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Sankt Thomas Morus LeverkusenDer fatale Knacks im Dachbalken

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Hendrik Hülz und Norbert Hölzer in der Kirche, die aufgegeben wird. Der Namenspatron Thomas Morus ist aus Bronze.

Hendrik Hülz und Norbert Hölzer in der Kirche, die aufgegeben wird. Der Namenspatron Thomas Morus ist aus Bronze.

Leverkusen – Als es im Januar 2016 während eines Gottesdienstes mit einer Sternsingergruppe in der Kirche Sankt Thomas Morus laut knallte, hatte noch niemand an etwas Böses gedacht. In dem Kindergottesdienst hatte ein tragender Dachbalken einen Knacks oder sogar den entscheidenden Bruch erlitten, der jetzt sicher die Auflösung der selbstständigen West-Schlebuscher Gemeinde zur Folge haben wird.

An Neujahr 2020 sollen die Mitglieder von Thomas Morus an die zentrale Gemeinde Sankt Andreas angegliedert werden. Der Pfarrer Hendrik Hülz nennt es lieber eine Fusion, aber der Name Thomas Morus wird verschwinden.

Keinen Vorstand gefunden

Diese Entscheidung überbrachten der Schlebuscher Pfarrer und Norbert Hölzer vom Kirchenvorstand der kleinen Gemeinde am Alter Grenzweg am Donnerstag in einer sozusagen nicht-öffentlichen Gemeindeversammlung. 20 Personen seien gekommen, sagte Hülz. Einen Tag später, am Freitag, gab es ein Pressegespräch. Nach der Aussage eines Mitglieds soll die Stimmung in der Gemeinde Sankt Thomas Morus nicht besonders gut sein, weshalb sich auch kein eigener Kirchenvorstand mehr gefunden habe.

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Wie der „Leverkusener Anzeiger“ berichtete, wird das Kirchengebäude aufgegeben. Das Erzbistum Köln hatte schon recht bald nach dem Knacks im Dach entschieden, kein Geld für die Sanierung zu geben. Für die Schlebuscher ist ein neues Dach aus der Gemeindekasse nicht zu bezahlen; es kursieren mehrere Zahlen, ein neues Dach dürfte 600 000 bis über eine Millionen Euro kosten.

Das Stützgerüst kostet viel Geld

Zur Zeit wird das marode Gebälk mit einem Gerüst gestützt, das den kompletten Kirchenraum einnimmt – auch das kostet jeden Monat Geld. Deshalb möchte man schnell handeln und bald die Kirche profanieren, also dem Gebäude mit einem Ritual die Weihe wieder entnehmen, die es 1962 bei der Inbetriebnahme als Gotteshaus durch einen Bischof erhalten hatte. Auch die Reliquie muss bei diesem Ritual wieder aus dem Altar herausgeholt werden. In jeder katholischen Kirche sind sterbliche Überreste – vorzugsweise von Heiligen – im Altar beigesetzt. Wessen Überreste in Sankt Thomas Morus liegen, da mussten Pfarrer Hülz und Norbert Hölzer passen: „Wir müssen im Pfarrarchiv nachsehen.“

Viel schwieriger als diese Recherche ist es, eine Idee für die künftige Nutzung des Gebäudes zu entwickeln. Die ist noch nicht da. Es gibt laut Hülz und Hölzer drei Optionen: Das Teuerste wäre es, das Dach zu sanieren, das wurde verworfen. Am billigsten wäre es, den Backsteinbau mit dem Kleeblatt-Grundriss abzubrechen und das Grundstück zu verkaufen. Aber dagegen steht der Denkmalschutz, unter dem das Ensemble Thomas Morus seit 1995 steht.

Am liebsten: karitative Nutzung

Auch einem Umbau des Gebäudes müssten die Denkmalschützer zustimmen. Am sympathischsten wäre den Vermögensverwaltern eine karitative Nutzung, wie auch immer man die umsetzen will: Der Innenraum wäre mit einer Verstärkung auch ohne Dach standsicher.

Aber der Kirchenbau hat nur lange senkrechte und bunte Fenster, wie Schießscharten, die müssten erhalten werden. Aus der Wand ein paar neue Fenster herauszubrechen, das wird eher nicht funktionieren.

Hölzer und Hülz hoffen, dass sich ein Investor findet, der auch eine zündende Idee mitbringt.

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