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Musikszene LeverkusenDie Suche nach einem Netzwerk

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Er hatte zur Diskussionsrunde geladen: Reiner Hilken (zweiter von links), der Leiter des Jugendzentrums Bunker.

Er hatte zur Diskussionsrunde geladen: Reiner Hilken (zweiter von links), der Leiter des Jugendzentrums Bunker.

Leverkusen  – Der Ort war für ein solches Treffen gut gewählt: Vor dem Bunker an der August-Bank-Straße hatten sich Vertreter der Musikszene Leverkusens getroffen, um über ihre Situation zu sprechen, die bekanntlich eine schwierige ist nach Monaten des Lockdowns. Die Not war oder ist vielerorts groß.

Und das Gebäude an der August-Blank-Straße ist nun mal eines, das für bessere Zeiten steht – weil es schon vielen Musikerinnen und Musikern aus der Stadt einen Ort bot, an dem sie ihre Leidenschaft ausleben, wo sie proben und sich bei Auftritten erproben konnten. Allein symbolisch also war diese von Reiner Hilken, dem Leiter des Bunker-Jugendzentrums, einberufene Runde schon bedeutungsvoll. Am Ende sollte sie es auch in konkreter Hinsicht sein.

Eine Zäsur für alle

Natürlich bedeutet die Pandemie mit all ihren Konsequenzen eine Zäsur für viele, die mit der Musik zu tun haben. Florian Grimm etwa konnte mit seiner Punkband nicht mehr proben – und noch immer, sagt er, ließe sich die Rückkehr zum gemeinsamem Spielen nur schwer umsetzen. Varol Keray und Brandon Rau vom Jugendhaus Rheindorf, ebenfalls ein Treffpunkt für junge Bands, berichteten davon, dass der Betrieb in ihrer Einrichtung stillgelegt wurde „und auch nur schleppend wieder anläuft“, wie Rau sagte – ein Zustand, der laut Hilken auch im Bunker zu beobachten sei.

Alles zum Thema Bläck Fööss

Konzerte als Stream im Internet, ergänzte Rau, seien zwar eine Alternative gewesen, aber eben nur bis zu einem gewissen Grad. Was auch Pit Hupperten, Sänger und Gitarrist der Bläck Fööss und überhaupt seit Jahren mit zig Projekten im Musikzirkus aktiv, bestätigte. Indes: „Sie können ein echtes Livekonzert ebenso wenig ersetzen, wie das ein Auftritt im Autokino oder vor Zuschauern, die nur sitzen, kann.“ Hupperten betonte zudem, dass im Falle der Fööss weniger die Musiker ob Corona zu leiden gehabt hätten, „auch wenn die Verluste aus diesem verlorenen Jahr nie reingeholt werden können“, sondern dass es vor allem Technikerinnen und Techniker sowie sonstige im Hintergrund arbeitenden Menschen getroffen habe.

Mangel an festen Orten

Schnell jedoch schwenkte die Diskussionsrunde um auf ein anderes Thema, das noch mehr Einfluss auf den Zustand der lokalen Musikszene hat: „Wir sind zu wenig vernetzt“, sagte David Rodriguez, Mitglied der Legendary Ghetto Dance Band, die seit Jahren auch überregionale Auftritte absolviert. Und es fehle gleichsam an festen Veranstaltungen wie an festen Orten, die als Multiplikatoren fungieren könnten. Sie seien in anderen Städten fixer Bestandteil der Musiklandschaft und hielten die Szene zusammen.

Der zweifelsohne richtige Ansatz in einer Stadt, die über die Jahre Festivals wie das „Rock Open“ oder das „Street Life“ verloren hat. Das zu reaktivieren könne ein Lösung sein. Ebenso wie das Zugehen auf Schülerinnen und Schüler in den normalen Schulen. Die müsse man abholen und wieder für Musik begeistern. „Wir hatten in den 90er Jahren in Leverkusens eine Szene mit vielen Bands, die locker mit Köln und Düsseldorf mithalten konnte“, erinnerte sich Hupperten. Das sei wieder möglich.

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Arbeitskreis gegründet

Am Ende des Treffens stand folgender Plan: Ein Arbeitskreis zur besseren Vernetzung der Musikerinnen und Musiker sowie der Veranstaltenden untereinandern soll in Zukunft regelmäßig zusammenkommen. Seine Mitglieder wollen ausloten, wie die Szene wieder belebt werden kann. Und: Mit einer Anfrage an die Stadtverwaltung wollen Hilken und Co. möglichst bald mit jenen Personen an Leverkusener Schulen in Kontakt kommen, die musik-affin sind und die jeweiligen Schülerinnen und Schüler vor Ort ins gemeinsame Boot holen könnten.

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