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Radioprojekt in LeverkusenKinder lernen Medienumgang – Diskussion mit Rüdiger Scholz

Lesezeit 3 Minuten
Anisha, Georgia, Marvin, Mariama, Johannes, Michał (v. l.) bei ihrem Interview mit Rüdiger Scholz.

Anisha, Georgia, Marvin, Mariama, Johannes, Michał (v. l.) bei ihrem Interview mit Rüdiger Scholz.

Leverkusen – Wer steckt hinter unseren Nachrichten? Was stimmt und was ist eine „Fakenews“? Wie bilde ich eine Meinung aus der täglichen Informationsflut? Viele Fragen, auf die es nicht die eine Antwort gibt. Was liegt daher näher, als eine Nachricht zu produzieren, die handwerklich so durchdacht ist, dass der Empfänger der Nachricht unterscheiden kann, was Information, was Meinung und was Fiktion ist.

Genau das haben sechs Kinder zwischen elf und 14 Jahren nun ausprobiert. Im Rahmen des Radioprojektes der Medienwerkstatt des Katholischen Bildungswerkes zeigte Medientrainerin Annemarie Habermann, wie ein Radiobeitrag erstellt wird.

Kinder im Umgang mit Medien schulen

Insgesamt zwei Tage leitet Annemarie Habermann im Treff in Mathildenhof (TIM) den Kurs, der von der Landesanstalt für Medien NRW gefördert wird. „Wir wollen die Kinder im Gebrauch der Medien unterstützen“, so Habermann. „Hier lernen sie nicht nur wie Radio funktioniert, sondern auch was machbar und was erlaubt ist.“ Dabei sieht sie vor allem den Umgang mit „Fakenews“ als ein wichtiges Thema.

„Johannes und Mihau wollten ein Fußballspiel kommentieren“, erklärt Habermann. „Da das aber so nicht umsetzbar war, haben sie ein Spiel erfunden.“ Voraussetzung dafür ist, dass dieses Spiel auch als solches zu erkennen ist. Eine Aufgabe, welche die beiden Sechstklässler des Werner-Heisenberg-Gymnasiums sehr gut gelöst haben. Vereins- und Spielernamen wurden so verfremdet, dass die realen Vorbilder noch erkennbar sind, aber für den Zuhörer deutlich wurde, dass es sich um kein echtes Spiel handelte. Und so kickte Bayer 07 gegen Javentus Tarif in der Königsklasse und die beiden Sportsfreunde hatten Spaß beim Fachsimpeln über das Mikro. 

Landtagsabgeordneter Scholz diskutiert mit

Ein Beitrag, der auch Rüdiger Scholz (CDU), NRW-Landtagsabgeordneter für Leverkusen, gefiel. Er war als Vertreter der Landesregierung gekommen, um sich das Projekt, das im Rahmen des Tages der Medienkompetenz, der am 5. November stattfindet, anzuschauen. „Es ist heute wichtiger denn je, dass sich auch Kinder mit Hintergründen von Informationen beschäftigen“, so Scholz. „Fast jeder nutzt heute ein Smartphone oder ist online. Sich aus den vielen Nachrichten eine Meinung zu bilden ist schwierig.“

Eine Chance, die der elfjährige Johannes spontan nutzte. „Sind Sie für die Rheinbrücke oder für den Tunnel?“, so seine Frage an den Landtagsabgeordneten. Kanzlerin Merkel habe er schon einen Brief geschrieben, aber nur eine Autogrammkarte und einen Flyer zur Brücke zurückbekommen, was den neugierigen jungen Tunnelbefürworter ärgerte. „Ich stehe für die Variante Brücke mit kurzem Tunnel“, musste Scholz enttäuschen und erklärte, „wir dürfen nicht mit heutigen Maßstäben argumentieren, sondern müssen den Mobilitätswandel sehen, der bis zur Fertigstellung der Brücke deutlich weniger Abgase beschert.“

Eine Aussage, die immerhin die persönliche Meinung von Johannes weiterbringen kann. Die Kinder sollen bei Projekten wie diesem Kompetenz erhalten, sich mit den Inhalten auseinanderzusetzen.

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