Reporterin läuft ersten HalbmarathonDer Tiefpunkt kommt im Neulandpark

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Jetzt macht’s wieder viel Spaß: Marie Welling kurz vorm Ziel.

Jetzt macht’s wieder viel Spaß: Marie Welling kurz vorm Ziel.

  • Marie Welling, Reporterin für den Leverkusener Anzeiger, lief beim EVL-Halbmarathon mit.
  • Für sie ist es der erste Halbmarathon, den sie jemals gelaufen ist.
  • Wie sich das anfühlt, wo die Kraft versagt und wo das Glück zurückkommt. Ein Bericht.

Leverkusen – Die Sonne brennt. Ich schwitze. Der Neulandpark kommt mir vor wie eine Wüste. Zu diesem Zeitpunkt bin ich so weit entfernt vom sagenumwobenen „Runner’s High“wie nie. Der EVL-Halbmarathon ist mein erster – und mein letzter. Davon bin ich überzeugt im trockenen, heißen Neulandpark. „Du hast über die Hälfte geschafft. Du bist nicht unsportlich. Den Rest läufst du jetzt auch noch“, sage ich mir.

Irgendwie schaffe ich es wieder heraus aus meinem „Runner’s Low“. Es ist motivierend die Menschen zu sehen, die uns anfeuern und klatschen, obwohl ich sie gar nicht kenne. Mit rund 4500 Läufern ist der Leverkusener Halbmarathon nicht gerade klein. Trotzdem ist die Atmosphäre familiär. Man bekommt mit, wie alle mitfiebern, wie Nachbarn, Freunde und Familie am Wegesrand stehen und klatschen.

Locker laufen oder ins Ziel schleppen?

Nach der letzten Trainingseinheit mit meinem Laufpartner Dennis Strack kamen mir nach knapp 17 Kilometern leichte Zweifel, ob ich den Halbmarathon ins Ziel laufe oder mich mehr schlecht als Recht über die Linie schleppe. Menschen mit Wettkampferfahrung haben mir eingebläut, in der Situation eines Halbmarathons sähe alles noch einmal anders aus – der sportliche Ehrgeiz treibe die Laufenden ins Ziel.

Ich muss sagen: Diese Menschen haben Recht. Es ist ein anderes Gefühl, alleine an der Dhünn entlang vor sich hin zu traben als in der Gruppe. Auch wenn ich die Menschen nicht kenne, die mich überholen oder eine Weile neben mir herlaufen: Wir sitzen doch alle im selben Boot und dieses Boot heißt Halbmarathon. Diese Art von Gruppendynamik ist neu für mich und besonders präsent kurz vor dem Start.

Daumen hoch am Start

Der sehr athletisch wirkende Herr neben mir macht ein Daumen-hoch-Zeichen. Man grinst sich an. Alle motivieren sich für die 21 Kilometer durch die schönsten Ecken der Stadt und schließlich die Bayarena, ganz nah vorbei am Fußballfeld. Als Kind eines lebenslangen Bayer-04-Fans wird damit ein kleiner Traum wahr.

Bei Kilometer acht merke ich, wie sich eine Blase unter meinem Fuß bildet. Also Zähne zusammenbeißen. Für regelmäßige Erheiterung sorgen die Sprüche auf den Plakaten, die die Kilometeranzahl anzeigen. „Nur wo du zu Fuß warst, bist du auch wirklich gewesen“ (Goethe) oder „Eigentlich wollte ich nur Brötchen holen, doch jetzt bin ich hier rein geraten“.

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Nachdem mein Tief im Neulandpark überwunden ist, läuft es sich fast wie von alleine. Aber eben nur fast. Mit Dennis rede ich über die Uni, Arbeit, Leben, Politik. Dann kommt die größte Herausforderung: der Sauerberg. „Wir joggen den hoch, hier wird nicht gegangen“, so Dennis. Oben fühlt es sich an, als hätte ich den Mount Everest bestiegen. Ich weiß: Heute war nicht der Weg mein Ziel, sondern das Ziel.

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