Leverkusener Gothic-Disko ausgebranntDie Zukunft des Shadow ist ungewiss

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Brand Shadow 6

Das Shadow ist nicht mehr das, was es einmal war: Betreiberin Claudia Schreiber begutachtet die Schäden in der Disco.

Leverkusen – Die Katastrophe für Claudia Schreiber begann am Sonntagvormittag gegen 10 Uhr. Während 40 Feuerwehrleute gerade gegen die Flammen in ihrer Diskothek kämpften, öffneten wenige Meter entfernt in der Wiesdorfer Fußgängerzone die ersten Wurstbuden, Käsestände, Blumenpavillons für die LiveArt. Geranien wurden verkauft, Tulpen, Vergissmeinnicht. Als das Shadow brannte, freuten sich die Menschen auf den Frühling. Nun steht die Betreiberin in den verkohlten Resten des Szeneclubs. Ihr geliebtes Shadow, so wie es einmal war, ist verbrannt. Vor der gläsernen Eingangstür am Friedrich-Ebert-Platz stehen nun Kerzen und weiße Rosen, als würde der Club schon zu Grabe getragen. Doch so weit sei es noch nicht, sagt Schreiber, die Betreiberin: „Das war noch lange nicht das letzte Kapitel unserer geliebten Gruft.“

Schreiber versucht es in dieser Situation sichtlich mit Humor, auch wenn es ihr schwer fällt. „Endlich hat es den Jesus erwischt“, witzelt Schreiber und zeigt auf ein Bild über der Tür zum Hinterausgang, das ihr Mann einst dort aufgehängt hatte. So schaurig habe er es gefunden, dass es unbedingt in die Gruft gehörte, sagt Schreiber. Dabei hat der Jesus die Sache noch einigermaßen glimpflich überstanden, den Rest hat es deutlich übler erwischt. Eine dicke Rußschicht belegt die Reste des Mobiliars, das die Flammen verschonten.

Baustrahler am Boden sorgen ebenso notdürftig wie unbeständig für Licht, um die Schäden zu begutachten, das Discolicht ist schließlich ausgefallen. Die völlig zerstörte Lüftungsanlage baumelt von der Decke. Teile der Kühlschränke sind in der Hitze des Feuers verbogen, als seien sie aus Wachs. Am schlimmsten aber ist der unerträglich beißende Gestank von verkohltem Plastik, Holz und Metall, der auch 24 Stunden nach dem Brand in Haare und Klamotten zieht. Die Luft brennt in den Augen, auf der Haut.

Die Discokugel liegt verstreut auf dem Boden

Fast 18 Jahre lang war das Shadow ein bekannter Treffpunkt der Gothic- und Metal-Gemeinde, war Schauplatz von Themenpartys wie dem „Schattentanz“, der dort seit der ersten Stunde regelmäßig stattfindet. Der Partykeller war für viele vertrauter als ihr eigenes Wohnzimmer und mindestens so liebevoll eingerichtet. Am Tag nach dem großen Feuer ist nicht mehr viel übrig vom Hotspot der dunklen Szene. Einiges von dem, was Betreiber und Mitarbeiter des Shadow lieb gewonnen hatten, haben die Flammen unwiederbringlich vernichtet. Die Theke, an der zuvor noch die Gothic-Fans ihre Astras, Flens oder Shadow Dreams, den Hauscocktail, getrunken haben, ist höchstens in Teilen noch zu retten.

Kleinen Spiegelplatten, die einst an der Discokugel klebten, liegen zigfach verstreut auf der Tanzfläche. Der Flippertisch „Addams Family“ steht noch in seiner Ecke unter einem Gewand aus schwarzem Kohlenstoff-Pulver, das das Feuer hinterlassen hat. Ob der Automat eines Tages wieder genutzt werden kann, ist noch genauso ungewiss wie die Zukunft des gesamten Clubs.

„Wir wissen noch nicht, wie es weitergeht und wenn ja, wo“, sagt Schreiber. Wenn alle Schäden beseitigt und die letzten geliebten Requisiten gerettet seien, begönnen die Gespräche mit dem Vermieter, der Wohnungsgesellschaft Leverkusen (WGL), so Schreiber.

Brandstiftung ist ausgeschlossen

Der komplette Raum müsse saniert, eine neue Klimaanlage für mehrere tausend Euro eingebaut werden. Ob die WGL dazu bereit ist, sei noch nicht klar, sagt Schreiber. Wo heute in den Mai getanzt werden sollte, haben am Montagvormittag erstmal Versicherung und Kriminalpolizei ihre Arbeit gemacht. Brandstiftung ist ausgeschlossen, sagt die Kripo. Kabel eines der Kühlschränke haben das Unglück verursacht.

Für die Walpurgisnacht hat die Gothic-Gemeinde nun im „Samara“ in der Nähe des Shadow Ersatz gefunden. Möglicherweise können einige der für die nächsten Wochen und Monate geplanten Konzerte auch in anderen Klubs oder Discos stattfinden. Die Gespräche dazu liefen bereits, sagt Schreiber.

Die aber werden immer Ausweichorte bleiben. Ihr Wohnzimmer, die geliebte Gruft, ist erst einmal verbrannt.

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