Abo

Neue SerieWir stellen Leverkusens Talente vor – Wie eine 21-Jährige Buchautorin wurde

Lesezeit 4 Minuten
Am liebsten schreibt Marie van Veen in Cafés, manchmal am Laptop, manchmal auch ganz altmodisch auf Papier.

Am liebsten schreibt Marie van Veen in Cafés, manchmal am Laptop, manchmal auch ganz altmodisch auf Papier.

Leverkusen – Ein irrealer Moment sei das gewesen, sagt Marie van Veen. „Ein Buch in den Händen zu halten, es aufzuschlagen und zu sehen: Da stehen meine Buchstaben drin. Mein Name.“

Marie van Veen hat schon viel geschrieben. „Eigentlich schreibe ich, seit ich schreiben kann.“ Ihre erste Geschichte handelte von den Erlebnissen des Klassenmaskottchens, einem Elefanten. Wenn in den Aufgabenbüchern stand: „Schreibe auf, wie die Geschichte weiter geht“, gab sie oft seitenlange Texte ab. „Marie, du hast so viel Fantasie“, sagten die Lehrer. Mit zehn habe sie angefangen, eigene Texte zu schreiben, meist über Bücher, Sänger oder Schauspieler, die sie gerade gut fand. „Irgendwann habe ich gemerkt, dass mich das auf meinem Weg begleiten soll.“

Künstlerabend am neuen Gymnasium

Als die Wiesdorferin von der Grundschule aufs Lise-Meitern-Gymnasium wechselte, lernte sie dort den „Künstlerabend“ kennen, eine Veranstaltung, bei der Schüler vor Eltern und Lehrern ihre Kunst präsentieren konnten. „Da habe ich von der fünften bis zur zwölften Klasse immer mitgemacht.“ Irgendwann kam eine Lehrerin auf sie zu und sagte: „Was du machst ist toll, aber Schreiben ist ein Handwerk, du musst dich mit Leuten auseinandersetzen, die das gelernt haben.“

Die Serie

In der neuen Serie „Junge Talente“ stellen wir in unregelmäßigen Abständen junge Menschen vor. Sie alle haben ein besonderes Talent oder Interesse in unterschiedlichen Bereichen – sei es künstlerisch, sportlich oder wissenschaftlich. Kennen Sie jemanden, der darin Berücksichtigung finden sollte? Vorschläge senden Sie gerne an:

ksta-leverkusen@dumont.de

Damit begann ein schwieriger Prozess für die heute 21-Jährige. „Bis dahin fanden alle immer gut, was ich geschrieben habe“, erinnert sie sich. In der Schreibwerkstatt in Köln, bei der sie bei weitestem die Jüngste war, kam auch Kritik. Ebenso in der Leverkusener Jugendkunstgruppe, der sie sich 2015 anschloss. „Das musste ich erst einmal verarbeiten, dass Kritik an meiner Kunst keine Kritik an mir persönlich ist. Das hat gedauert.“ Heute sieht sie, wie sehr die Auseinandersetzung mit anderen Autoren und Schreibtechniken sie weiter gebracht haben. „Das war unglaublich wertvoll.“ Als Christian Linker die Arbeit bei der Jugendkunstgruppe einstellte, führte sie die Gruppe inoffiziell weiter, arrangierte Treffen und gab den mittlerweile jüngeren Gruppenmitglieder Tipps. „Es hat mich glücklich gemacht, zu sehen, wie sie besser werden.“

Gedichten, Krimis, Science-Fiction – Marie van Veen schreibt über alles

Marie van Veen schreibt alles, von Gedichten, über Kurzgeschichten zu Krimis und Science-Fiction. „Ich will mich keinem Genre verschließen und erst einmal sehen, was mir liegt.“ Die Gedichte seien meist persönlich und eher für sie selbst, ähnlich wie ein Tagebuch. Grundsätzlich schreibe sie aber schon immer mit der Intention, das auch anderen zu zeigen. „Ich möchte so viele Menschen wie möglich erreichen“, sagt die Studentin.

„Das größte Lob für mich ist, wenn Menschen sagen: Das hat mich verändert, da habe ich noch lange drüber nachgedacht. Wenn sie meine Worte in sich aufnehmen.“ Das Internet ist für sie dabei nicht die richtige Plattform. Früher habe sie mal Texte online gestellt. Später bekam sie den Hinweis, dass einer davon auf einer anderen Seite unter anderem Namen zu finden sei. „Das hat mir das Herz gebrochen, dass jemand meine Arbeit klaut“, sagt van Veen.

Ein gedrucktes Buch, über den klassischen Weg einer Agentur oder eines Verlages, das ist ihr Traum. Als Autorin ihre Brötchen verdienen. Schon lange arbeitet sie an entsprechenden Projekten. Zwei hat sie, die sich dahin entwickeln könnten, sagt van Veen. „Und wenn ich so weit bin, werde ich nicht aufgeben und sie immer weiter verschicken, bis sie noch jemand toll findet.“ Mit Kritik und Niederlagen umzugehen, hat die 21-Jährige mittlerweile gelernt. Ganz setzt sie aber nicht auf eine Karriere als Autorin. Aktuell studiert sie in Bonn Asienwissenschaften und Koreanisch. „Ich bin einfach sprachaffin, das finde ich spannend und ich könnte mir auch vorstellen, als Übersetzerin zu arbeiten.“

Am heutigen Samstag stellt sie in der Buchhandlung Gottschalk mit ihren Mitautoren das Buch „Traumfabrik“ vor, das unter der Leitung von der Schriftstellerin Regina Schleheck und Christian Linker in der Initiative Literaturlabor Leverkusen entstanden ist. Das erste gedruckte Buch mit ihren Buchstaben drin. „Das ist bisher der absolute Höhepunkt meiner Schriftstellerkarriere, wenn man das so sagen darf?!“ Ja, darf man.

KStA abonnieren