Mit dem Kajak von Koblenz nach BerlinUmweltschützer macht Station in Leverkusen

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Stephan Horch (vorne) will mit seinem Projekt auf die Verschmutzung von Gewässern aufmerksam machen.

Leverkusen – Sonnenschein, Vogelgezwitscher und das glitzernde Flusswasser, das am Rand des Kajaks leise plätschert. Schillernde Fische schwimmen vorbei – und ein zerfetzter Fußball, alte Ohrenstäbchen und jede Menge Zigarettenkippen. Diese Situation kennt Stephan Horch sehr gut: Seit er vor sieben Jahren mit dem Kajakfahren begann, fällt ihm immer wieder auf, dass die von außen scheinbar idyllische Flusslandschaft Deutschlands unzählige Mengen an Plastik beherbergt – die irgendwann im Meer landen. Um das zu vermeiden und ein Zeichen gegen die Plastikflut zu setzen, rief er das „Clean River Project“ ins Leben. Seit 2012 sammelt der Fotograf und Hobbypaddler Müll aus den Flüssen Deutschlands und inszeniert den Fund kunstvoll im Netz. Mittlerweile hat das Projekt viele Unterstützer gewonnen – jährlich sammeln die Freiwilligen rund 30 000 Liter Plastikmüll.

Seit letztem Freitag ist Stephan Horch auf „Clean-Up Tour“ – mit dem Kajak auf dem Rhein. In 30 Tagen will der gebürtige Koblenzer 750 Kilometer von Koblenz bis nach Berlin zurücklegen. Um die Strecke zu schaffen, ist Horch zu Beginn täglich sechs bis acht Stunden unterwegs. Später, wenn die Strömung auf den Kanälen fehlt, können es auch mal bis zu 16 Stunden werden. Ein Begleitfahrzeug und Proviant unterstützen dabei.

Leverkusener paddeln mit

Doch der Aktivist paddelt nicht allein: Viele Unterstützer seines Projektes begleiten ihn für ein kurzes Stück. So auch einige Leverkusener des Vereins für Kanusport Bayer Leverkusen. Auf dem Weg wird der vorbeischwimmende Plastikmüll natürlich eingesammelt, primär geht es aber um die „Clean-Up Events“ entlang der Route. In insgesamt sieben Städten lädt Horch dazu ein, mit ihm gemeinsam das Ufer des Rheins und der Kanäle auf seiner Route von Plastikmüll zu befreien. Koblenz und Köln sind schon geschafft, weiter geht es am Mittwoch in Düsseldorf und am 16. August in Oberhausen. Bei den Clean-Ups werden besonders Einweggrills, liegen gebliebene Flaschen und Zigarettenstummel gefunden. Seltenere Funde sind Katheter oder Windeln. „Ich frage mich, wie das überhaupt ins Wasser kommt“, sagt Horch.

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Am häufigsten finde er Kleinteile wie Ohrenstäbchen, die oft in der Toilette entsorgt werden und dann über das Abwassersystem in den Gewässern landen. Trotz der höheren Aufmerksamkeit für das Thema Umweltschutz schätzt Horch die Menge des Abfalls in den Gewässern eher als steigend ein.  Auf sechs Kilometern Flussstrecke seien durchschnittlich 500 Kilogramm Plastik zu finden – bei Hochwasser sogar bis zu einer Tonne. Ganz gegen Plastik ist Horch dann aber auch nicht: „Es gibt viele tolle Dinge aus Plastik – mein Kajak zum Beispiel. Das Problem ist nicht das Plastik selbst, sondern wie wir Menschen damit umgehen.“

Wer wissen will, wo sich Stephan Horch zurzeit befindet, kann den genauen Ort hier sehen: cleanriverproject.de/livekarte

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