Kinderintensivstation LeverkusenDen Bürojob für die Arbeit mit Frühchen geschmissen

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Mit dem Einsatz als Fachkraft auf der Kinderintensivstation im Klinikum Leverkusen hat Stefanie Streiffels ihre berufliche Erfüllung gefunden. 

Leverkusen – „Wenn ich die glücklichen Eltern sehe, die mit ihren Kindern unsere Station verlassen, weiß ich, warum ich hier arbeite“, fasst Stefanie Streiffels zusammen, was ihren Beruf als Intensivpflegerin auf der Kinderintensivstation mit Weiterbildung als Neonatalbegleiterin ausmacht. Dafür hat die 39-jährige Mutter von einem Kind vor fast 15 Jahren ihre Arbeit als Technische Zeichnerin aufgegeben und als Kinderkrankenschwester neu begonnen.

„In meinem vorherigen Beruf fühlte ich mich nicht ausgefüllt. Ich wollte was mit Menschen machen“, so Stefanie Streiffels über ihre Entscheidung aus einem Job mit geregelten Arbeitszeiten in den Schichtdienst zu wechseln.

„Da ich gerne mit Kindern zusammen bin, lag der Beruf der Kinderkrankenschwester nah.“ So schmiss sie 2004 den Büroplatz, bewarb sich für ein Praktikum im Klinikum und landete auf der Station der Kinderintensivmedizin. Näher am Leben eines Kindes geht fast gar nicht, wie sie mittlerweile weiß.

Besondere Herausforderung

Als ausgewiesenes Perinatalzentrum ist die Kinderklinik des Leverkusener Gesundheitshauses in der Region bekannt. Hierhin kommen aus dem gesamten Umland werdende Eltern, die mit einer voraussichtlichen Frühgeburt ihres Kindes rechnen müssen oder deren Kind schon im Mutterleib eine Krankheit diagnostiziert wird. Einige Schwangere bleiben über Wochen stationär, um beispielsweise die Geburt möglichst lange hinauszuzögern. Doch nicht immer ist das möglich. So werden mittels modernster medizinischer Technik Kinder ab der 22 Schwangerschaftswoche auf die Welt geholt. Nur wenige hundert Gramm schwer und weit unterentwickelt, benötigen sie eine ganz besondere Pflege.

„Diesen Kindern und deren Eltern zu helfen, war die Herausforderung für mich, den Beruf der Kinderkrankenschwester zu erlernen“, erzählt Stefanie Streiffels, wenn sie auf ihre Ausbildung im Anschluss an das Praktikum zurückblickt.

Eine Entscheidung, die sie bis heute nicht bereut hat. „Für mich ist mein Beruf eine Berufung“, sagt sie und steht damit auf der Station nicht alleine. Wer hier arbeitet, lebt nahe dran an der Entwicklung des menschlichen Lebens.

Ein Blick in eines der Wärmebettchen, indem ein winziges Kind liegt, das mit seiner ganzen Kraft in die Welt hinaus möchte, lässt erahnen, wovon Stefanie Streiffels mit echter Begeisterung spricht. Versorgt durch Sonden und kontrolliert über Messgeräte, ist auch für frühgeborene Kinder Nähe, Fürsorge und die Eltern das Wichtigste für die Entwicklung. Damit dies auf einer Hightech-Station wie der Kinderintensivstation möglich ist, dafür ist unter anderem Steiffels verantwortlich. Sie weiß nicht nur, wie winzige Kanülen gereinigt, 350 Gramm schweren Babys die Windel gewechselt werden und was zu tun ist, wenn die Herzkurve auf dem Monitor Unregelmäßigkeiten aufweist.

Besondere Atmosphäre

„Wir schaffen die Umgebung für Kind und Eltern, damit trotz Schläuche und Geräte das Kuscheln, Stillen und die Versorgung des Kindes durch seine Eltern möglich ist“, so Streiffels und beschreibt damit die besondere Atmosphäre auf der Station. „Damit die Eltern bestmöglich auf diese Situation vorbereitet sind und ihnen die Angst, beispielsweise etwas am Kind kaputt zu machen, genommen wird, habe ich die Zusatzausbildung zur Neonatalbegleiterin gemacht“, ergänzt sie. „Etwa einmal die Woche besuche ich die Eltern, wenn nicht anders gewünscht. Beantworte Fragen, helfe und erfülle manchmal auch Wünsche.“

Dabei habe sie immer die Familie im Blick, die in die Versorgung ihres Kindes soweit wie möglich einbezogen werden soll. Ein Jahr lang dauerte die Weiterbildung. Dafür ist sie alle zwei Monate für je vier Tage nach Solingen gefahren. Dass sich der Einsatz gelohnt hat, zeigen die von ihr bisher begleiteten Familien. „Immerhin müssen sich die Eltern daran gewöhnen, dass die Geburt ihres Kindes halt nicht das Normalste von der Welt ist, aber die Kinder mit ihnen als Eltern ihren Weg in die Welt finden werden“, beschreibt die Kinderkrankenschwester ihre Aufgabe.

Motivierte Bewerber gesucht

Eine Philosophie, die auch im Klinikum Zuspruch findet. „Gerne würden wir diese Arbeit ausbauen“, erklärt daher Heike Lorenz, Pflegebereichsleiterin im Klinikum. „Mein Ziel ist es daher, die Stelle der Neonatalbegleiterin stundenmäßig auf eine Vollzeitstelle auszuweiten.“ Daher sucht das Klinikum dringend motivierte Bewerber und Bewerberinnen, die in der Pflege sich ausbilden lassen und arbeiten wollen. „Im kommenden Ausbildungsjahr, wo wir nach rund acht Jahren erstmalig wieder gesondert in der Kinderpflege ausbilden, sind sogar noch Plätze in der Weiterbildung zur Kinderpflege frei“, ergänzt Heike Lorenz.

Diese steht allen examinierten Krankenpflegern offen, die in einer einjährigen Weiterbildung bei vollem Gehalt die Spezialisierung erlangen möchten. „Genau das ist das Schöne an meinem Beruf: die Vielseitigkeit und die Möglichkeiten sich weiter zu entwickeln. Der Sinn meiner Arbeit steht außer Frage. Ich helfe Menschen und bin glücklich, wenn es ihnen gut geht“, schließt Streiffels, bevor sie in die Milchküche verschwindet, um die Flasche mit abgepumpter Muttermilch für einen ihrer Schützlinge vorbereitet.

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