Neue RheinbrückeLeverkusener Widerstand gegen A1-Pläne fühlt sich im Aufwind

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Die vorbereitenden Arbeiten für den Autobahnbau haben am Neulandpark begonnen und schaffen Fakten.

Die vorbereitenden Arbeiten für den Autobahnbau haben am Neulandpark begonnen und schaffen Fakten.

Leverkusen – Das scheint ein Vitaminstoß zur rechten Zeit zu sein. Gerade erst haben die Gegner der Autobahn-Ausbaupläne von Land und Bund mit dem Urteil des Bundesverwaltungsgerichtes Leipzig einen schweren Rückschlag erlitten.

Schließlich hat dieses dem Planfeststellungsbeschluss Rechtskraft verliehen und einen sofortigen Baubeginn der neuen Rheinbrücke ermöglicht. Doch die Aktiven im Bündnis „Lev muss leben“ wollen nicht aufgeben.

Dass sich jetzt die Bayer 04 Fußballfans der Ultras und der „Nordkurve 12“ politisch betätigen, Unterschriften gegen eine Öffnung der früheren Deponie sammeln und zur Demonstration gegen den Autobahnbau aufrufen, wirkt für die alten Widerständler wie ein Jungbrunnen.

„Das hat eine beeindruckende Dynamik entwickelt“, sagt Erhard Schoofs, die treibende Kraft hinter dem Initiativen-Bündnis, das inzwischen zu zerbröseln drohte. Hatte es schon lange vor dem Prozess in Leipzig intern gekriselt, so hat nun das „Netzwerk gegen Lärm“ (NGL), das gegen die Autobahnpläne geklagt hat, seinen Ausstieg aus der Gemeinschaftsaktion „Lev muss leben“ erklärt.

Begründungen zu dem Zerwürfnis wollten gestern weder Schoofs noch der NGL-Vorsitzende Manfred Schröder geben. Allerdings müssen Finanzfragen, Prozesskosten und Spendengelder in dem von Geldnot geplagten Zweckbündnis eine Rolle gespielt haben. Und die dominante Rolle des Bürgerlisten-Fraktionschefs Erhard Schoofs, der den Ton angibt und die Strippen zieht.

Konnte der Ratsfraktionschef der Bürgerliste nach eigenen Angaben jetzt noch 250 Mitglieder der Bürgerliste, 60 der Interessengemeinschaft für Leverkusen und Köln (IFLK) unter dem Bürgerlisten-Vorsitzenden Horst Müller und etwa zehn Unterstützer der Initiative Rheintunnel Leverkusen aufbieten, so kommen nun unverhofft mehrere Tausend, meist jüngere Fußballfans hinzu.

„Und die wollen nicht nur überlegen, die packen an und tun was“, ist Schoofs sich sicher. „Da ist richtig Dampf unterm Kessel.“

Prostestmarsch zum Stadion

Unterschriftenlisten sind inzwischen in den Stadtteilen Leverkusens verteilt, „mindestens 50000“ haben sich die Fans als Zielmarke gesetzt. Und am 18. November soll, vor dem Heimspiel gegen RB Leipzig, ein machtvoller Demonstrationszug von der „Wacht am Rhein“ durch Wiesdorf bis zur BayArena lautstark dafür sorgen, den Argumenten der Autobahngegner Gehör zu verschaffen.

Ein Zwischenstopp soll dazu vor der Wiesdorfer Christuskirche eingelegt werden. Ob das eine regelrechte Kundgebung wird, da will Schoofs sich einmal nicht festlegen. „Das überlassen wir den jungen Leuten. Aber wir werden dabei sein und mitmachen.“

Der kommunalpolitische Haudegen wittert Morgenluft und sieht wieder eine Chance, seinen Wunsch nach einem langen Rheintunnel erneut auf die Tagesordnung zu setzen. Zwar laufen die umfangreichen Vorarbeiten für den im neuen Jahr beginnenden Neubau der Rheinbrücke bereits auf Hochtouren.

Doch selbst wenn die erste Brückenhälfte 2020 fertig sei, könne ja noch immer ein Tunnel gebaut und seine „Kombi-Lösung“ verwirklicht werden, sagt Schoofs. Der Widerstand gegen den Autobahnausbau sei zwar spät erwacht, aber er entwickle spürbar Kraft.

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