NRW bremst PferdebesitzerBremsenfallen dürfen nicht mehr immer und überall stehen

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Unklar ist, ob sie dem Pferd auf der Weide Erleichterung verschaffen, Bremsenfallen dürfen demnächst nicht mehr immer und überall stehen.

  • Umweltschützern sind sie schon immer ein Dorn im Auge.
  • In den Fallen sterben viel zu viele geschützte Insekten.
  • Das Umweltministerium hat einen Erlass herausgegeben - eine Leverkusenerin hatte ihren Anteil daran.

Leverkusen – Was es mit den seltsamen Gebilden auf sich hat, kann sich nicht jeder gleich erklären: An einem gebogenen Metallrohr hängt frei ein großer schwarzer Kunststoffball, darüber schwebt berührungslos ein Kegel, ein umgedrehter Trichter. Meist stehen sie neben Pferdeställen, an Reitplätzen und oft auf Pferdewiesen, mit ihnen will man lästige Bremsen fangen. Nicht nur Umweltschützer sehen in ihnen seit langem ein Problem, nicht erst seit die Masse der Insekten nachweislich rapide abgenommen hat und vielerorts Blühwiesen für die Tiere angelegt werden.

Auch das Landesumweltministerium hat jetzt einen Erlass herausgegeben. Denn die meisten Insekten, die in die Falle fliegen, sind gar keine Stechfliegen. Es gibt einen riesigen Beifang, eine Menge nützlicher Insekten, die zum Teil sogar streng geschützt sind. In Leverkusen zum Beispiel sind die Fallen deshalb generell verboten. Der Rheinisch Bergische Kreis setzte dagegen auf Gespräche und auf die Einsicht der Pferdehalter, mit offenbar nur mäßigem Erfolg, denn die Fallen sind nach wie vor zu sehen.

Erlass vom Ministerium

Ein jetzt veröffentlichter Erlass vom Landesumweltministerium NRW schränkt das Fallenstellen landesweit stark ein, denn eine neue wissenschaftliche Untersuchung hat bewiesen, dass in dem Kunststofftrichter nur der kleinste Anteil der getöteten Insekten Bremsen waren.

410 Schmetterlinge

Von 53 438 Tieren waren nur 2022 Bremsen, keine vier Prozent, der Rest waren harmlose Fliegen, aber auch 410 Schmetterlinge und 70 Wildbienen, darunter besonders geschützte Arten.

Rücksicht auf Pferdehalter?

Der Fang besonders geschützter Tiere ist kein harmloses Delikt, sondern eine Straftat. Diesen Tatbestand sieht das Landesumweltministerium bei den Bremsenfallen zum Teil erfüllt. Das Untersuchungsergebnis reichte dem Umweltministerium jedenfalls, um das Aufstellen der Fallen ab sofort einzuschränken.

Der schwarze Ball heizt sich am Tag auf, Insekten reagieren auf die warme Kugel und fliegen hin, sie landen aber letztlich am oberen Ende des umgedrehten Trichters in einem Behälter mit Flüssigkeit, in der sie ertrinken. Naturschutzverbände raten Leuten, die sich von Insekten gestört fühlen, statt der Fallen lieber Nistkästen anzubringen, denn Vögel ernähren sich von Insekten. (rar)

Auch wenn man sich offenbar aus Rücksicht auf die Pferdehalter nicht zu einem kompletten Verbot durchringen konnte: Das Aufstellen ist jetzt nur noch in der Hauptflugzeit der Bremsen zwischen dem 1.6. und dem 15.9. erlaubt. In Naturschutzgebieten und in gesetzlich geschützten Biotopen sind sie ganz verboten. Gesetzlich geschützte Biotope sind im Bergischen Land etwa Bachtäler mit nahen Bachwiesen. Viele Rheinauen sind Biotope oder gar Naturschutzgebiete.

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Zu einem großen Teil verdanken die Naturschützer die jetzt erlassene Einschränkung offenbar der hartnäckigen Initiative einer Leverkusener Naturschützerin. Martina Frimmersdorf, sie ist Mitglied im Bürgerforum Grünes Leverkusen.

Nachdem sie einen Artikel im „Leverkusener Anzeiger“ im August 2019 zum Thema gelesen hatte, ließ sie nicht locker und machte mit Briefen und Telefon in Behörden vom Landrat bis zur Umweltministerin Ursula Heinen-Esser auf das Problem aufmerksam.

"Besser als nichts"

„Der Erlass ist immerhin besser als nichts“, sagt Frimmersdorf, die ein komplettes Verbot besser gefunden hätte. Ihrer Meinung nach sind Insektenfallen in Zeiten, in denen um praktisch jedes Insekt gekämpft werde, nicht mehr statthaft.

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