NachbarschaftsstreitKnatsch um Bäume in der Schlebuscher Waldsiedlung

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Gefahrenbaum, Schattenmonster oder Kleinod? Dany Kahindi (mitte) aus der Waldsiedlung kämpft um ihre Bäume.

  • In der Waldsiedlung hat es immer - wie der Name sagt - große Bäume gegeben.
  • Wurzeln, Blätter, Pollen, Schatten: Oft haben Nachbarn etwas dagegen.
  • Angeblich häufen sich die Konflikte.

Leverkusen – Ausgerechnet in der Siedlung, die das Wort Wald im Namen trägt, gibt es oft harte und unerbittliche Kämpfe um den alten Baumbestand.

Das eigene Haus in der Waldsiedlung in Schlebusch – von der Lage gibt es in Leverkusen eigentlich nichts besseres. Häuser werden oft gar nicht zum Verkauf ausgeschrieben. Das ist nicht nötig, sie gehen per Mund-zu-Mund-Propaganda unter der Hand weg. Zu Höchstpreisen. Der alte Baumbestand und viel Grün: Das steigert den Wert.

Scharmützel nehmen angeblich zu

Doch die Scharmützel ums Grüne zwischen Nachbarn nehmen zu, sagen Alteingesessene in der Waldsiedlung. Dany Kahindi lebt dort, wurde in der Siedlung groß und hat Probleme wegen ihrer Bäume. Nicht, weil sie ihr selbst zu groß werden. Aber das früher ganz gute Verhältnis zu den Nachbarn hat in den letzten zwei Jahren schwer gelitten.

Atlaszeder

Ein Grund ist eine wohl 70 bis 100 Jahre alte Atlaszeder der Kahindis, die ziemlich nah an der Grundstücksgrenze steht. Einige Äste reichen meterweit über den Zaun. Vor zehn Jahren seien die Nachbarn neu eingezogen, man habe sich damals gut verstanden, sagt Kahindi. Die Familien verständigten sich, der Baum wurde 2018 beschnitten. Aber das habe den Nachbarn nicht gereicht; auch ein zweiter Schnitt 2019 sei nebenan als nicht ausreichend empfunden worden.

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3,40 Meter Stammumfang hat Dany Kahindi gemessen. Der Baum dürfte um die 250 Jahre alt sein.

Irgendwann kam Post vom Rechtsanwalt der Nachbarn. Gleich mit Prozessvollmacht. Der Anwalt fordert nicht nur einen Schnitt der Zeder, sondern bringt weitere Beschwerden über einen anderen Baum vor. Es geht um eine Eiche.

Eine 250 Jahre alte Eiche im Garten

Hinten im Garten der Kahindis steht dieser wahrhaftig überragende Baum: 3,40 Meter Stammumfang, damit dürfte die Eiche etwa 250 Jahre alt sein. Sie ist also um die Zeit der amerikanischen Unabhängigkeitserklärung im sandigen Schlebuscher Boden gekeimt. Der gesund wirkende Baumriese in den besten Jahren steht sehr nah an der Grenze zum Nachbarn, wirft Schatten und massenhaft Eicheln und Blätter ab und wohl auch Äste. Jedenfalls fürchten das die Nachbarn. Auch die Eiche hat schon einen Schnitt bekommen, dennoch schreibt der Anwalt, dass vom Totholz in der Krone Gefahr für Leib und Leben ausgehe.

Kein Schnitt reichte den Nachbarn

Kahindis Nachbarn wollen, dass die Krone der etwa 15 bis 20 Meter hohen Eiche um fünf bis acht Meter geschnitten wird, damit die Äste nicht mehr so weit über ihr Grundstück reichen. Unter der Eiche gingen ihre eigenen Lebensbäume ein, der Baum müsse alle zwei Jahre gepflegt werden, sagt die Nachbarin der Kahindis am Telefon. Sie will nicht namentlich genannt werden. Zu dem Schnitt hätte ein Fachmann geraten. Der habe zugleich zugesichert, dass dieser Schnitt der uralten Eiche nicht schade.

Dass ihre Eiche gefährlich sei, bestreiten die Kahindis. Der geforderte Schnitt würde den alten Baum darüber hinaus ganz sicher nachhaltig beschädigen. Womöglich sei er danach aus dem Gleichgewicht und dann wirklich nicht mehr standsicher.

"Wir sind eingekreist"

„Wir sind eingekreist“, findet indes die klagende Nachbarin der Kahindis. Tatsächlich wächst auch nahe an der gegenüberliegenden Seite ein großer Baum. Dort beeinträchtigt eine Blutbuche nah an der Grenze den nachbarschaftlichen Frieden. Dieser Baum stehe zu nah an der Garage, die werde von den Buchenwurzeln angehoben, erklärt die Frau auf Nachfrage: Die Buche gebe zudem sehr viele Pollen ab, eins der Fenster könne man über Monate deshalb nicht öffnen.

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Dieser Baum gehört Stefan Steinackers Familie. Ihn zu fällen, das komme nicht infrage. „Schließlich wohnen wir hier doch in der Waldsiedlung. Und wenn gesunde Bäume hier seit 200 Jahren und länger stehen, haben sie doch ein sehr großes Recht zu leben.“

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