Klösterchen und JuppesWiesdorfer St.-Josef-Krankenhaus von den Anfängen bis heute

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St.-Josef-Krankenhaus 1955 Credit Stadtarchiv Leverkusen

Blick in einen Operationssaal im St.-Josef-Krankenhaus in Wiesdorf 1955. Ende Juni schließt das „Juppes“ nach mehr als Hundert Jahren.

Leverkusen – Aus für das St.-Josef-Krankenhaus in Wiesdorf, im 119. Jahr seines Bestehens. Wie Ende Februar bekannt wurde, zieht die Geriatrische Abteilung aus dem „Juppes“, wie das Krankenhaus im Volksmund heißt, in das Remigius-Krankenhaus nach Opladen. Dafür wird die dortige Geburtsstation bis Ende Juni geschlossen und umgebaut. Nächstes Jahr soll es so weit sein: Dann wird Wiesdorf ohne eigenes Krankenhaus sein.

Die Geschichte des „Klösterchens“ beginnt um das Jahr 1900: Wiesdorf ist eine Gemeinde mit wenigen Tausend Einwohnern, einen Bahnhof gibt es nicht. Dafür ein altes Schulgebäude an der Kleinen Kirchstraße, wo ab 1901 vier Frauen vom Orden der Cellitinnen eine klösterliche Niederlassung eröffnen (daher der umgangssprachliche Name „Klösterchen“).

Aber erst 1902 bekommt das „Klösterchen“ die offizielle Genehmigung für den Klinikbetrieb, das Jahr gilt als Geburtsstunde des St.-Josef-Krankenhauses. Die Festschrift anlässlich des Hundertsten Bestehens im Jahr 2002 erzählt von den Ordensschwestern Dorothea, Agnes, Paula und Cäcilia, die sich in den Anfangszeiten des „Juppes“ um die Kranken kümmern – zunächst ambulant.

Betrieb nimmt Fahrt auf

Sobald die Genehmigung da ist, nimmt der Krankenhausbetrieb Fahrt auf: Zu verdanken ist die Entwicklung dem Pfarrer und späteren Dechanten Joseph Schüller, der den Antrag beim Landrat Lucas gestellt hat. Ab 1902 können 22 Betten 18 Männer und vier Frauen aufnehmen. 1933 wird ein Erweiterungsbau eingeweiht, zwei Jahre später sogar eine Geburtsstation. Das Gebäude wird sich aber nicht lange halten: 1944 wird es bei einem Luftangriff zerstört.

Wohin mit den Patientinnen und Patienten nach dem Zweiten Weltkrieg? Das St.-Josef-Krankenhaus wird behelfsmäßig in der Realschule am Stadtpark in Wiesdorf untergebracht, heißt es in der Stadtchronik „Leverkusen. Geschichte einer Stadt am Rhein“. Anfang der 50er Jahre nimmt die Bevölkerungszahl rasch zu und führt in Leverkusen zu einer Unterversorgung mit Krankenhausbetten: Die Stadt muss etwas tun.

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1955 kann das „Juppes“ an seinen angestammten Platz in Wiesdorf zurückkehren: Der Neubau an der Adolfstraße ist bezugsbereit. Das „Klösterchen“, das erste Krankenhaus an der Kleinen Kirchstraße, wurde da abgetragen und machte somit Platz für das Schwestern- und Personalhaus, schreibt die Stadt Leverkusen in einer Broschüre des Frauenbüros. Parallel dazu wird übrigens für das Städtische Krankenhaus in Schlebusch ein neues Gebäude konzipiert und gebaut: 1956 wird das Klinikum in Schlebusch eingeweiht.

Sternstunde des St.-Josef-Krankenhauses ist sicherlich November 1963: Hier in Wiesdorf wird am 17. November um 10.25 Uhr der 100.000 Bürger geboren, der Leverkusen zur Großstadt macht. Thomas Krüger heißt er, seine Zwillingsschwester Marlene kommt zehn Minuten später zur Welt. Ein weiterer Name, der in Erinnerung bleiben wird, ist Annika: Sie ist das letzte Kind, das im „Juppes“ zur Welt kommt, am 15. Dezember 1997 wird die Geburtsstation dicht gemacht. Da gab es bereits den Erweiterungsbau, der bis heute Wiesdorf prägt.

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