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Viele Hilfesuchende abgewiesen

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Die Kapazität des Leverkusener Frauenhauses reicht nicht aus und entspricht bei weitem nicht der Nachfrage. Das ergibt die Beantwortung einer Anfrage der Ratsgruppe Die Linke vom Februar 2019, die die Stadtverwaltung jetzt, nach einem halben Jahr, veröffentlicht hat. Landesweit wurden 2017 in Nordrhein-Westfalen fast 140 000 Fälle von Gewalt in der Partnerschaft angezeigt. Die Dunkelziffer wird als wesentlich höher eingeschätzt. Laut Angaben der Koordinierungsstelle Autonomer Frauenhäuser in NRW gibt es zurzeit 571 landesgeförderte Frauenplätze, 1790 müssten es gemäß der Istanbul-Konvention sein, der auch die Bundesrepublik Deutschland beigetreten ist. Folger dieser Unterversorgung: Im Jahr 2016 mussten landesweit 5888 Aufnahmegesuche abgelehnt werden.

Ähnlich ist die Situation in Leverkusen. Das Frauenhaus in Küppersteg verfügt über acht Plätze für von Gewalt betroffene Frauen mit bis zu zehn Kindern; es ist nicht barrierefrei. 2017 mussten aufgrund fehlender Plätze 162 Hilfsanfragen abgelehnt werden, 2018 waren es 159 Anfragen, die zurückgewiesen wurden. Kompliziert wird es, wenn Frauen die Unterkunft nicht bezahlen können. Durch die aktuelle Tagessatzfinanzierung muss das Frauenhaus die Kosten auf Frauen und Kinder umlegen. Das kann dazu führen, dass eine berufstätige Frau für ihren Frauenhausplatz ihr Erspartes einsetzen muss.

Nicht vorstellbar

Schafft sie das nicht, kann sie durch ihren Frauenhausaufenthalt auf Sozialhilfe angewiesen sein. „Für viele der betroffenen Frauen ist dies nicht vorstellbar und hindert sie daran, diese Hilfe in Anspruch zu nehmen“, erläutert das Leverkusener Frauenbüro.

Bei hilfsbedürftigen EU-Bürgerinnen, die noch nie in Deutschland gearbeitet haben, kann es vorkommen, dass der gewalttätige Ehemann der einzig bleibeberechtigte Angehörige ist, der Anspruch auf Sozialleistungen hat. Eine Trennung wird dann mit der Aussicht, keinen Anspruch auf Sozialleistungen oder einen Frauenhausplatz zu haben, doppelt erschwert. Die betroffene Frau muss dann oft arbeiten, was nicht immer möglich ist, wenn sie zum Beispiel kleine Kinder hat. Oftmals scheitert die Arbeitsplatzsuche aber auch an mangelnden Deutschkenntnissen. Das Frauenhaus versucht in solchen Fällen mitunter, einen Aufenthalt von vier Wochen über Spenden zu regeln.

Auch wenn das Frauenbüro eine Erweiterung des Frauenhauses um zwei bis vier Familienplätze für dringend erforderlich hält, besteht darauf keine Aussicht. Die räumlichen Gegebenheiten ließen eine solche Erweiterung nicht zu, heißt es lapidar in der Mitteilung der Stadtverwaltung. (ger)

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