Moby CheckSoftware aus Leverkusen für die Welt

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Dirk Emmerich, Vater von Moby Check. Sein bevorzugtes Arbeitsgerät ist natülich ein Tablet-Computer, kein Klemmbrett.

Leverkusen – Ein Start-up, das ist keineswegs nur was für junge Leute. Dirk Emmerich wird dieses Jahr 60. Und es sieht so aus, als hätte er eine große Zukunft vor sich. Der Mann aus Lützenkirchen bringt gerade eine Idee zur Serienreife, auf die nicht nur die Chemische Industrie seit Jahren gewartet hat. Und bei der man sich fragt, wieso es das nicht schon längst gibt.

Jeden Tag werden im Chempark stapelweise Papier-Checklisten ausgefüllt. Es gibt immer etwas zu prüfen, zu warten und zu reparieren. Und um das zu protokollieren, zu kontrollieren, werden Formulare benutzt. Das gute alte Klemmbrett, hier wird es noch gebraucht. Emmerich, der sich vor einigen Jahren an der Logistikfirma Talke beteiligt und somit ein scharfes Auge auf alles hat, was sich um den Transport von Produkten im Chempark dreht, hat sich gefragt: „Warum arbeiten diese Weltfirmen noch so konservativ?“

MobyCheck-Bildschirm

So sieht eine elektronische Checkliste in der Chemie-Industrie aus.

Er meint damit Lanxess, aber durchaus nicht nur. Produktion und Transport empfindlicher und gefährlicher Güter kommt ja nicht nur in dem Spezialchemie-Konzern vor. Aber dort hat sein Ansatz zuerst überzeugt. Der da lautet: „Diese Checklisten will ich elektrifizieren.“

Pilotprojekt NAF-Betrieb

Das ist inzwischen passiert im NAF-Betrieb. Dort stellen 160 Leute aromatische Verbindungen her, Vorprodukte etwa für die Agrochemie. Stoffe, die nicht ungefährlich sind und deren Abfüllung und Transport peinlich genau zu dokumentieren ist. Nur eben nicht mehr auf Papierlisten mit soundsoviel Durchschlägen, sondern auf einem Tablet-Computer. Marcus Suberg, der den Betrieb bis vor drei Wochen geleitet hat, ist ganz zufrieden mit dem neuartigen System. Es heißt übrigens Moby Check; der Name ist eine weitere schlaue Idee von Dirk Emmerich. Klappt international und weckt bei seinem Erfinder positive Assoziationen an seine Vergangenheit: Von Moby Check zu Moby Dick ist es nicht weit, lautlich betrachtet.

Kapitän zur See

Sein erster Beruf prägt den bald 60 Jahre alten Dirk Emmerich noch immer: Kapitän zur See war er, bevor er ein Studium der Wirtschaftsinformatik aufnahm und sich in der Logistik-Branche tummelte. Er übernahm Anteile an der Filiale des Brunsbütteler Spediteurs Friedrich A. Kruse im Chempark und blieb auch an Bord, als der Hürther Chemie-Logistiker Talke den Kruse-Part erwarb. Emmerich wohnt in Lützenkirchen, sein Start-up „Log.Go.Motion“ residiert im Probierwerk. (tk)

Und es passt gut zu diesem gut gelaunten Gründer, der sich passenderweise im Probierwerk in Opladen mit der Firma niedergelassen hat. Im Moment ist da nicht viel los. Aber das liegt an Corona – fünf Leute sind an den Rechnern zu Hause zugange. Dort werden Vorlagen für die Checklisten programmiert, die von den Anwendern allerdings nach ihren Bedürfnissen angepasst werden können. Die Flexibilität von Moby Check soll der Komplexität der Anwendungsgebiete entsprechen. Das ist die Idee.

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Das ist die Smartphone-Version.

Während es im Pilotbetrieb bei Lanxess um Inhalt und Füllstände der Container geht, müssen anderswo ganz andere Dinge geprüft werden: Drücke überwachen, Schichten messen, Ventile prüfen. Und entscheiden, wann ein Helfer gebraucht wird. „Kann man alles in der Checkliste hinterlegen“, verspricht Emmerich. Weitere Tests sind in Aussicht. Lanxess will das System in vier Betrieben testen. Wenn es sich bewährt, sollen in den nächsten zweieinhalb Jahren 65 Betriebe auf diese Weise elektrifiziert werden, und zwar weltweit.

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Das bekommt man nicht hin mit einer Fünf-Leute-Firma. Dass er diese Erkenntnis nicht so ganz freiwillig erlangt hat, gibt Dirk Emmerich offen zu. Aber bei der Partnerwahl hat er nicht klein gedacht, sondern groß: Siemens sorgt dafür, dass die Leverkusener Check-Software an jedem Ort der Erde ausgerollt werden kann. Kümmert sich um Lizenzen, Schulung, Vertrieb. Ein prima Partner für das Start-up eines 60-Jährigen.

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