Transfer in IrakRheindorfer soll an Finanzierung von „Gotteskriegern“ beteiligt sein

Lesezeit 3 Minuten
In Syrien feierte der Rheindorfer Mario S., der sich den Namen Abu Zubayr al Almani zulegte, die Ausrufung des Islamischen Gottesstaates und stellte solche Bilder ins Netz.

In Syrien feierte der Rheindorfer Mario S., der sich den Namen Abu Zubayr al Almani zulegte, die Ausrufung des Islamischen Gottesstaates und stellte solche Bilder ins Netz.

Leverkusen – Geld zu Verwandten ins Ausland zu schicken, ist normalerweise kein Problem. Außer vielleicht, der Angehörige gehört einer Terrorgruppe an, dann wird das strafbar. Der aus Rheindorf stammenden „Gotteskrieger“ Mario S., der als Mitglied der Terrorgruppe Islamischer Staat den Kampfnamen „Abu Zubayr al Almani“ zugelegt hatte, soll Geld aus Deutschland bekommen haben. Mittelsmänner, die die Transfers organisierten, haben sich der Terrorismusfinanzierung strafbar gemacht und sitzen seit kurzem in Polen in Untersuchungshaft. Den Fahndungserfolg vermeldete der polnische Sicherheitsdienst.

Zwar gibt die polnische Staatsanwaltschaft keine konkreten Empfänger des Geldes bekannt, aber nach Informationen der traditionsreichen und offenbar gut informierten unabhängigen amerikanischen Militär-Fachzeitung „Stars and Stripes“ soll Mario S., gebürtig aus Leverkusen, über die beiden Männer in Breslau Geld zugeschickt bekommen haben.

Laufende Ermittlungen

Ob jetzt auch Angehörige Probleme bekommen, ist nicht bekannt. Die zuständige Generalbundesanwaltschaft äußert sich auf Anfrage nicht. Als Gründe nennt ein Sprecher Persönlichkeitsrechte der Betroffenen und eine mögliche Gefährdung des Ermittlungsverfahrens.

Die Ermittlungen zu den Geldsendung in den Irak leitete der polnische Inlandsgeheimdienst (ABW). Die Pressemeldung besagt, dass zwei Iraker in Breslau zwischen März und Mai 2016 Transfers von Familien der IS-Kämpfer „aus Europa“ über den Geld-Sendedienst Western Union angenommen haben. Die beiden sollen Mittelsmänner gewesen sein, die das Geld an Terroristen in den Irak weitergeschoben haben. Die Männer wurden in Polen inhaftiert. Die Maximalstrafe beträgt zwölf Jahre Haft.

Mario S. zeigte sich gern in der Pose des bewaffneten Kämpfers.

Mario S. zeigte sich gern in der Pose des bewaffneten Kämpfers.

Die Transfers aus Polen ins Kriegsgebiet wurden über das so genannte Hawala-Finanzsystem abgewickelt, teilen die polnischen Behörden mit. Dieses inoffizielle Überweisungssystem läuft über Mittelsmänner, die sich gegenseitig gut kennen und vertrauen. Sie erledigen die verbotenen Transfers gegen Gebühr auf verdeckte und auf möglichst undurchsichtig-komplizierte Art über die Ländergrenzen hinweg. Dennoch kam ihnen der Geheimdienst auf die Schliche.

In der Schule unauffällig

Ein unauffälliger und durchschnittlicher Junge sei der Rheindorfer Mario S. früher gewesen, erinnerte sich ein Lehrer. 2011 nahm der Kölner Hassprediger Ibrahim Abou Nagie dem damals 20-Jährigen das islamische Glaubensbekenntnis ab: Am Telefon und öffentlichkeitswirksam auf Video dokumentiert, ist das noch heute auf Youtube unter dem Titel „Mario aus Leverkusen nimmt den Islam an“ abrufbar. 2013 in der Frühzeit der Terrorherrschaft des IS nach Syrien ausgereist. Früh genug, dass er die Ausrufung des Kalifats dort begeistert mitfeiern konnte und das im Netz seinen über 1000 „Freunden“ mitteilen konnte.

Die erste Zeit im Krieg führte er einen regelrechten Medienfeldzug auf Youtube, Facebook und Twitter. Er fotografierte sich mit prominenten Kämpfern. Der junge Rheindorfer wurde selbst zum Promi mit Schießeisen, filmte sich bei Schießübungen, bei Kampfhandlungen schwadronierte selbstgefällig in Tarnkleidung mit umgehängten Gewehr vom wahren Islam oder filmte eine schnelle Fahrt durch Straßen im Kriegsgebiet in Syrien und Irak, bei der Gewehrfeuer zu hören ist. Später postete er Bilder von Leichen. All das ließen die sozialen Plattformen damals durchgehen, heute sind seine Mitteilungen gelöscht.

Angeblich geheiratet

Der Leverkusener soll im Krieg geheiratet haben. Seine Frau lebt. Die Dortmunderin namens Derya Ö. musste sich wegen ihrer Mitgliedschaft in einer Terroristischen Vereinigung in Düsseldorf vor Gericht verantworten. Sie bekam zwei Jahre und neun Monate Haft, befindet sich aber auf freiem Fuß: Einen Großteil der Strafe hatte sie unter anderem in der Türkei abgesessen.

Von ihr soll die Information stammen, der Rheindorfer sei vom Geheimdienst des IS gefoltert und getötet worden. Offiziell bestätigt wurde das bisher nicht.

KStA abonnieren