Opladen im UmbruchFotografische Perspektiven der Bahnstadt

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Walter Goralski hat die Bahnstadt mit Drohnen-Kameras von oben fotografiert, wie hier die Campusbrücke.

Walter Goralski hat die Bahnstadt mit Drohnen-Kameras von oben fotografiert, wie hier die Campusbrücke.

Leverkusen – Die Neue Bahnstadt Opladen nennt sich bekanntermaßen „neue bahnstadt opladen“. Ein minimaler Unterschied, der den Pionieranspruch des Modellprojekts deutlich machen soll. Auch in der Dokumentation der Bauarbeiten im Bereich der ehemaligen Bahn- und Brachflächen funktioniert unkonventionell.

So arbeitet die Bahnstadt mit dem „Verein zur Förderung künstlerischer Bildmedien“ in Leverkusen zusammen, um die Veränderungen nicht bloß zu dokumentieren, sondern auch als künstlerische Motive wahrzunehmen. Den Umbrüchen in der Bahnstadt soll also auch mit ästhetischen Brüchen Rechnung getragen werden. In Panoramavideos, Drohnenaufnahmen und „Film noir“-Anleihen versuchen die Fotografen, den Wandel nachzuvollziehen. Wir stellen einige der Projekte vor.

1. Auf lange Sicht

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Ein Kameraschwenk über eine Baustelle. Was klingt wie langweilige Schnittbilder, stellt sich in einer über Jahre angelegten Panorama-Perspektive als spannende Beobachtung heraus: Willy Borgfeldt hat die wachsende Bahnstadt in sekundenlangen Videos dokumentiert. Jedes Jahr von den gleichen Positionen aus. Erde wird binnen weniger Minuten zu Gras, aus einer Baugrube werden Häuser und das Windrauschen wird von lauten Kinderstimmen abgelöst. Das Projekt „Auf lange Sicht“ soll es ab Januar auf einer eigenen Webseite zu sehen geben. In einer zweiten Serie versucht Borgfeldt, die Stadt im düsteren „Film noir“-Stil, der Licht-Schatten-Kompositionen fokussiert und die Bahnhofstraße aussehen lässt wie den Eingang zum zwielichtigen Viertel einer US-Metropole.

2. Die Bahnstadt von oben

Einen völlig anderen Ansatz der Dokumentation hat Walter Goralski gewählt. In beeindruckenden Drohnenaufnahmen ermöglicht der Fotograf einen senkrechten Blick auf verschiedene Motive: Das „grüne Kreuz“, die Fußgängerbrücke über den Gleisen, Sportkäfig und Kinderspielplatz. Alle zeugen, wie die Mini-Dokus der Serie „Auf lange Sicht“, von einer neuen Lebendigkeit der ehemaligen Brachflächen. Auch die Straßen und Wege der Neuen Bahnstadt hat Goralski zu verschiedenen Tageszeiten fotografiert, zudem hat er in Infrarot-Aufnahmen die verschiedenen Grünzonen fokussiert: „Das liegt ästhetisch jenseits von Dokumentaufnahmen“, erklärt Projektleiter Hendrik Neubauer, der selber leidenschaftlicher Fotograf ist.

3. 20 Prozent

Für viele der Neubauten in der Bahnstadt gilt die rechtliche Vorgabe, den Klinkeranteil auf höchstens 20 Prozent zu beschränken. Klaus Küpper hat diese 20 Prozent als fotografisches Motiv gewählt – in unterschiedlichen Ausprägungen. Die hier abgebildete Darstellung entspricht dem Fotografen zufolge dem Baustil: „Diese Form der Architektur verlangt, sie so klar zu fokussieren.“ Küpper hat als „Kind der Wilhelmstraße“ – wie viele der Fotografen – den Wandel der Opladener Bahnstadt hautnah miterlebt. Bereits den Rückbau der alten Bahnanlagen hat er fotografisch ausführlich dokumentiert.

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Die verschiedenen Serien sind noch im Stadium der Entwicklung, bald soll es sie öffentlich zu sehen geben. Dafür sind neben der Online-Ausspielung von Teilprojekten verschiedene Anlässe im kommenden Jahr angedacht: Das Brückenfest am 10. Mai, ein möglicher Tag der offenen Tür, auch gesonderte Vorführungen im Bahnstadt-Kino sind denkbar. Möglichkeiten, die Bahnstadt Opladen aus neuen Perspektiven kennenzulernen.

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