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Mit Kopfhörern, ohne HausaufgabenDie Leverkusener Sekundarschule macht alles anders

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Lernen mit Kopfhörern: In einer Leverkusener Schule ist das jetzt Alltag.

Lernen mit Kopfhörern: In einer Leverkusener Schule ist das jetzt Alltag.

Leverkusen – Aufmerksames Zuhören ist eine der wichtigsten Fähigkeiten, die Kinder in der Schule lernen müssen. Manchmal ist es aber auch wichtig, weghören zu können. „Zum Beispiel wenn da draußen Bauarbeiter sind“, sagt Simon. Der Zehnjährige besucht die Klasse 5b der Sekundarschule an der Neukronenberger Straße, die aktuell noch ausgebaut wird (siehe unten). Wenn man sich dann ganz auf sich und seine Aufgabe konzentrieren will, können Kopfhörer helfen. 18 neue Exemplare in blau und pink hat das Deutsche Rote Kreuz als Kooperationspartner der Schule nun für die neuen Fünftklässler gestiftet, sechs für jede Klasse.

„Als Sekundarschule haben wir natürlich ein sehr heterogenes Schülerfeld“, erklärt Schulleiterin Carola Becker. So kommt es im normalen Unterricht vor, dass die Schüler, die schon weiter sind, „Expertenaufgaben“ zu bearbeiten bekommen. Dafür können Sie sich nun die Kopfhörer nehmen und den Unterrichtsbetrieb um sich herum komplett ausblenden. Außerdem setzt die Schule viel auf Gruppenarbeit. „Da ist vielleicht einer noch dabei, sich in das Thema einzuarbeiten, während eine andere Gruppe schon diskutiert“, erklärt Klassenlehrerin Annkathrin Schwarzenthal.

Ganz auf sich konzentrieren

Die Kopfhörer seien aber nicht nur sinnvoll, um Geräusche auszublenden. „In dem Moment, wo man den Kopfhörer aufsetzt, spürt man auch den leichten Druck am Kopf und es ist klar: Jetzt geht es nur um mich und meine Aufgabe. Das hilft auch vielen, sich zu konzentrieren“, sagt Schwarzenthal. Viele Schüler seien sehr sensibel, was Lautstärke angeht, was vielleicht auch an einer immer schnelllebigeren Welt liegt, die mit Unmengen an äußeren Eindrücken auf die Kinder einprasselt. Sich einmal nur auf sich und die eine Aufgabe zu konzentrieren, ist für viele Kinder ungewohnt.

Das Konzept der Sekundarschule sieht außerdem vor, dass die Schüler keine Hausaufgaben mit nach Hause nehmen. Zusätzliche Aufgaben heißen deswegen auch nicht Hausaufgaben, sondern Wochenplanaufgaben. Neben der Ganztagsbetreuung stehen auch im Stundenplan zwei Stunden die Woche zur Bearbeitung dieser Aufgaben. „Auch dafür sind die Kopfhörer sehr hilfreich“, sagt Becker.

Ein erster Test ist noch nicht ganz zufriedenstellend. „Die gehen ein bisschen schwer auseinander“, sagt Simon. Das wird sich mit der Zeit sicher regeln, die Farbe allerdings bleibt. „Die pinken gehen ja gar nicht“, tuschelt eine Jungsgruppe im hinteren Bereich des Klassenzimmers bei der Übergabe. Und auch Lana findet die blauen schöner. „Wir hatten in der Grundschule auch schon Kopfhörer, aber da gab es immer Streit, weil es nicht so viele waren“, berichtet die Elfjährige.

An der Sekundarschule sollte die Zahl jetzt reichen – und die Farbe kann man ja zum Glück nicht hören.

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