Politik setzt auf FFP2-MaskenApotheken sind vorbereitet - Kritik an hohen Kosten

Lesezeit 4 Minuten
Neuer Inhalt

Sämtlichen Qualitätsstandards genügend: Apothekerin Heike Beenen und ihr Mann orderten vorausschauend FFP2-Masken  und haben  auch ein entsprechendes  Zertifikat zur Hand.

Leverkusen  – Heike und Uwe Beenen sind „gut vorbereitet“. Und das nicht erst seit gestern, denn: Am Dienstag beschloss die Bundesregierung, die Maßnahmen zur Bekämpfung der Corona-Pandemie um die Pflicht zu erweitern, in Geschäften, Bussen und Bahnen ab sofort eine medizinische Maske – empfohlenerweise eine FFP2-Maske – zu tragen. Dieses Modell des Mundschutzes gilt ja als besonders geeignet für den Kampf gegen die das Virus verbreitenden Aerosole.

Und eingestellt auf diesen Fall haben sie sich in der von Heike Beenen geleiteten Opladener Hubertus-Apotheke schon im Februar 2020. Als Corona hierzulande erstmals ein großes Thema wurde. „Die Lage ist für uns nicht erst jetzt akut. Sie ist es seit damals.“ Sprich: Das Lager ist seit Monaten voll.

Apotheken als Fachhandel

Für die meisten Menschen dort draußen indes wird das Thema „FFP2-Maske“ eben erst jetzt interessant. Bislang nutzten viele von ihnen ja vor allem Stoffmasken, nicht selten selbstgenäht und mit modischen Motiven versehen. Und die genügen jetzt eben nicht mehr. Weshalb in den kommenden Wochen durchaus mit einem Ansturm vor allem auf die Apotheken zu rechnen ist, denn gerade dort – im Fachhandel – kann man sich absolut sicher ein, auch eine entsprechend zertifizierte Maske zu bekommen. Vor allem im Internet wird vor zahlreichen Fälschungen respektive die Qualitätsstandards nicht erfüllenden Modellen gewarnt. Hinzu kommen jene von der Bundesregierung ausgestellten Gutscheine, mit denen Über-60-Jährige oder Menschen, die hinsichtlich einer Covid-19-Infektion zur Risikogruppe gehören, kostenlos FFP2-Masken in den Apotheken erhalten. Sie landeten derzeit nach und nach in den Briefkästen der Betroffenen und würden eingelöst, weiß Beenen.

Sollen sie ruhig alle kommen. Eine konkrete Zahl in Sachen Lagerbestand zu nennen, das vermöge Uwe Beenen zwar nicht. „Aber wir könnten, wenn wir wollten, einmal ganz Leverkusen mit Masken versorgen.“ Zur Information: Derzeit leben knapp über 160 000 Menschen in der Stadt.

Nachfrage im ganzen Land

Ob andere Apotheken auch so gut vorbereitet seien wie die Hubertus-Apotheke, weiß Beenen nicht. Er wage es jedoch hier und da zu bezweifeln. „Ich kann mir schon vorstellen, dass der ein oder andere jetzt Probleme mit dem Bestand an Masken bekommt.“ Er habe das schließlich in den vergangenen Tagen im eigenen Bekanntenkreis erlebt. Als sich die Meldungen häuften, dass die Politik sehr bald wohl auf FFP2-Masken setzen werde, klingelte mehrfach sein Telefon. „Da erreichten mich Anrufe aus München, Hildesheim oder Berlin mit der Frage, ob ich nicht noch FFP2-Masken übrig habe.“

In der Hubertus-Apotheke kostet das FFP2-Modell derzeit 2,90 Euro – im Gegensatz zu jenen 1,30 Euro, die für eine Einweg-OP-Maske aufgerufen werden. Das ist ein Unterschied von 1,60, Euro, der jedoch von Anbieter zu Anbieter variieren und anderswo durchaus höher liegen kann. Nicht selten wird gar der Vorwurf geäußert, die FFP2-Masken seien im Vergleich zu ihrer Herstellung und zu anderen Modellen zu teuer, die Apotheker würden sich daran womöglich bereichern.

Preise sind fair

Ein Vorwurf, den die Beenens ausdrücklich nicht gelten lassen will: Man dürfe nicht vergessen, dass sie auch Kosten zu bestreiten hätten und natürlich unternehmerisch denken müsse. „Am Ende des Tages sind wir Händler“, so Uwe Beenen. Aber: „Die von uns aufgerufenen Preise sind fair. Denn unsere Philosophie ist, unser Geld ehrlich zu verdienen.“ Das heiße: Es nicht zu übertreiben mit den Preisen. „Nur weil Bedarf herrscht, rufen wir doch keine Wucherpreise auf. Unsere Kunden sollen uns vertrauen können.“ Bereicherung also? „Humbug!“

Das könnte Sie auch interessieren:

Was beispielsweise auch Beenens Kolleginnen und Kollegen der Leichlinger Montanus-Apotheke so sehen: Sie erlassen sogar jenen Kunden, die mit erwähnten Maskengutscheinen aufschlagen, die Gebühr in Höhe von zwei Euro, die für deren Einlösung normalerweise anfallen. Und: Auch dort haben sie nach Auskunft der Geschäftsführung genug Masken vorrätig.

Probleme für Obdachlose

Eine, die die neue Maskenverordnung zumindest in finanzieller Hinsicht problematisch sieht, ist Deniz Palabiyikli von der ehrenamtlichen Obdachlosenhilfe „Kältegang“ in Leverkusen. Sie sagt: „Die meisten der Menschen, die wir betreuen, können sich FFP2-Masken nicht leisten.“ Und auch ihr Verein könne die Versorgung damit nicht leisten: „Wir betreuen gut 70 Obdachlose und geben ihnen allen einmal pro Woche im Zusammenhang mit einem Versorgungspaket auch Einwegmasken mit. Wollten wir nun jedes Mal entsprechend viele FFP2-Masken besorgen, würde das unser Budget auf jeden Fall sprengen.“ Sie hofft nun auf Spenden seitens der Bürgerinnen und Bürger.

KStA abonnieren