Solange Tafeln geschlossen sindManforter backen täglich Pizzen für Wohnungslose
Latife Zendeli gibt in Manfort Essen für Obdachlose aus. Kronos Titan unterstützt ihr Projekt jetzt mit Spenden.
Copyright: Ralf Krieger
Leverkusen – Routiniert rollt Latife Zendeli den Pizzateig rund aus und bestreicht ihn mit Tomatensoße. „Schnell, sonst wird die Pizza kalt“, dirigiert sie einen ihrer vier Söhne. Er soll den Pizzaschneider aus dem Nebenraum holen während sie zwei fertige Pizzen aus dem Ofen befördert. In der Pizzeria Demilati hat Latife Zendeli das Zepter in der Hand. Sie behält den Überblick, auch wenn es einmal hektisch wird, denn neben dem normalen Liefergeschäft backt sie zurzeit kostenlose Pizzen für Wohnungslose.
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Alles begann mit einer Frage ihres 17-jährigen Sohns beim Abendessen. „Wir saßen beim Essen, und dann fragte mein Sohn, was eigentlich mit den Obdachlosen passiert während der Corona-Krise“, erzählt Zendeli. Ende März veröffentlichte sie einen Facebook-Post, in dem sie bekanntgab, dass wohnungslose Menschen bei ihr eine frische Pizza bekämen. Seit dem 20. März führen sie und ihre Familie nun eine Strichliste über die Anzahl der Pizzen, die bereits für die Wohnungslosen, die jeden Tag vor dem Haus auf eine dampfende Pizza warten, gebacken wurden. „Wir sind jetzt bei 532“, sagt Zendeli nicht ohne Stolz. Einmal habe sie auch Pasta gemacht für eine Dame, die Probleme mit den Zähnen habe und nicht richtig kauen könne. Dazu gibt es außerdem noch Tüten mit Obst und kleineren Snacks.
Mit Spenden
Um das Projekt zu unterstützen und weiterhin zu ermöglichen, spendete „Kronos Cares“, ein Programm von Kronos Titan, 2500 Euro an die Pizzeria. „Wir suchen uns häufig Initiativen aus, wo man selber auch Hand anlegen kann und in den Dialog mit den Menschen kommt“, erklärt Hans-Jürgen Theus, Geschäftsführer von Kronos Titan. Durch einen Bericht über das Projekt im Fernsehen seien die Mitarbeiter darauf aufmerksam geworden.
Da die Familie die Pizzaproduktion bisher aus eigener Tasche finanziert hat, beschloss Kronos Cares, die Pizzeria zu unterstützen, um das Projekt auch längerfristig während der Corona-Krise zu ermöglichen. „So eine große Spende ist natürlich eine Erleichterung für uns. Wir ziehen das bis zum Ende durch“, sagt Zendeli bestimmt. „Irgendwann wird es bergauf gehen und die Tafeln werden wieder öffnen“. Auch kleinere Materialspenden habe es schon gegeben, in Form von Obst, Hygieneartikeln und Tierfutter, da einige Wohnungslose auch ihre Hunde immer mit dabei haben.
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Zurzeit backt der Familienbetrieb zwischen 15 und 25 Pizzen pro Tag für Wohnungslose. Wer sich eine Pizza abholen möchte, wartet draußen vor der Pizzeria. Wenn es regnet, wird die Markise ausgefahren, damit niemand im Regen stehen muss. Zendeli lässt sich dann den Caritas-Pass der Personen zeigen, da sie schon die Erfahrung gemacht habe, dass auch nicht-hilfsbedürftige Menschen ihr Engagement ausgenutzt haben.
Große Dankbarkeit
Zweifeln lässt sie das jedoch nicht. „Wir bekommen hier von den Menschen so viele Geschichten mit. Es sind sehr viele Schicksalsschläge dabei und das kann allen passieren“, findet Zendeli. „Wir sollten alle froh sein, ein Dach über dem Kopf und zu essen zu haben“. Die große Dankbarkeit der Menschen sei für sie auch so etwas wie eine Belohnung.
Erst letzten Dienstag sei ein Herr vorbei gekommen, der sich ganz überschwänglich bei der Familie bedankt habe, erzählt Zendeli. Über Langeweile während Coronazeiten kann sich der Pizzabetrieb nicht beschweren. „Wir haben immer recht viel zu tun. Natürlich fehlen Dinge, wie Kundschaft, die samstags zum Fußball schauen kommt, aber im Großen und Ganzen können wir uns wirklich nicht beschweren“, sagt Zendelis Mann Gafur.
Während die Familie dabei ist die alltäglichen Bestellungen abzubacken, kommt ein Anruf für Latife Zendeli. Ein ehemaliger Wohnungsloser, der fast jeden Tag gegen 17 Uhr mit einer Pizza von Demilati versorgt wurde, habe nun eine Wohnung. Darüber freut sich die Familie besonders. „Er hat mir am Dienstag erzählt, dass er Donnerstag endlich eine Wohnung bekommen würde. Jetzt hat er eine Pizza bestellt, die er auch bezahlen möchte. So etwas finde ich richtig schön“, freut sich Zendeli über diese kleine Erfolgsgeschichte in Krisenzeiten.