Radtour durch LeverkusenZeitreise durch die Parks der Stadt – Sommerprogramm startet

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Mit Fahrrädern auf Stadtrundfahrt durch Leverkusen. Ellen Lorenz gibt überall die entsprechenden Erläuterungen.

Mit Fahrrädern auf Stadtrundfahrt durch Leverkusen. Ellen Lorenz gibt überall die entsprechenden Erläuterungen.

Leverkusen – „Kleinode für die Entspannung“, mit diesem Titel wird die Radtour durch Leverkusens Parks beworben. Man könnte auch vermuten, dass es anstrengend sei, drei Stunden in der Fahrradkolonne hin und herzutingeln. Doch unter der Leitung der Stadtführerin Ellen Lorentz wird es tatsächlich ein entspanntes Radeln bei angenehm warmen Temperaturen. Und nebenbei erfährt man noch allerhand (Kunst-)Historisches über Leverkusen. Die Tour, extra nach Hygienevorschriften neu ausgearbeitet, bildet den Auftakt ins Sommerprogramm der Stadtführungen zu Rad und zu Fuß.

Die Stadt bietet rekordverdächtige 42 Parks; selbst der Chempark ist bekannt für seine große Grünfläche. Finanziert vom Stiftungsfond hatten es sich die Stadtplaner (zuvorderst Carl Duisberg) zum Ziel gemacht, eine wahrhaftige Gartenstadt zu erschaffen, um den Standort attraktiv zu gestalten. Um 1900 wurden von der Bayer AG zunächst Privatparks an den Villen der Direktoren angelegt. Doch der große Carl-Duisberg-Park auf dem Gelände des Chemparks war von Anbeginn an zur Entspannung für die Mitarbeiter des Chemiekonzerns gedacht.

Nach englischem Vorbild

Nach dem Vorbild englischer Gärten angelegt, beinhaltet er zahlreiche wertvolle Skulpturen des Künstlers Fritz Klimsch.

In der zwölfköpfigen Radfahrergruppe geht es unter dem schwergrünen Blätterdach über weiche Erdwege. Zwischen dem Carl-Duisberg-Park und dem Casino gab es früher einen Tenniscourt. Auch andere gehobene Sportarten wie Rudern und Hockey wurden betrieben. Die Grenze zwischen Leverkusen und Köln ging damals mitten durch den Park. Später wurde gegenüber des Casinos zu Ehren Carl Duisbergs und seiner Frau Johanna eine Grabstätte errichtet. Am weißen Floratempel hört man den Verkehr plötzlich nicht mehr, nur wildes Vogelgezwitscher ertönt zwischen den schlanken Jugendstilfiguren.

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Der Japanische Garten, aktuell noch geschlossen, wurde komplett verlegt – als er nicht mehr Duisbergs Privatgarten mit geschäftlichem Teehaus war. 1913 hatte Duisberg die Bauteile für die Architekturen selbst aus Japan mitgebracht. Von der Brücke kann man an diesem Samstag auf die im Seerosenteich schwimmenden Kois und die geduldigen Schildkröten sehen. Vereinzelte Regentropfen kräuseln das Wasser.

Weiter geht die Tour durch die Beamtensiedlung, in der man mit beruflichem Aufstieg auch in gehobenere Häuser umziehen durfte. Dann durch die „Siedlung Eigenheim“ und die „Siedlung Johanna“, für deren Bau die Dhünn verlegt und eingedeicht wurde. Ein tiefliegender Park stellt noch heute ein Überlaufbecken dar. Von den prominent herausragenden Balkonen am Siedlungszentrum haben Anfang des 20. Jahrhunderts Aufseher das örtliche Treiben beobachtet.

Die Gruppe begrüßt den Elefanten vor der „Siedlung Anna“, der von den Nationalsozialisten erst gewendet und später wieder zurückgedreht wurde. Dann geht es über die Brücke zur Doktorsburg, die im 13. Jahrhundert noch eine Wasserburg war – umflossen von Dhünn, Mutzbach und Mäander. Auf dem Gebiet des heutigen Neulandparks sollte ehemals ein Volkspark entstehen, die Dhünn sollte ein schiffbarer Kanal werden. Heute ist die Renaturierung entlang der Fahrradroute unter der Autobahn im Gange.

Luftschneise für die Stadt

Der kilometerlange Grünzug wurde als Luftschneise geplant, um die Stadt vor Überhitzung zu schützen. Bei den aktuellen Baumaßnahmen wird dies leider nicht mehr beachtet. Über den sich ständig im Wandel befindlichen Neulandpark, der 2005 zur Gartenschau entstand, führt die Tour zum „Feierabend-Denkmal“ in der Siedlung Anna. Erst durch die Verkürzung der – Anfang des 20. Jahrhunderts normalen – zwölf bis 16 Stunden-Arbeitstage bei Bayer konnte so etwas wie Feierabend überhaupt entstehen. Freizeit war Carl Duisberg als Thema immer wichtig, und so hielt auch die Volkspädagogik in Leverkusen Einzug.

Im Erholungspark verabschiedet sich Ellen Lorentz wieder von ihrer Gruppe, aber nicht ohne die Zeitreise zu komplettieren: Fast kann man sich vorstellen, wie die Bewohnerinnen des Mädchenwohnheims am Fußballplatz vorbeispazieren, um auf dem Tanztee im Erholungshaus jemanden kennenzulernen und sich eine Zukunft in der Bayer-Stadt aufzubauen…

Die nächste Radtour findet am Sonntag, 21. Juni, ab 14 Uhr statt. Diesmal geht es um das Thema „Wohnen und Leben in Leverkusen“. Treffpunkt ist an der Westseite des Bahnhofs Opladen, Freiherr-vom-Stein-Straße. Der nächste Stadtspaziergang startet am Donnerstag, 5. Juli, um 18 Uhr am Landrat Trimborn-Platz 1. Interessierte begeben sich hier auf die Spuren der Vergangenheit in Opladen. Anmeldungen sind erforderlich unter ☎ 0214 / 31 49 15 25 oder per E-Mail.kontakt@stadtfuehrung-leverkusen.dewww.stadtführung-leverkusen.de

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