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Kultladen in LeverkusenWiesdorfer Mangafan betreibt Geschäft mit japanischen Comics

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Mark Lintgens in seinem Mangashop in Wiesdorf

Leverkusen – Große Kulleraugen, Sprechblasen, Blitze und Sterne: Die Welt der Mangas ist das Reich von Mark Lintgens. Der 40-Jährige betreibt seit 14 Jahren sein Geschäft "Tanoshii Depato" in der Friedrich-Ebert-Straße 104a in Wiesdorf. Er selbst ist Manga-verrückt und hat die japanischen Comics in den 90er Jahren als Kind und Jugendlicher für sich entdeckt. Er ist über die japanischen Zeichentrickserien ("Anime"), die in den 90er Jahren ihren Siegeszug um die Welt angetreten haben, dorthingekommen. "Und ich bin geblieben", sagt er schmunzelnd. Nach einer Ausbildung im Großhandel stieg er zunächst als Angestellter in einem Comicladen in Opladen ein. Den gibt es mittlerweile nicht mehr - und Mark Lintgens machte sich selbstständig. Zunächst mit einem Geschäftspartner, Ende des Jahres wird er den Laden alleine übernehmen.

Regale mit Buchreihen, Plastikfiguren und Sammelkartensets  füllen das Geschäft. Coronabedingt musste auch Lintgens natürlich schließen, behalf sich mit Liefer- und Abholdiensten, ist jetzt aber froh, wieder offen zu haben. Genau wie seine Kundschaft. Auch wenn der Onlinemarkt explodiere, "auch junge Kunden freuen sich, ein Geschäft vor Ort zu haben", wo sie auch mal mit anderen Kunden ins Gespräch kommen, hat Lintgens beobachtet. Auch ihm ist der Kontakt wichtig, er wolle beraten: "Gegen Amazon kommt sowieso niemand an." Daher gibt es auch noch keinen Onlineshop, vielleicht nächstes Jahr, sagt Lintgens.

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Es ist Mittag, Herbstferien, um halb eins füllt sich der kleine Laden auf einmal mit Jugendlichen. Fifty-fifty schätzt Mark Lintgens den Frauen-Männeranteil seiner Kundschaft, "vom Kindergartenkind bis zu 72 Jahren, so alt ist mein ältester Kunde", sei alles dabei. Wobei 13 bis Mitte 20 schon der Großteil der Kundschaft ausmache, sagt er. Häufig beobachtet er auch, dass Kunden, die als Kinder bereits mit dem Thema in Berührung kamen, als Eltern mit ihren eigenen Kindern wiederkommen. Wer damit groß geworden sei, gebe das weiter, erklärt der gebürtige Mönchengladbacher, der mittlerweile auch in Wiesdorf wohnt. Und das gerne. "Leverkusen ist schöner, als man denkt", sagt er, während er die Comics rauskramt, die gerade gut gehen. Nur mit der toten City-C-Passage ist er unzufrieden, die könnte ja auch Laufkundschaft einbringen. Da sein Geschäft allerdings meist Kundschaft gezielt ansteuert, plant er in Wiesdorf zu bleiben.

Alle Genres auch in Comicform

Prinzipiell gibt es jedes Genre auch als Manga, beliebt seien aktuell Actionbücher, Fantasy & Horror, aber auch "Romance"-Titel machen einen guten Teil seiner Verkaufsfläche aus. Mittlerweile gibt es auch Comics zu Genderthemen. Oder "Boys Love" oder "Girls Love", Comics, die sich mit homosexueller Liebe beschäftigen. Manche sind auch mit einer Empfehlung "ab 18" versehen. Da schaue er sich die Kunden schon mal an, erzählt Mark Lintgens. "Im Zweifelsfall sage ich: Komm lieber mit deinen Eltern wieder." 

Dass ein Manga immer gleich aussehen muss, stimmt auch nicht. Es gibt unterschiedliche Zeichenstile, auch frankobelgisch angehaucht, mittlerweile gibt es auch Comics aus Deutschland. Alle erzählen eine Story: "Mangas brauchen sich vor Hollywood nicht zu verstecken", bekräftigt Lintgens. 

Mittlerweile kämen auch einige Besucher über die Streamingdienste, Netflix beispielsweise habe immer mehr Animefilme im Angebot, sagt der 40-Jährige, dann fragten die Leute auch nach Mangas. Einen seiner Lieblingstitel, "Monster", quasi ein Krimi in Mangaform, trägt gerade Kundin Antonia zur Kasse. Die 15-Jährige ist meist einmal die Woche hier. Ihre Eltern seien der Ansicht, dass Mangas "keine richtigen Bücher" seien, erzählt sie, daher müsse sie sie selbst zahlen. Das macht ihr aber nichts aus. Knapp 6 bis 12 Euro kostet ein Büchlein im Schnitt.

Durch Corona brach lag auch der Zeichnertreff: Wer gerne liest, will vielleicht auch in dem Stil zeichnen können. Knapp zweimal im Monat traf man sich, zehn bis 20 Leute waren dabei, aus der ganzen Umgebung, erzählt Mark Lintgens. Das will er jetzt nach den Lockdowns wieder aufleben lassen. Selbst zeichnen kann er nicht. "Ich bin aber ein guter Kritiker", sagte er lachend. Nächstes Jahr plant er mit Freunden nach Japan zu fliegen. Und natürlich wird er auch Akihabara, das "Mekka für die Nerds", wie er es nennt, besichtigen. Der Stadtteil von Tokio gilt als Manga-Hochburg mit seinen vielen Shops.

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