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Vortrag in LeverkusenWarum Frauen und Klimaaktivisten zum Feindbild der AfD gehören

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Referentin Maren Behrensen zeigte auf, wie die AfD mit Feindbildern arbeitet.

Referentin Maren Behrensen zeigte auf, wie die AfD mit Feindbildern arbeitet.

Leverkusen – Die Alternative für Deutschland (AfD), die nach dem Anschlag in Halle auf eine Synagoge erneut scharf attackiert wurde, richtet sich mit ihrem Programm nicht nur gegen viele Minderheiten – sondern auch gegen die weibliche Emanzipation: Diesen Gedanken hat Dr. Maren Behrensen von der Universität Münster in einem Vortrag an der Marienschule in Opladen ausgeführt.

Zahlreiche Feindbilder

Behrensen erklärte, dass die AfD hauptsächlich über Feindbilder funktioniere. Dabei zentral: der Islam, Europa, Altparteien, öffentlich-rechtliche Medien, die so genannte „Gender-Ideologie“ und seit neuestem die von der Partei als Hysterie verschriene Sorge ums Klima. Behrensen arbeitete mehrere Beispiele aus den Parteiprogrammen der AfD durch, um an ihnen die Erschaffung solcher Feindbilder genauer zu erläutern.

Die Referentin beschäftigt sich schon seit einiger Zeit am Institut für christliche Soziallehre der Universität Münster mit Fragen nach Populismus und Gender in der modernen Gesellschaft. Eigentlich sei sie die harschen Umgangsformen der rechtskonservativen Gruppierungen gewöhnt und ist dennoch immer wieder überrascht über die „Offenheit, mit der die AfD gegen demokratische Grundwerte vorgeht und die Gleichgültigkeit, mit der darauf teilweise reagiert wird.“

Das Frauenbild im Mittelpunkt des Vortrages ließ viele mit den Köpfen schütteln: Laut Behrensen stelle die AfD das klassische Familienbild von Mutter, Vater und Kindern in den Mittelpunkt und lege dabei auch Wert darauf, die Mutter wieder in eine Pflegerolle zu bewegen, in der sie selten als erwerbstätige und eigenständig abgesicherte Persönlichkeit auftritt.

„Wir haben uns die Repräsentation von Frauen innerhalb dieser Partei angeschaut und festgestellt: In sehr großen Teilen geht es für sie hier nur um Küche, Kirche, Herd und Kinder,“ erklärte Roswitha Kneip vom Leverkusener Ortsring des Deutschen Frauenring. Sie hatte die Veranstaltung gemeinsam mit Martina Böhm vom katholischen Bildungswerk Leverkusen organisiert.

Dass durch die katholische Marienschule als Veranstaltungsort ein bestimmter Kontext entstand, war auch Thema bei der Diskussion. Selbstkritisch wurden die häufig widersprüchlichen Standpunkte der Kirche und des Feminismus thematisiert. Obwohl man sich in Sachen Nächstenliebe und Barmherzigkeit klar von der AfD abgrenzen würde, müsse man auch über das häufig als veraltet empfundene Frauen- und Familienbild im Christentum sprechen, so der Tenor.

Rückläufige Entwicklung

Genau deswegen sei es den Veranstalterinnen auch so wichtig gewesen, den Vortrag in einer Schule abzuhalten.

„Das ist ein Problem, was vor allen Dingen die jüngeren Generationen betrifft: Sie müssen realisieren, dass hier im Thema Emanzipation eine rückläufige Entwicklung stattfindet,“ so Kneip. Denn so kritisch der Vortrag auch war: Den Blick nach vorne hat dabei niemand verloren.

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