Abo

Leverkusener MusikhausWendler schließt nach 20 Jahren - und geht ins Internet

Lesezeit 3 Minuten
Das Ladenlokal gleich gegenüber des Bahnhofs Mitte ist bereits an einen Imbiss vermietet.

Das Ladenlokal gleich gegenüber des Bahnhofs Mitte ist bereits an einen Imbiss vermietet.

  • Das Musikhaus Wendler ist eine Institution in Leverkusen.
  • Seit der Eröffnung 1958 befindet es sich im Besitz der Familie Wendler - zuerst in Schlebusch, später in Opladen und ab 2000 in Wiesdorf.
  • Jetzt schließt die Inhaberin das Ladenlokal und erklärt, wie die Zukunft aussieht.

Leverkusen  – „Im Wandel der Zeit“ ist die Mitteilung an die Öffentlichkeit überschrieben. Und Vivien Wendler, die Verfasserin, sagt: „Man muss mit der Zeit gehen.“ Aber irgendwie hört sich all das wie ein Euphemismus, eine Beschönigung dessen an, was da gerade passiert: 20 Jahre nach der Eröffnung durch ihren Vater Heinz Wendler schließt Vivien Wendler das Musikgeschäft Wendler in der Wiesdorfer City. Das Ladenlokal gleich gegenüber des Bahnhofs Mitte – das sich nach wie vor im Besitz der Familie Wendler befindet – ist bereits an einen Imbiss vermietet.

Unterricht geht weiter

Instrumente und Zubehör werden ab sofort nur noch übers Internet verkauft. Reparaturen erfolgen ausschließlich nach Absprache. Beratung gibt es per Mail oder Telefon. Das Musikhaus Wendler ist ab sofort nur noch ein Online-Shop und ein kleines Büro in der Etage über dem ehemaligen Ladenlokal. Der Musikunterricht, der ebenfalls seit einigen Jahren in Wiesdorf in den Räumlichkeiten an der Heinrich-von-Stephan-Straße 6 angeboten wird, soll indes weitergehen.

Andere Kaufmentalität

Vivien Wendler hat eine Erklärung parat dafür, dass es so gekommen ist. Beziehungsweise drei. Erstens: „Die Kaufmentalität der Verbraucher ändert sich stetig.“ Sprich: Wer heutzutage musikalische Ausrüstung benötigt, der besorgt sie ich per Mausklick oder in einem der Mega-Musikläden im Lande – und nicht am Bahnhof Leverkusen. Zweitens: „Natürlich ist die Corona-Krise auch an uns nicht spurlos vorübergegangen.“ Soll heißen: Stammkunden blieben in Zeiten der Pandemie und Ansteckungsangst erst echt fern. Drittens: „Es ist kein Geheimnis, dass der Fachhandel in der Wiesdorfer City seit geraumer Zeit zu kämpfen hat“, sagt Vivien Wendler. Worauf sie anspricht: Ladenlokale überall machen dicht. Die City C liegt ohnehin brach. Aber selbst in der Rathausgalerie grassiert der Leerstand. Und jetzt eben: Musik Wendler. Durch den Schritt in den Onlinehandel verspricht sich Vivien Wendler das Überleben der Marke Wendler, wenn auch in andere Form.

Alles zum Thema Schlebusch

Warenbestand eingelagert

„Unser kompletter Warenbestand wurde eingelagert“, sagt sie. Er soll nun zu „günstigen Konditionen“ veräußert werden. Sie hatte das Geschäft 2006 von ihrem Vater übernommen, der es wiederum 1985 von dessen Vater Heinz Wendler Senior bekommen hatte. Ein Familienbetrieb, wie er im Buch steht. Und bislang stets eine Erfolgsgeschichte, wenn man bedenkt, wie alles angefangen hatte: mit einer kleinen Musikalienecke des Heinz Wendler senior in dessen 1950 eröffnetem Schreib- und Tabakwarengeschäft in Schlebusch, aus dem 1958 der erste richtige Musikladen in Opladen wurde, eine Zweigstelle in Leichlingen und schließlich ein 350 Quadratmeter großer Gebäudekomplex in Wiesdorf, in dem stets der Charme übereinandergestapelter Instrumente und die Enge eines Fachgeschäftes für Musikverrückte regierte. Bis jetzt.

Das könnte Sie auch interessieren:

Immerhin: Vivien Wendler sieht die „neue Zeit“ positiv: Man wolle der treuen Stammkundschaft schließlich erhalten bleiben und sehe die Umwandlungen nicht als schlecht an. Sondern vor allem als: „Herausforderung“.

www.musik-wendler.de

KStA abonnieren