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Leverkusener KonzernCovestro will Kreislauf von Isolierschaum bis 2040 schließen

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Auf dem Bau fällt Hartschaum aus Polyurethan massenhaft an. Ein Recycling-System würde europaweit jährlich eine Million Tonnen Abfall einsparen, kalkuliert Covestro. 

Leverkusen – Es geht nur noch mit Kreislauf: Gerade hat Covestro sich mit 21 Partnern aus neun Ländern zusammengetan, damit Hartschäume aus Polyurethan (PU) nicht mehr auf dem Müll landen, sondern wiederverwertet werden. Das Material ist ein Massenprodukt: Es findet sich als Dämmstoff in Kühlgeräten und Gebäuden. Was fehlt, ist „ein koordiniertes Abfallmanagement sowie geeignete Recyclingverfahren“, heißt es beim Kunststoff-Konzern.

Mit dem „Circular Foam“-Projekt soll sich das binnen vier Jahren ändern. Unter Koordination von Covestro sollen Experten aus Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft ein Lösungsmodell erarbeiten. Ihr Ziel: „den Stoffkreislauf für PU-Hartschäume zu schließen und die europaweite Umsetzung dieser Blaupause vorzubereiten“, heißt es.

Bis 2040 soll dann ein Recyclingsystem stehen. Dann erwartet Covestro einen jährlichen Spareffekt von einer Million Tonnen Abfall, 2,9 Millionen Tonnen CO2-Emissionen und 150 Millionen Euro Verbrennungskosten. Auch deshalb bezeichnet Vorstandschef Markus Steilemann „Circular Foam“ als „Leuchtturmprojekt, mit dem wir entscheidende Schritte hin zu einer nachhaltigen Zukunft machen“. Es gehe darum, Recyclingtechnologien für möglichst viele Kunststoffarten zu entwickeln.

Bisher wird verbrannt

Für Polyurethan-Hartschaum komme eine chemische Wiederverwertung in Frage, aber keine mechanische. Bisher landet das Material im Müllofen, wenn es nicht mehr gebraucht wird. Die eingesetzten Rohstoffe gehen damit verloren und es entstehen hohe Kohlendioxid-Emissionen.

Die umweltfreundlichere Alternative könnten Chemolyse oder die smarte Pyrolyse sein, heißt es. Beide Verfahren müssen noch entwickelt werden; sie könnten Polyole und Amine als Rohmaterialien zur Herstellung von PU-Hartschäumen erhalten, und das in einer Qualität, die ihre Wiederverwendung möglich macht. Bei der Entwicklung arbeite Covestro eng mit der RWTH Aachen und ihrem Katalyseforschungszentrum, der ETH Zürich und der Universität Groningen zusammen. Dabei werde auch geprüft, wie die beiden Verfahren der Wiedergewinnung möglichst schnell in die industrielle Nutzung überführt werden können.

Kühlschränke landen meist auf dem Müll

Voraussetzung für das alles ist ein europaweites Sammel-, Sortier- und Zerlegesystem. Auf diesem Gebiet sei noch viel zu tun: Derzeit würden nicht mal die Hälfte aller ausrangierten Kühlgeräte eingesammelt. Sinnvoll wäre aus Sicht von Covestro auch eine andere Rezeptur von PU-Hartschaum, die das Recycling erleichtern könne.

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„Circular Foam“ gehört in das Covestro-Programm zur Etablierung von Produkt-Kreisläufen. Dafür will die ehemalige Kunststoff-Sparte von Bayer in der kommenden Dekade eine Milliarde Euro ausgeben. (tk)

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