Prozess gegen Leverkusener ClanchefWo der „Don“ knapp 300.000 Euro verbrannte

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Michael G. vor Gericht (Archivbild)

  • Der Prozess gegen Clanchef Michael G., dessen Sohn und zwei mutmaßliche Strohmänner biegt auf die Zielgerade.
  • Vor dem Kölner Landgericht ging es um die wirtschaftliche Entwicklung der Immobilien, die im Prozess eine Rolle spielen.
  • Ein Sachverständiger schätzte die Investitionen von „Don Mikel“ in seinem Haus in Bürrig auf 750.000 Euro.

Leverkusen – Mehrere hunderttausend Euro hat „Don Mikel“ in einer Immobilie in der von-Ketteler-Straße verbrannt, wenn man so will. Das geht aus einem Gutachten hervor, das ein Sachverständiger im Prozess gegen den Clanchef, dessen Sohn und zwei mutmaßliche Strohmänner am Donnerstag im Landgericht Köln vorstellte.

Mehrstöckiges Gebäude in der von-Ketteler-Straße

Im März 2018 schaute sich Fabian N. (Name geändert) zusammen mit seinen Kollegen die Immobilien an, die im Prozess eine Rolle spielen. Der Sachverständige ermittelte den Verkehrswert zu dieser Zeit und schaute sich zudem an, was die Häuser und Grundstücke zum Zeitpunkt des Kaufes wert waren. Die größten Veränderungen gab es dabei mit Abstand in der von-Ketteler-Straße.

Für den Kaufzeitpunkt am 10. Dezember 2014 schätzte der Sachverständige den Wert des mehrstöckigen Hauses auf rund 600.000 Euro. Dann begannen die Renovierungen des „Don“. Bereits mehrere Zeugen haben berichtet, wie aufwendig diese gewesen seien. Die Kosten für die Modernisierung der Immobilie schätzte N. auf 750.000 Euro. Die Frage, woher Michael G. so viel Geld als Sozialhilfeempfänger hatte, ist Bestandteil des Betrug- und Geldwäscheprozesses.

Durchschnittswerte lassen höhere Investition vermuten

Der Wert setzt sich aus Arbeiten in mehreren Wohnungen zusammen. Die Summe errechnete N. mit Hilfe von Durchschnittswerten, die für „mittel bis gehobene Renovierungen“ verwendet werden. Da die Zahlen aus Durchschnittswerten stammen, Michael G. jedoch in einem extrem hohen Standard modernisierte, ist schon fast davon auszugehen, dass die in das Haus geflossene Summe noch höher ist.

Aber selbst wenn die 750.000 Euro zugrunde liegen, handelte der „Don“ wirtschaftlich fragwürdig. Der Sachverständige N. schätzte den Wert der Immobilie in 2018 auf 1,18 Millionen Euro. Der Wert des Hauses wurde folglich um 580.000 Euro gesteigert. Ferner erklärte N. auf Nachfrage allerdings, dass der Wert ohne Sanierungen alleine aufgrund der aktuellen Entwicklung um knapp 120.000 Euro gestiegen wäre. Von 600.000 Euro auf 720.000 Euro. Ausgegangen von einem jetzigen Gesamtwert von 1,18 Millionen Euro steigerte Michael G. den Wert der Immobilie mit Investitionen von 750.000 Euro also nur um 460.000 Euro. Rein wirtschaftlich betrachtet machte er hier also knapp 300.000 Euro Verlust. Derartige Investitionen tätigte der „Don“ lediglich in der von-Ketteler-Straße.

Strohmann A. wieder auf freiem Fuß

Der Anwalt des mutmaßlichen Strohmanns A., der seit vergangener Woche wieder auf freiem Fuß ist, stellte das Vorgehen des Sachverständigen infrage. Er wollte wissen, wie sich N. so sicher sein könne, dass tatsächlich modernisiert wurde. N. entgegnete, dass er den vorherigen Zustand tatsächlich nicht sicher bestimmen könne. Gleichwohl aber seien die Renovierungen sehr auffällig.

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Der Prozess geht in den kommenden Wochen auf die Zielgerade. Die Verteidigung eines der mutmaßlichen Strohmänner betonte bereits, schnell zum Ende kommen zu wollen. Der voraussichtlich letzte Verhandlungstag ist der 22. November.

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