Leverkusener StadtteilSo könnten die Pläne für ein besseres Manfort aussehen

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Le-Heinemann-Straße

Von der Verkehrsschneise Gustav-Heinemann-Straße brutal durchschnitten, braucht der Stadtteil Manfort wieder ein erlebbares Zentrum.

Leverkusen – Wie kann man einen Stadtteil wiederbeleben und weiterentwickeln, der nicht nur von einer Haupt-Eisenbahnstrecke und einer der meistbefahrenen Autobahnen Deutschlands in Nord-Süd-Richtung durchschnitten wird, sondern auch noch von zwei mindestens vierspurigen innerstädtischen Straßen in Ost-West-Richtung? Dessen Industrie vor Jahrzehnten einging und dessen belebter Kern dem Autoverkehr geopfert wurde? Keine leichte Aufgabe, die Professor Christian Moczala den Architektur-Studierenden der Fachhochschule Dortmund am Beispiel von Leverkusen-Manfort gestellt hat. Doch die hatten sehr gute Ideen dazu.

Schon einmal, vor Beginn des Stadterneuerungsprojektes Neue Bahnstadt Opladen, hatten sich Studierende der FH Dortmund in einen Planungswettbewerb eingebracht – und diesen gewonnen. „Eine tolle Stadt“ sei Leverkusen seither für ihn, so der Professor für Städtebau. Und speziell Manfort habe ein ganz großes Potenzial, so sein Ansporn.

Zwölf Wochen hatten die 30 Studierenden Zeit, sich dem Wettbewerb zu stellen, der den Titel „Manfort: 1 Halt bis Köln – 10 Jahre bis zum attraktiven Ort“ bekam. 20 Arbeiten wurden am Ende eingereicht, die teils als Bachelor-Arbeiten zum Studienabschluss gewertet worden sind. Fünf kamen in eine engere Auswahl der Jury, wurden ausführlicher begutachtet und am Ende mit Preisen ausgezeichnet.

Le-Architektinnen

20 Architektur-Studierende der FH Dortmund schmiedeten Pläne für Manfort. Mit Preisen ausgezeichnet wurden von einer Jury am Ende (von links): Stephanie Hampel-Achterfeldt, Aylin Oral und Ina Mildebrandt. 

Die Ergebnisse sind jetzt für zwei Wochen im Foyer des städtischen Verwaltungsgebäudes Hauptstraße 105 ausgestellt und allen Interessierten zu den Öffnungszeiten der Verwaltung zugänglich. Zwei erste Preise wurden an die Teams von Ina Mildebrandt und Lorena Castell Alegria sowie Aylin Oral und Nils Carstensen vergeben, der dritte Preis ging an Stephanie Hampel-Achterfeld. Sie alle hatten überzeugende Lösungsansätze für die Problemstellung geliefert, diesem zerrissenen Stadtteil wieder ein Zentrum zu geben und neue interne Verbindungen und Strukturen zu schaffen.

Le-Kreuzigung Manfort

Rund um die St. Josef Kirche könnten Grünanlagen und Aufenthaltsbereiche entstehen, um dem von Verkehrswegen durchkreuzten Stadtteil wieder einen öffentlichen Treffpunkt zu geben.

Dabei stellten sich eigentlich in allen Planvorstellungen drei Schwerpunkte heraus, um das Hauptproblem – die Trennung des Stadtteils durch die Gustav-Heinemann-Straße – zu überwinden: die St. Josef Kirche, die alten Eumuco-Firmenhallen und der Bahnhof Manfort. Diese zu verbinden und als Kommunikationspunkte im Stadtteil zu begreifen, kommt in allen drei prämierten Arbeiten vor.

Gemäß dem Motto „Was zu sehr getrennt ist, muss neu verbunden werden“ haben die angehenden Architektinnen neue Brücken über die vierspurige Straße hinweg vorgeschlagen, unmittelbar an die bestehende am Bahnhof angedockt. Darüber könnte sogar ein Grünzug entlang der Bahn entstehen, der zwischen Eumuco-Hallen und Kunstfeldstraße den Norden und Süden Manforts verbinden würde.

