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Neue Bahnstadt OpladenDie Gleisbau-Akademie ist eröffnet

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Katharina Höllwirth und  Adriano Trovato probieren in der Opladener Akademie den Gleisbau-Simulator aus.

Leverkusen-Opladen – Platz, Licht, Luft, es ist alles da. Und das ist wichtig fürs Image. Denn der Gleisbau leidet extrem unter Nachwuchsmangel und braucht ein besseres Ansehen, um aus der Klemme zu kommen.  Das ist die – allerdings erwartet – schlechte Nachricht am Dienstag in  Opladen. Eine gute gibt es freilich auch: Die  Gleisbau-Akademie der PMC Rail ist fertig und geht  ans Netz. Zwar sind noch nicht alle Simulatoren aufgebaut.  Aber mit dem, was da ist, kann man schon gut arbeiten.

Rund 1000 Leute können pro Jahr durch die meist sechswöchigen Schulungen geschleust werden. Übrigens nicht nur Leute der österreichischen Branchengröße Plasser & Theurer: Auch Mitarbeiter von anderen Gleisbau-Unternehmen werden sehr bald versorgt. Die passende Technik ist  schon auf dem Weg.

Arbeit nachts und am Wochenende

Früher wurden die Leute auf die Gleisbaumaschinen gesetzt, um zu üben. Das war aufwendig und fehlerbehaftet und kostete viel Zeit. Die man nicht hat: Denn in aller Regel verläuft das Gleise verlegen und austauschen im befahrenen Netz. Da müssen die Ausfallzeiten so kurz wie möglich sein. Nicht nur, weil das enorme Auswirkungen auf den Fahrplan hat – die Bahn rechnet auch ganz anders, nämlich mit den Kosten für Umleitungen und Zugausfälle. Da herrscht  mehr Druck als beim Straßenbau.

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Folglich ist Gleisbau sehr oft Wochenend- und Nachtarbeit. Nicht eben attraktiv. Das macht sich bemerkbar, Facharbeiter sind außerordentlich begehrt. Und weil es auch im Gleisbau sehr viel technischen Fortschritt gibt, muss die Fortbildung besser werden.

Alles begann auf 150 Quadratmetern

Vor zehn Jahren hat daher  Plasser & Theurer erste Konsequenzen gezogen und in Bingen ein Schulungszentrum aufgemacht. „Angefangen haben wir auf 150 Quadratmetern“, sagt am Dienstag Antonio Intini.

Er ist heute Chef der PMC Rail-Academy und gebietet über knapp 3500 Quadratmeter Fläche in der Werkstättenstraße, direkt neben dem Bahngleis und auch nur ein paar hundert Meter von der Opladener Niederlassung der Deutschen Plasser entfernt. Dort werden die Maschinen  gewartet und repariert.

In der Akademie dagegen werden die theoretischen Grundlagen gelegt. Unter anderem an Simulatoren, die auf den ersten Blick fast an ein Flugzeug-Cockpit gemahnen. Tatsächlich könnte man dort auch den ICE-Führerschein machen. Aber darum geht es in der Gleisbauer-Akademie allenfalls in zweiter Linie.

Gleisbau ist längs Hightech

Dass auch die Planung und der Bau einer Schienenverbindung     eine hoch anspruchsvolle Sache ist, macht der Grazer Hochschullehrer Peter Veit klar:  „Ein Gleis mit 0,3 Millimeter Abweichung zu bauen ist Hightech.“ Es sei höchste Zeit, darüber mehr zu reden. Wie auch über die Themen Elektromobilität und autonomes Fahren. Da sei die Bahn natürlich viel weiter als das Auto, betont der Professor in einer Diskussionsrunde.

Man müsse jungen Leuten klar machen, wie technisch attraktiv die Bahn sei. Nur so sei der Mangel an Gleisbau-Ingenieuren irgendwann wieder zu beheben.

Das gilt natürlich auch für Deutschland. „Die Bewerber kommen nicht auf uns zu. Wir gehen auf die Bewerber zu“, beschreibt Stephan Schulte die Lage. Er kommt aus der Chefetage der Netzgesellschaft der Deutschen Bahn in Düsseldorf und  braucht gut aus- und fortgebildete Leute. Deshalb ist er froh über die neue Akademie. Geldgeber Johannes Max-Theurer hat wohl alles richtig gemacht.

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