Neue Bahnstadt OpladenDas Prestigeprojekt Kesselhaus kämpft mit Verzögerungen

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Seit einem halben Jahr tut sich auf der Baustelle des Kesselhauses in der Neuen Bahnstadt nichts nach außen Sichtbares.

Leverkusen – Es soll so etwas wie eine zentrale Landmarke sein, ein ebenso markantes wie elegantes Gebäude im Herzen der Neuen Bahnstadt Opladen. Die „Seele des Gebietes“ hat Oberbürgermeister Uwe Richrath das Kesselhaus einmal genannt. Ein Baudenkmal, das an die Eisenbahnstadt Opladen erinnern, aber auch eine Attraktion für das gänzlich neu entwickelte Quartier sein soll. Doch die 2019 mit sieben Jahren Verzögerung gestartete Baustelle Kesselhaus stockte bald schon und seit einem halben Jahr scheint sich nichts mehr zu tun.

Lieferprobleme sorgen für Verzögerung

Nachfrage bei der städtischen Neue Bahnstadt Opladen GmbH. „Da soll es Lieferprobleme geben“, weiß Geschäftsführer Andreas Schönfeld zu sagen. „Aber das müssen sie die Projektleitung fragen.“ Und weist den Weg nach Essen. Dort hat die neu gegründete Firma 4bricks das Projekt Kesselhaus übernommen, deren handelnde Personen mit dem Vorhaben vertraut sind.

Das Unternehmen sortiert sich gerade noch, hat einen neuen Firmensitz in Essen-Kettwig bezogen. Der Geschäftsführer Guido Schürken und Projektleiterin Verena Göß sind in Opladen zu Besuch und gewähren einen Blick hinter die Kulissen der mit Spanplatten provisorisch abgedichteten Fensteröffnungen des Kesselhauses. Und belegen dabei: Es geht tatsächlich weiter auf dieser Baustelle.

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Wenn auch mit erheblicher Verzögerung. Denn eigentlich hätte das Gebäude mit einem hotelähnlichen Betrieb von 32 Apartments für Geschäftsleute durch die Kölner Firma ipartment schon im Februar eröffnen sollen. Nun ist die dann für den Herbst angekündigte Eröffnung erneut verschoben worden. Eine bezugsreife Fertigstellung für das Gebäude stellt 4bricks für den kommenden Jahreswechsel in Aussicht, ipartment könnte sein mehrfach verschobenes „Opening“ dann im Frühjahr 2023 begehen. Ein Jahr später als geplant.

„Es kommt gerade alles gleichzeitig und von allen Seiten“, umschreibt Geschäftsführer Guido Schürken das Problem mit Materialmangel, Firmenüberlastung und Preisexplosion, das flächendeckend das ganze Gewerbe erfasst hat. Hinzu kommt im Fall Kesselhaus der besondere Fall des Umbaus eines Baudenkmals. „Hier wird ja nicht konventionell gebaut, das hier ist ein Sonderfall, hier kommt nichts von der Stange.“ Sondermaße, Sonderformen, Sonderkosten.

So sind die neuen Fenster, die die alten senkrechten Lichtbänder des Gebäudes in deren ursprünglichen Form ersetzen sollen, seit vielen Monaten überfällig. Und seit neun Monaten warten die Bauherren auch auf die Fassadenelemente aus Aluminium in Cortenstahl-Optik, die dem neuen Vorbau mit ihrem Rost-Farbton einen historisch anmutenden Industrie-Look verpassen sollen und die in Großbritannien gefertigt werden.

Aber auch wenn die Fassade mit ihren durch Holzplatten verstopften Fensteröffnungen noch erbärmlich aussieht, macht der Bau im Inneren Fortschritte. „Die Gewerbe sind gut getaktet am Werk“, beteuert Verena Göß und lädt zum Rundgang durchs Gebäude ein. Fünf Stockwerke sind neu eingezogen worden, jeweils auf der Ebene des neuen Vorbaus. Die Trennwände sind gesetzt, Leitungen verlegt, der Estrich gegossen. Gerade sind im obersten Stockwerk Elektriker und Fliesenleger am Werk. Von dort geht es etagenweise nach unten weiter.

Bis zum Jahresende sollen die 32 Apartments fertig und komplett möbliert sein. Das Bistro mit Außenterrasse, eine Gewerbefläche und eine jugendpsychiatrische Praxis im Erdgeschoss sollen dann ebenfalls bezugsfertig sein.

Bei der Ausstattung der zwischen 22 und 72 Quadratmeter großen Apartments arbeitet 4bricks eng mit dem Kölner Unternehmen ipartment zusammen, das an gut einem Dutzend Standorten in Deutschland vertreten ist und daher genaue Vorstellungen von den Details hat – aber auch Verständnis für die entstandenen Verzögerungen am Bau.

Digital auf neuestem Stand

Zusätzlich zu den komfortablen Kleinwohnungen wird es im Eingangsbereich ein digitales Eincheck-System geben und einen gesonderten Arbeitsraum mit vier bis fünf Schreibtischen als zeitgemäßem „Co-Working-Space“. Die technische Ausstattung der Apartments wird Highspeed-Wlan, Bluetooth-Box und Flachbild-Fernseher umfassen, zu den Service-Leistungen gehören ein Frühstücksangebot, Park-, Konferenz-, Putz- und Wäschedienste.

Als ein besonderer Leckerbissen für die Gäste lockt eine möblierte Dachterrasse auf dem Vorbau, die einen weiten Ausblick gewährt – nicht allein über Opladen. Auch die Kölner Domspitzen sind zu sehen, weist Guido Schürken den Blick in die richtige Richtung, während Verena Göß an dieser Stelle das Kesselhaus mit all seinen Besonderheiten und Problemen als „mein Herzensprojekt“ bezeichnet.

Dass eine Fertigstellung bis Jahresende nun realistisch sei, geben sich die Essener Projektentwickler zuversichtlich. Und auch, dass der vorgegebene Kostenrahmen trotz aller Schwierigkeiten eingehalten werden könne, freilich unter Einbeziehung aller vorgehaltenen Reserven. „Wir haben mit einem ausreichenden Sicherheitspolster gearbeitet“, sagt Göß.

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Und Schürken verweist darauf, dass es in den Aufregungen der gegenwärtigen Preiskrise am Bau auch wieder umgekehrte Effekte gebe: „Natürlich bestimmen Angebot und Nachfrage den Preis, und es kommt auch zu völlig maßlosen Preiserhöhungen. Aber gerade deshalb platzen auch wieder Projekte, werden Firmen und Material verfügbar – und so sind auch marktgerechte Preise wieder drin.“ Darauf hofft er nicht nur im Fall Opladen, sondern auch bei den weiteren Vorhaben seines noch jungen Unternehmens.

Damit die Opladener besser sehen können, dass es am Kesselhaus auch tatsächlich weitergeht, sollen im August nach dem inzwischen fertiggestellten Parkplatz weitere Außenflächen gepflastert und hergerichtet werden. „Wir sind noch da und es geht mit Volldampf weiter!“, soll das Signal an Leverkusen sein.

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