Tipps vom KammerjägerNur so lässt sich die Rattenplage in Leverkusen bekämpfen

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Mit ausgelegten Fallen sollen die Nager eingefangen werden.

Leverkusen – Stefan Kittner ist sich sicher: Es ist definitiv schlimmer geworden. Und es ist kein Leverkusener Problem oder das einzelner Straßenzüge. Ratten, Kittner spricht von „Schadnagern“, sind deutschlandweit eine Plage und auch über die Grenzen hinaus.

Der Umsatz ist stabil – dank Ratten und Mäusen

Er muss es wissen, er ist geprüfter Schädlingsbekämpfer mit Zertifikat der Industrie- und Handelskammer. Mit seinem Kollegen Peter Griesche einer von zweien in Leverkusen. Und an Aufträgen mangelt es wahrlich nicht. „2021 war kein großes Wespenjahr, wir hatten etwa 90 Prozent weniger Wespen als sonst“, überschlägt er. „Aber der Umsatz ist gleich geblieben. Das liegt an den Ratten und Mäusen.“

Er will es nicht an einer Ursache allein festmachen, aber die Gelben Säcke seien schon ein nachvollziehbares Problem. Superdünn, damit sie in der Sortieranlage schnell zerfetzt sind, sind sie keine wirkliche Verpackung für den Verpackungsabfall der „löffelleer“, aber eben nicht gespült, darin gesammelt werden soll. Und sie werden meist nicht richtig gelagert.

Die beste Lagerung? Aufgehängt, ein gutes Stück weit über dem Boden. Allerdings: Auch das dauert nicht lange, bis die ausgesprochen lernfähigen Ratten ein Weg gefunden haben werden, an das begehrte Zeug zu gelangen. „Das beste wäre so ein Kleiderständer wie aus dem Kaufhaus. Am glatten Chrom kommen die Tiere nicht hoch“, gibt Kittner zu Bedenken. „Aber wer hat sowas schon?“

Auch die Gelben Tonnen, wie sie anderorts, beispielsweise in Köln, eingesetzt werden, seien kein wirkliches Heilmittel, weiß der Leverkusener Kammerjäger: Deren Volumen reiche meist nicht aus, und wenn der Müll den Deckel anhebe und die Tonne überquelle, sei der Effekt dahin. „Die Tiere nutzen jedes Loch.“

Professionell bekämpfen

Für wirklich wirksam hält Kittner nur eine konsequente und professionelle Bekämpfung der Schadnager, mindestens alle zwei Monate, effektiver noch jeden Monat einmal. Sein Kollege und er sind häufig die Auftragnehmer für Kommunen oder Wohnungsgesellschaften. Am wirksamsten sei dabei die Kanalbeköderung. Über mehrere Monate hinweg seien im Untergrund damit spürbare Erfolge zu erzielen.

Allerdings werde es in seinem Gewerbe insofern immer schwieriger als die Behörden „uns immer mehr Waffen wegnehmen“. In dem Bestreben, immer weniger Gift einzusetzen, würden die gesetzlichen Vorschriften ständig enger gefasst. Kittner: „Demnächst laufen wir dann als Rattenfänger mit der Flöte herum.“ Dabei nehme die Zahl der Schädlinge immer weiter zu.

Das habe sich auch nach der Flutkatastrophe Mitte Juli gezeigt. Zahlreiche Ratten seien vor dem ansteigenden Wasser geflohen und in benachbarte Reviere eingedrungen, wo es nun Kämpfe mit anderen Rattenstämmen gebe. In Opladen und Schlebusch mache sich das deutlich bemerkbar, wo dann auf einmal Ratten auf offener Straße gesichtet würden. Dazu komme in Pandemiezeiten, dass mehr Menschen zuhause seien und im Homeoffice arbeiteten, dort einerseits mehr Müll anfalle und andererseits die Leute verstärkt mit bekämen, dass es auch bei ihnen in der Umgebung Ratten gebe.

Wenn Tierliebe schiefläuft

Dazu kommt in den Augen des Schädlingsbekämpfers nicht selten falsch verstandene Tierliebe. „Da hatte ich kürzlich den Fall einer jungen Biologielehrerin, die für die Eichhörnchen in ihrem Garten täglich eine Bar dekoriert hat, in der sie die niedlichen Tierchen mit Erdnüssen fütterte. Auf die Idee, dass sich da auch Tiere mit wenigen buschigen Schwänzchen bedienen könnten, ist die gar nicht gekommen.“

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Ähnliches gelte für die wieder verstärkte Haltung von Hasen oder Hühnern. „Da wird dann morgens Futter hingestreut und zur Arbeit gefahren. – Und dann nicht selten gestaunt, dass auch Ratten und Mäuse zu Besuch gewesen sind.“

Was dann tun? „Sich schlau machen, aber nicht irgendwie im Internet, sondern den Profi fragen und bei Bedarf handeln lassen.“ Sieht so aus, als hätte Stefan Kittner weiter Konjunktur.

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