So liefen die DealsWie der Leverkusener Clanchef Michael G. an seine Autos kam

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  • Der Prozess gegen den Leverkusener Clanchef Michael G. ist in vollem Gange.
  • Am Donnerstag berichtete ein Zeuge von ungewöhnlichen Geschäften mit Autos, in die G. verwickelt gewesen sein soll.
  • In beiden Fällen ging es um teure Fahrzeuge des Herstellers Mercedes.

Leverkusen/Köln – Es muss eine merkwürdige Situation gewesen sein für Georg N. (Name geändert), einen Zeugen im Prozess gegen Michael G., Chef der stadtbekannten Leverkusener Großfamilie. Am 19. April 2015 war N. nach eigener Aussage auf einer Autobahn unterwegs gewesen, als plötzlich ein anderes Fahrzeug auf seiner Höhe auftauchte und dessen Fahrer auf sich aufmerksam machte. Am Steuer saß Michael G., der signalisierte, mit N. sprechen zu wollen. Es ging um das Auto, das dieser fuhr. Einen Mercedes SLS 63 AMG.

Michael G. sei stark daran interessiert gewesen, ihm das Auto abzukaufen, berichtete der Zeuge. Zunächst scheiterte er aber mit seinem Vorhaben, da es sich um ein Leasing-Fahrzeug handelte. Erst als G. später am Tag in der Firma auftauchte, in der N. die Geschäfte führt, sei es zu konkreten Verhandlungen gekommen. Im Endeffekt entschied sich N. dazu, der Firma Mercedes das Auto aus dem Leasing-Vertrag rauszukaufen und es an Michael G. abzugeben. 125 000 Euro erhielt er für das beinahe 600 PS starke Gefährt.

Mutmaßlicher Strohmann im Vertrag

Und dann berichtete N. etwas Ungewöhnliches. Nicht Michael G. sei Partner im Kaufvertrag gewesen, sondern Kurosch A., der mitangeklagte mutmaßliche Strohmann von G., der auch in dessen Immobiliengeschäfte verwickelt sein soll. N. betonte vor Gericht allerdings, er habe den starken Eindruck gehabt, dass der Mercedes für G. selbst gewesen sei. Der Mercedes SLS sollte aber nicht das einzige Auto bleiben, das in der Beziehung zwischen G. und N. eine Rolle spielt. Rund zwei Jahre später wollte G. erneut einen Luxus-Mercedes kaufen. In diesem Fall einen Mercedes GT R.

Selbst kam der Angeklagte aber nicht an dieses Modell heran, sagte N. aus. Also habe er ihn darum gebeten, seine Kontakte bei Mercedes zu nutzen und das Fahrzeug zu kaufen. Das habe N. dann auch getan, sagte er. Als er im August 2017 dann jedoch das Geld von Michael G. haben wollte, sei keins mehr da gewesen. So blieb N. auf dem Auto sitzen. Ein Fahrzeug, das überhaupt nicht seinem Geschmack entspricht, betonte der Zeuge. Er habe zudem neue Reifen kaufen und eine Anzahlung von 25 000 Euro leisten müssen. Nach einem Jahr gab er den GT R schließlich wieder ab. Zur Anzeige brachte er den Fall aber offenbar nicht. Vielmehr betrachtete er das gezahlte Geld als Lehrgeld.

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Zudem soll es einen Vorfall gegeben haben, der nichts mit Autos zu tun gehabt hat. N. berichtete, G. habe ihn einmal darum gebeten, eine erhebliche Summe Schweizer Franken umzutauschen. „Das war offensichtlich Schwarzgeld. So etwas mache ich nicht“, betonte der Zeuge. In diesem Fall hatte N. offenbar rechtzeitig gemerkt, dass er am Ende nur verlieren kann.

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