es jedoch, eigene Akzente und Themen zu setzen. Lediglich ganz am Ende hätte man sich vielleicht ein klein wenig mehr Zeit gewünscht, um einige der Konflikte in ihrer ganzen Tragweite erfahrbar zu machen.

Die Inszenierung (Regie: Petra Clemens) selbst ist dabei geradlinig, schnörkellos. Während die Welt der Zeitmillionäre ganz in sterilem Weiß gehalten ist, dominiert auf der anderen Seite Schwarz – ein einfacher Kniff, zugegebenermaßen, aber effektiv. Die Figurengalerie ist dabei genretypisch: Trotzdem gelingt es, die Figuren nicht zu bloßen Abziehbildern werden zu lassen, nicht zuletzt dank der engagierten Darsteller. Insbesondere Annika Schaper und Hanna-Lena Thomé als Societyladys Frau Weis und Lady Henry dürfen schauspielerisch aus dem Vollen schöpfen. Dem Jungen Theater Leverkusen gelungen, ein Stück auf die Bühne zu bringen, dass in gleichem Maße unterhält wie zum Nachdenken anregt – und für das man gerne mit zwei Stunden Lebenszeit bezahlt.

AUFFÜHRUNGEN

„Time out“ wird am 8. und 9. November, jeweils um 20 Uhr, sowie am 10. November um 18 Uhr im Kulturausbesserungswerk, Kolberger Straße 95a, aufgeführt. Karten kosten 12 Euro (6 Euro ermäßigt). Die Kartenvorbestellung ist möglich unter jungestheaterlev@web.de

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