Abo

Radfahren in Leverkusen150 Menschen demonstrieren für Lückenschluss der Balkantrasse

Lesezeit 4 Minuten
Über die Bahnhofsbrücke und durch Opladens Zentrum fuhren die Demonstrationsteilnehmer am Samstag.

Über die Bahnhofsbrücke und durch Opladens Zentrum fuhren die Demonstrationsteilnehmer am Samstag.

Leverkusen – Die Organisatoren haben es gut vorbereitet, der Treffpunkt am Ende des neuen Pendlerparkplatzes zwischen Bahngleisen und Lützenkirchener Straße ist mit den vielen blauen und grünen Luftballons kaum zu übersehen. „Genau an dieser Stelle soll die Balkantrasse enden“, sagt Jürgen Wasse und deutet auf den Zaun, hinter dem Gebüsch wuchert. Der stellvertretende Vorsitzende des Fördervereins Balkantrasse gehört zu den Veranstaltern der Fahrrad-Demo, die darauf drängen, dass der Zaun an dieser Stelle geöffnet wird und endlich die Lücke in der Radweg-Verbindung von Opladen über Burscheid ins Bergische Land geschlossen wird.

5,5 Kilometer Wegstrecke hat der Förderverein selbstständig gebaut, aus Spenden und mit Fördermitteln finanziert. Im Mai 2014 wurde der Abschnitt zwischen Imbach und der Stadtgrenze zu Burscheid eingeweiht. Das folgende Stück bis zum Bahnhof Opladen sollte alsbald folgen. Darauf warten der Förderverein wie auch die zahlreichen Nutzer der Strecke seither vergeblich.

Ausbau war eigentlich beschlossene Sache

Zwar ist der Ausbau des verbleibenden Reststücks von etwa 850 Metern im März 2016 beschlossen worden, und auch ein „erster Spatenstich“ war  für 2017 angekündigt. Doch gebaut wurde bisher nichts. Erst nachdem Förderverein und ADFC Leverkusen ihre Fahrrad-Demo für  diesen Samstag angekündigt hatten, wurde die Stadtverwaltung tätig – und gab eine Pressemitteilung heraus. Darin wurde angekündigt, die Planung stehe jetzt und der Finanzausschuss könne alsbald die Mittelfreigabe genehmigen. Allerdings seien die Grunderwerbsverhandlungen mit  der Deutschen Bahn noch nicht abgeschlossen und auch die Förderzusage der Bezirksregierung stehe noch aus. Und weil auch noch Vogelschutz beachtet werden müsse, sei an einen Baubeginn vor Oktober 2018 nicht zu denken.

Alles zum Thema ADFC

„Wieder kein konkreter Termin“, meint die Vorsitzende des Fördervereins Balkantrasse, Petra Haller. „Deshalb ziehen wir das jetzt hier durch“, verkündet sie per Megaphon den Demonstrationsteilnehmern, die sich am Samstagvormittag zur gemeinsamen Demonstrationsfahrt eingefunden haben. „Man hat uns über Jahre hinweg vertröstet. Jetzt fordern wir, dass die Stadt endlich in die Gänge kommt. Dem wollen wir heute Nachdruck verleihen.“

Als Familie auf Demofahrt: mehr und bessere Fahrradwege

Nicht nur Leverkusener Radfahrer sind zur Protestfahrt gekommen, auch Burscheider, Langenfelder und Leichlinger sind unter den Teilnehmern, der Verkehrs- und Verschönerungsverein Bergisch Neukirchen entrollt ein Transparent. Die Opladener Alexander und Britta Trennheuser sind mit ihren Kindern gekommen. Der dreieinhalbjährige Till fährt schon ganz autonom sein Kinderfahrrad und trägt mit sichtlichem Stolz seinen Schutzhelm, die fast ein Jahr alte Clara liegt im Anhänger hinter Papas Fahrrad. Die Eltern sind Mitglieder im Förderverein und wollen endlich Taten sehen. Sie wohnen an der Dechant-Krey-Straße, in der Nähe des gegenwärtigen Endes der Balkantrasse und erleben immer wieder herumirrende Radfahrer, die von Burscheid kommend den Weg ins Stadtzentrum suchen. „Es ist doch unfassbar, dass ein Verein  es schafft, einen solchen Weg zu bauen, und die Stadt das restliche Stück dann nicht auf die Reihe kriegt“, sagt Alexander Trennheuer.

Überhaupt wünscht sich die Familie mehr und bessere Radwege in der Stadt. Zum Beispiel, um zum Wildpark Reuschenberg zu kommen – da fehlt ein Radweg längs der Wupper zwischen Kastanienallee und Tierheim; auch den fordern die Demonstranten. Oder auch eine bessere Verbindung zwischen Opladen und Wiesdorf. „Das ist schon nicht leicht, mit dem Fahrrad sicher durch die Stadt zu kommen“, sagt der Familienvater, der dabei auch an die künftige Sicherheit seiner Kinder denkt.

„Bald ist Stau in allen Gassen, dagegen helfen Fahrradtrassen“

Mehr tun für Radfahrer, das ist im Rahmen der Debatte um ein Leverkusener Mobilitätskonzept kommunalpolitisch gerade auf der Tagesordnung. CDU-Ratsherr und -Landtagsabgeordneter Rüdiger Scholz, ein „Fördervereinsmitglied der ersten Stunde, Nummer 42“, ist dabei und schwingt sich mit in den Sattel, ebenso der Kreisvorsitzende der Grünen, Christoph Kühl. An die 150 Teilnehmer fahren schließlich, eskortiert von einem Polizisten auf dem Fahrrad vorweg und einem Streifenwagen hinterher, durch Opladen: über die Bahnhofsbrücke und durch die Gerichtsstraße, am Remigius-Krankenhaus vorbei und nach zwei Umrundungen des Rennbaumkreisels im Pulk die Rennbaumstraße hinauf bis nach Imbach, wo an der Elsbachstraße der geliebte Balkanradweg aktuell noch endet.

Das könnte Sie auch interessieren:

Wer unterwegs nicht weiß, was die mit den blauen und grünen Luftballon geschmückten Fahrräder und ihre großteils mit Warnwesten und Schutzhelmen ausgestatteten Fahrer bedeuten sollen, kann es auf vorbereiteten Schildern lesen: „Bald ist Stau in allen Gassen, dagegen helfen Fahrradtrassen“, „Wo kein Wille, da kein Weg“, „Den 2. Bauabschnitt Balkantrasse jetzt!“. Ein unübersehbares Zeichen in einer Stadt, die fahrradfreundlich sein möchte und gerade zur Teilnahme an der Aktion Stadtradeln aufgerufen hat.

KStA abonnieren