Leverkusens ImpfzentrumBayer-Chef Baumann macht sich ein Bild im Erholungshaus

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Feuerwehrchef Hermann Greven inspiziert einen der vier kargen Impfräume im Saal des Erholungshauses.

Leverkusen – Beim Impfzentrum ist die Stadtverwaltung im Plan. Jetzt fehlt nur noch der Impfstoff. Wie es aussieht im Erholungshaus, davon machte sich Bayers Vorstandschef Werner Baumann am Mittwochmorgen ein Bild. Sein Urteil fiel positiv aus, natürlich. Die Einrichtung, so hofft er, wird bald dazu beitragen, „bald wieder ein etwas normaleres Leben führen zu können“.

Dazu müsste der gründlich umgebaute Kulturtempel, den Bayer der Stadt für ein Jahr gratis zur Verfügung stellt, aber erst einmal den Betrieb aufnehmen. Das wird nächsten Monat sein, sagte Alexander Lünenbach. Der Dezernent hat auch das Gesundheitsamt unter sich. In diesen Tagen rückt immerhin für die erste Gruppe, die nicht in einem Alten- oder Pflegeheim wohnt, die Impfung gegen Covid-19 in Sichtweite: Die Über-80-Jährigen bekommen nun nach und nach Post vom Gesundheitsministerium des Landes und der Stadt. In dem Brief steht, was jetzt zu tun ist. Dafür, dass man bei der 116 117 nicht ewig in der Warteschleife hängt, soll dann gesorgt sein: Der Betreiber, die Kassenärztliche Vereinigung, hat sich Hilfe geholt, um dem nun erwarteten Ansturm Herr zu werden.

Allerdings liegt alles an den Impfstoff-Lieferungen. Dass er sich anfangs mehr erhofft hat, hatte Martin Oehler schon vor Wochen gesagt. Der Leiter des Gesundheitsamts zeigte sich recht enttäuscht.

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Eintritt nur mit Chipkarte

Dass das Impfzentrum nicht der Flaschenhals sein dürfte, wurde beim Rundgang am Mittwoch schnell klar. Die Einrichtung ist komplett, nur zwei elektronische Tore fehlen noch, die das Ein- und Auschecken automatisieren. Denn jeder, der die Einrichtung an der Nobelstraße in Wiesdorf betritt, bekommt eine Chipkarte umgehängt, nachdem er registriert wurde. So werde gewährleistet, „dass kein Unbefugter hier Zugang bekommt“, erklärte Tim Feister vom Malteser Hilfsdienst, der den Betrieb des Impfzentrums managt.

Sobald man den Eingang passiert hat, geht es in den luftig bestuhlten Warteraum. Dort stehen auf großen Bildschirmen die laufenden Nummern, die jeder Besucher auf der Chipkarte hat. Außerdem wird dort ein Aufklärungsvideo über die Impfung abgespielt. Aber damit hat es sich natürlich noch nicht: Im nächsten Raum wartet der Impfarzt, mit dem sämtliche Fragen geklärt werden können. Gibt es Vorerkrankungen oder Allergien? Sind Komplikationen zu erwarten? Erst wenn das geklärt, alle anderen Fragen beantwortet sind und die Einverständniserklärung unterschrieben ist, geht es weiter.

Im nächsten Raum kommt der eigentliche Piks, die Impfbescheinigung wird ausgehändigt. Den Impfausweis braucht man nicht: zu viel Papierkram, den man sich bei der Massenimpfung ersparen will. Danach soll sich der Impfling noch eine halbe Stunde zur Beobachtung im Zentrum aufhalten. Auch dabei hilft ihm eine Zeitanzeige.

Bayer sprach nicht nur mit Curevac

Das Tübinger Unternehmen Curevac war nicht der einzige Impfstoff-Entwickler, mit dem Bayer Kontakt hatte. Das sagte am Mittwoch Vorstandschef Werner Baumann. Schon länger habe man sich im Konzern mit der Frage beschäftigt, wie Bayer seine Möglichkeiten bei der Entwicklung und Verteilung eines Vakzins gegen das Coronavirus einbringen könnte. Mit Blick auf die Vereinbarung mit Curevac sagte Baumann: „Beide Unternehmen ergänzen sich ideal.“

Eine Produktion des Impfstoffs bei Bayer werde intensiv geprüft, ergänzte der Vorstandschef. In Frage kämen Betriebe in den USA oder Deutschland. Mittelbar hat Bayer indes bereits mit der Herstellung von Covid-19-Vakzinen zu tun: In einem Pharma-Betrieb im Wuppertaler Werk, der inzwischen von der Wuxi-Biologics geführt wird, wollen die Chinesen Wirkstoffe für Corona-Impfstoffe produzieren. Dabei liefert Bayer laut Kaufvertrag Serviceleistungen. (tk)

Wie schnell die Impfung abgewickelt werden kann, hängt natürlich von der Person ab. Dass die Einrichtung mit ihren vier Impfstraßen an die Grenzen der Kapazität stößt, befürchtet Gesundheitsdezernent Lünenbach eher nicht. Das Haus wird von 8 bis 20 Uhr geöffnet sein, die Betreiber gehen davon aus, dass in dieser Zeit bis zu 560 Menschen geimpft werden können. Wenn denn genügend Dosen zur Verfügung stehen. Der Impfstoff wird im Erholungshaus selbst zubereitet. Auch dafür gebe es geeignete Technik.

In den Pflegeheimen läuft es

Die ersten Impf-Erfahrungen sind nach Lünenbachs Angaben durchweg positiv: Mit Blick auf nunmehr rund 1100 Personen, die von mobilen Teams in den Alten- und Pflegeheimen der Stadt bisher behandelt worden sind, sprach er von „nicht stattfindenden Komplikationen“. So soll es am besten weitergehen.

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Aus Sicht von Tim Feister und Feuerwehr-Chef Hermann Greven bietet das Erholungshaus dafür beste Voraussetzungen. Die Erreichbarkeit sei „gut bis sehr gut“, so Greven: Vor der Tür halten drei Buslinien, in der City gebe es genügend Parkplätze, auf den kleinen am Eingang sollte man nicht spekulieren. Auch ein Bringdienst wird vorbereitet. Eine Übung mit der Feuerwehr, bei der vor einer Woche die Abläufe getestet wurden, sei gut gelaufen, sagte Tim Feister: „Wir sind froh, dass wir hier sind.“

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