Le-Eumuco-2

Die seit vielen Jahren leerstehenden Eumuco-Produktionshallen mit den Fassaden-Elementen aus der Gründerzeit sollen mit neuem Leben als Bürger- und Kulturzentrum gefüllt werden.

Stichwort Eumuco: Die alten Werkhallen des früheren Maschinenbau-Unternehmens an der Josefstraße, die inzwischen auch gern mal für Filmaufnahmen genutzt werden, haben so ihren eigenen Charme. Professor Moczala schwärmt von der Gründerzeit-Architektur, Preisträgerin Ina Mildebrandt von einer „verborgenen Schönheit“, die neuen Glanz erleben könnte.

Kulturzentrum Eumuco

Ein Kulturzentrum, eine „Event-Location“ oder eine Markthalle könnten darin entstehen – wegen der Bahnhofsnähe womöglich selbst für Besucher aus Köln attraktiv. Auch ein Jugendtreff, eine Skaterhalle oder ein Reparaturcafé wären als Ergänzung denkbar. In jedem Fall sollten die prägnanten Industriebauten zu großen Teilen erhalten und kommunikativ genutzt werden.

Die nahe gelegenen Freiflächen könnten zu einem „Josef-Park“ aufgewertet werden und ebenfalls zu einem Treffpunkt Manforts werden. Wie überhaupt das Umfeld der katholischen Kirche, am besten von überwiegend leerstehenden früheren Gewerbebauten befreit, offener, wohnlicher, attraktiver gestaltet werden könnte: Mehr Grün, mehr Aufenthaltsqualität. Auch der Bahnhof Manfort wäre geeignet, von einer Barriere innerhalb des Stadtteils zu einem einigenden Knotenpunkt zu werden, so Preisträgerin Aylin Oral.

Le-Kern-Haus

Das frühere Wohn-, Büro- und Geschäftshaus in Bahnhofsnähe an der Gustav-Heinemann-Straße, anfangs als Kern-Haus bekannt, könnte einem Seniorenwohnheim weichen, so eine Idee.

Bei alldem soll aber auch der Wohnungsbau berücksichtigt werden. So könnten neue Wohnungen westlich der Bahnstrecke entstehen, das heruntergekommene frühere „Kern-Haus“ neben der katholischen Kita einem Seniorenzentrum weichen, der Standort der ehemaligen Firma Kierdorf einem Quartierstreff. Auch ein Radweg längs der Bahnstrecke, der die Dhünn mit dem Kölner Dünnwald verbände, wäre ein attraktives Angebot, das zu einer Rast im Stadtteil verleiten könnte.

Oberbürgermeister Uwe Richrath, der die zweiwöchige Ausstellung der preisgekrönten Pläne am Donnerstag eröffnete, zeigte sich sehr angetan von den Planungen für Manfort. Die Vorschläge sollten über das Projekt „Gemeinsam leben in Manfort“ mit den Bürgerinnen und Bürgern diskutiert und weiterentwickelt werden.

Le-Kierdorf

Das zentral gelegene frühere Kierdorf-Firmengelände könnte mit Geschäften, Handwerksbetrieben und Gastronomie oder einem Quartierstreff wieder belebt werden.

Und Baudezernentin Andrea Deppe lobte nachdrücklich die vielen originellen und pragmatischen Ideen, die nun Eingang in das künftige Integrierte Handlungskonzept für Manfort finden sollen. So könne neue Qualität im öffentlichen Raum geschaffen und das gemeinsame Leben in Manfort spürbar verbessert werden.

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Angesichts der jungen Talente konnte sie sich auch eine gewisse Eigenwerbung für ihr personell unterbesetztes Dezernat nicht verkneifen: „Wenn Sie in naher Zukunft Jobs suchen…“ Vom Praktikum bis zur dauerhaften Festanstellung in ihrem Amtsbereich sei jede Menge möglich und es warteten interessante Aufgaben. „Melden Sie sich gern bei mir!“

Die Ausstellung der studentischen Entwürfe für Manfort ist zu den Kernzeiten der Bauverwaltung im Haus Hauptstraße 105 zu besichtigen, montags bis donnerstags von 8.30 bis 15.30 Uhr und freitags von 8.30 bis 13.30 Uhr.

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